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Gesamtnote 3,0: Studierendenfreundlichkeit an der UDE 

Besonders jetzt gerade wirken die Campus wie Friedhöfe. Studis sind, wenn, dann in der Bib oder den gastronomischen Einrichtungen anzutreffen, ansonsten herrscht gähnende Leere. Liegt das an der vorlesungsfreien Zeit oder gibt es an der UDE ein grundlegendes Problem mit der Studierendenfreundlichkeit? 

Studierendenfreundlichkeit: Ein großes Wort, unter welchem sich jede:r etwas anderes vorstellt. Für die Einen ist es der freundliche Umgang zwischen Dozierenden und Studierenden, für die Anderen die Services der Uni, die den Studialltag erleichtern sollen und für die Nächsten das kulturelle Angebot außerhalb der Vorlesungen und Seminare. 

Wohl bewusst, wie subjektiv die Begrifflichkeit ausgelegt werden kann, haben wir diese Unzufriedenheit, die wir als studentische Redaktion selbst empfinden und immer wieder gespiegelt bekommen, mal angesprochen. Dabei stießen wir, in Gesprächen und auf Instagram, auf viel Zustimmung und erhielten die Durchschnittsnote 3,0. Somit scheint – laut Definition – die Leistung der UDE den Anforderungen der Studierenden nur im Allgemeinen zu entsprechen. Immerhin halten die meisten unserer Interviewpartner:innen die Studifreundlichkeit der UDE für befriedigend. Eine Besserung dieser Note wäre im Interesse vieler Studierenden und sicherlich auch in dem der Universität. Aber woran liegt es? Die Antwort scheint – wie so oft – eher komplex als simpel.

Kultureller Leerlauf

Das AStA-Referat für Kultur und Freiräume kümmert sich um die Planung von Veranstaltungen, um Studierenden den kulturellen Austausch an den Campus zu ermöglichen. Zuletzt hat das Team mit u.a. Nogaye Thiaw und Fabio Weisfeld eine sehr erfolgreiche Drink & Paint-Veranstaltung in Duisburg organisiert und durchgeführt. Auch die vergangenen Semestereinstiegspartys des Referates waren immer gut besucht. Aber hinter den schönen Events steht Organisation, die häufig bereits am Anfang mit größeren Hürden verbunden ist. So ist allein die Raumbuchung am Campus oft nicht leicht. Wobei es in Duisburg besser zu laufen scheint als in Essen: „Die kleinsten Prozesse sind extrem mühsam zu besprechen,” erzählt Nogaye. Beispielsweise erhalten die Referent:innen erst spät oder manchmal gar keine Antworten vom Gebäudemanagement, bei dem die Räume angefragt werden müssen. Dabei werden diese dringend benötigt, denn AStA-eigene Räumlichkeiten fehlen an beiden Standorten akut: Weder das Kunst- und Kulturcafé (KKC) in Essen, noch der AStA-Keller in Duisburg sind derzeit geöffnet oder nutzbar. Das KKC, das 2015 geschlossen wurde, kennen die meisten Studierenden selbst in höheren Semestern gar nicht mehr und die Räume in Duisburg mussten aufgrund von Schimmelbefall geschlossen werden. 

Natürlich ist, um Veranstaltungen zu planen, eine gute Zusammenarbeit zwischen Universität und AStA unabdinglich. Worin genau das Problem in der Kommunikation zwischen beiden Seiten besteht, ist die große Frage. Sind die Angestellten der Uni an der Grenze ihrer Kapazitäten und können deshalb nicht auf Anfragen antworten? Oder haben die Pläne der Studierendenschaft eine weniger hohe Priorität neben Lehrveranstaltungen? In allen Gesprächen entsteht der Eindruck, dass Universitäten und Studierendenvertretung eher gegeneinander als miteinander arbeiten. Ähnliche Verhältnisse berichten auch Fachschaftsräte (FSR), die ihren Studis neben der Studienberatung Programm bieten wollen. „Viele FSR haben Probleme damit, Nachwuchs zu finden und Studierende für die Besetzung verschiedener Gremien,” erklärt Katharina Wipperfürth von der Fachschaftenkonferenz. Deshalb bemüht sich AStA-Vorsitzende, Berfin Celik um eine Verbesserung der Kommunikation zum Rektorat und anderen Posten der Universität. Durch regelmäßige Konversationen soll den Belangen der Studierenden Gehör verschafft werden und deren Umsetzung vorangetrieben werden. Dabei geht es derzeit beispielsweise um mehr Sitzmöglichkeiten am Campus Duisburg oder den Raum der Stille in Essen (ak[due]ll berichtete).

Um auch die universitäre Perspektive auf die Studifreundlichkeit abbilden zu können, hat die ak[due]ll-Redaktion Prorektorin für Universitätskultur, Diversität und Internationales, Prof. Karen Shire, mit einem Fragenkatalog angefragt. Leider haben wir auch nach einer Woche keine Antwort erhalten. 

(Un-)Sichtbarkeit 

Aber nur den Finger zu heben, reicht leider nicht aus, denn es fehlt schier auch an Kritik seitens der Studierendenschaft. Was vielleicht bei Lerngruppen angeprangert und in Seminarräumen lamentiert wird, schafft es oft nicht als konstruktive Kritik an die notwendigen Stellen. Vielmehr nehmen die AStA-Referent:innen eine Unwissenheit in der Studierendenschaft wahr, was die studentische Selbstverwaltung und deren Angebote angeht. Für das fehlende Wissen über diese Sparte der Uni spricht auch die stetig niedrige Wahlbeteiligung bei den Wahlen des Studierendenparlamentes (StuPa). Letztes Jahr waren es 4,92% der Studierendenschaft (ak[due]ll berichtete).

Die, die sich neben ihrem Studium noch in Fachschaftsräten, dem AStA oder StuPa engagieren, agieren oft in Mehrfachbesetzung. In Gremien und Kommissionen werden händeringend studentische Vertreter:innen gesucht und am Ende machen einige wenige die (oft unbezahlte) Arbeit, die mehr Leute wesentlich leichter stemmen könnten. Natürlich ist das in Anbetracht der Situation, in der sich Studis wiederfinden, auch verständlich. Allgemein arbeiten Studierende nebenher mehr als je zuvor, so eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In der Gen Z gab es einen Anstieg der Erwerbsquote um sechs Prozent. Von diesen Ergebnissen sei ein großer Teil auf Studierende zurückzuführen. 

Kein Wunder also, dass neben Privatleben, Studium und Nebenjob wenig Zeit für ein Ehrenamt oder Gremienarbeit bleibt. Noch dazu ist die UDE eine chronische Pendleruni, was der Beteiligung an einem aktiven Campusleben möglicherweise auch im Weg steht. Zur Verbesserung der Studifreundlichkeit auf eine Gesamtnote ‚gut’ oder gar ‚sehr gut’ an unserer Uni sind am Ende des Tages mehr Ambitionen von universitärer wie von studentischer Seite notwendig. Am wichtigsten scheint aber mehr Bemühung im Sinne der Zusammenarbeit zu sein. 

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Carolin (24) schreibt seit April 2024 für die ak[due]ll. Als Redakteurin interessieren sie Themen wie intersektionaler Feminismus, das Campusleben in Essen und lokale Happenings. In der Redaktion ist sie als car bekannt.