Artikel: Carolin Neumeier | Periodenprodukte für alle! [Foto: Carolin Neumeier]
Die UDE schmückt sich mit ihrem Mantra „Offen im Denken”, das sie gerne auf Infomaterial, Merchandise und auch der neu gestalteten Wand in der Unibibliothek zur Schau stellt. Leider wird dieser Leitsatz nicht konsequent gelebt. Die Toiletten-Situation am Essener Campus beispielsweise reflektiert dieses Ideal nicht völlig. Wie non-binäre Personen, trans* Menschen und menstruierende Studis ausgeklammert werden und was dagegen bereits gemacht wird, erfahrt ihr hier.
Die sehr durchwachsene Toiletten-Situation am Essener Campus wurde in unserem ersten Artikel dazu bereits kommentiert. Beim Sammeln von studentischen Meinungen für diesen Kommentar ist jedoch recht schnell aufgefallen, dass es doch größere Probleme gibt als nur die in die Jahre gekommenen Klos. Denn besonders für FLINTA*-Personen ist die Situation nicht nur zum schmunzeln.
All Gender Toiletten
Ein besonders großes Manko der Sanitäranlagen ist das Fehlen von All Gender Toiletten am Campus. Diese Art von WCs können einen diskriminierungsfreien Safe Space für non-binäre, agender, inter- und trans* Personen bieten. Mit einer kurzen Internetsuche zu All Gender Toiletten an deutschen Campus findet man schnell viele Universitäten, darunter auch unsere Partner-Universität RUB in Bochum, die bereits Sanitäranlagen für Menschen ohne eine genderkonkrete Identifikation bieten. Dabei ist die Etablierung solcher Klos nicht mal mit einem großen Umbau der bestehenden Sanitäranlagen verbunden, so das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf dem Regenbogenportal. Oft reicht bereits die Änderung der Beschriftung an bestehenden Toiletten. Die Pressestelle der UDE weist zu dieser Thematik daraufhin, dass das Rektorat „der Einführung genderneutraler Toiletten positiv gegenübersteht”, es anscheinend bis jetzt noch keine ausgereiften Pläne zur Etablierung solcher Sanitäranlagen gibt.
Aber leider hören dort die Probleme für Menschen nicht auf, die sich nicht mit einem binären Geschlecht identifizieren. Sam1, ein:e non-binäre Student:in in Essen, wünscht sich dringend Abfallbehälter in den Kabinen der Männertoiletten. Am Campus Duisburg, erklärt uns die Pressestelle der UDE, befindet sich inzwischen an 64 Männertoiletten ein Abfallbehälter, am Essener Campus soll die Umsetzung im Mai beginnen. Sam findet jedoch: „Das sollte einfach gegeben sein, dass man einfach einen Mülleimer auf der Toilette zu finden hat.” They hat uns von their alltäglichen Schwierigkeiten im Bezug auf die WCs am Campus erzählt. Was they im Herren-WC am meisten stört ist, „dass man gucken muss, wo man seine Menstruationsprodukte entsorgt, anstatt das dort vor Ort zu machen.” Sam empfindet dies als diskriminierend, „weil trans Männer und nicht-binäre Personen menstruieren, also manche machen das, manche nicht.” Von fehlenden Mülleimern auf den Herrenklos berichtet uns auch Noa.² Er ist trans Mann und studiert an der UDE. Für ihn ist die Situation am Campus jedoch etwas entspannter. Insofern es Kabinenklos gibt, deren Tür abschließbar ist, kann er problemlos das stille Örtchen aufsuchen.
Hygieneartikel
Für cis Frauen stellt der Gang zur Toilette in der Regel kein Problem dar, während der Regel jedoch manchmal schon. Denn wenn man mal keine Hygieneartikel zur Hand hat, kann es recht schnell unangenehm werden. An unserem Campus gibt es noch keinen gesichterten Zugang zu Menstruationsartikeln von der Universität, weder auf den Toiletten, noch über gesondert positionierte Automaten. Die UDE plant jedoch derzeit ein Pilotprojekt, bei welchem “an jeweils sechs ausgewählten (Toiletten-) Standorten, sowohl am Duisburger als auch am Essener Campus” kostenlose Hygieneartikel bereitgestellt werden sollen. Laut Stellungnahme der UDE wird dieses Projekt vom Landesprogramm für chancengerechte Hochschulen finanziell unterstützt. Auch hier geht unsere Partneruniversität wieder mit gutem Vorbild heran: An der RUB startete bereits im Oktober 2022 ein Pilotprojekt, bei dem kostenfreie Tampons am Campus ausgelegt werden. Die zentral geregelte Auslage von Hygieneartikeln wäre auch in Essen nicht nur eine Erleichterung des Studialltags für Menstruierende, sondern würde der – immer noch bestehenden – Stigmatisierung der Periode entgegenwirken.
Da solche Projekte hier bisher nur langsam anlaufen, haben bereits studentische Gruppierungen es in die Hand genommen sich aktiv für einen inklusiveren Campus einsetzen: die Fachschaftsräte. Die Fachschaftenkonferenz (FSK) plant bereits seit einer Weile aus gemeinsamen Mitteln Periodenprodukte für ca. 5000€ anzuschaffen. Leider gab es bei einer solch großen Sammelbestellung Probleme aufgrund der Vorgaben für hohe Finanzausgaben. Vereinzelt gibt es jedoch fachschaftsnahe Toiletten, auf denen ihr Produkte findet. Einzelne Fachschaften kümmern sich um die Finanzierung und regelmäßige Auslage von Hygieneartikeln für ihre Studis auf naheliegenden Toiletten.
Bei der Recherche nach Klos mit Hygieneartikeln berichtete Kim von der Fachschaft Mathematik (mit Sitz am Essener Weststadt Carree), dass es dort, dank der Zusammenarbeit mit der Mathematik-Fakultät und dem dortigen Gebäudemanagement, seit August letzten Jahres eine All Gender Toilette gibt.
Liste von freien Menstruationsartikel an der Uni in Essen:
- die Fachschaft Psychologie und Erziehungswissenschaften sorgt für kostenlose Hygieneartikel in S06. Mehr Informationen findest du hier.
- die Fachschaft für Kommunikation und Sprachen legt ebenfalls Binden und Tampons in R11 T03 aus. Deren Post ist hier verlinkt.
- die Fachschaft Sport sorgt gleich an mehreren Orten für Menstruationsartikel: in den alten und neuen Hallen, dem Sportcampus und Institutsgebäude.
- die Mathematik Fachschaft legt im Weststadt Carree in Essen an den dort vorhandenen All Gender Toiletten Hygieneartikel aus. Infos zu weiteren Klos findet ihr hier.
- am Medizincampus werden ebenfalls schon längere Zeit Produkte ausgelegt.
So lobenswert es auch ist, dass Fachschaften sich um die Auslage von Menstruationsartikeln kümmern, wäre es noch schöner, wenn nicht ehrenamtlich arbeitende Studierende solche Projekte stemmen müssten, sondern die UDE für eine schnelle und konsequente Umsetzung sorgen würde.
1Anonymisierter Name.
² Ebenfalls anonymisiert.