Artikel: Volker Strauß | In den Zwanzigern steht uns die ganze Welt offen, sagt man. Ganz schön gruselig, oder? [Illustration: Jorge Schatz]
Studium vorbei, was jetzt? Dieser Frage müssen sich die meisten von uns in den nächsten Jahren stellen. Warum es normal ist, damit zu struggeln, und wie man damit am besten umgehen kann, könnt ihr hier weiterlesen.
Hey, herzlichen Glückwunsch, du hast dein Studium abgeschlossen! Stolz hältst du dein Bachelor- oder vielleicht sogar dein Master-Zeugnis in der Hand. Aber jetzt kommt diese komische Phase, wo du dich fragst: „Was jetzt?“. Dazu erstmal so viel: Du bist nicht allein. Viele Absolvent:innen fühlen sich genauso wie du: Dieses ambivalente Gefühl der Mischung aus Freiheit,Planlosigkeit und Überforderung teilst du mit vielen anderen.
Rückblickend sind die Mittzwanziger für viele Erwachsene eine Zeit der Freiheit, ein Leben ohne Verpflichtungen oder Sorgen. „Genieß deine Zwanziger, das ist die beste Zeit deines Lebens!“. Diesen Spruch hat jede:r von uns, neben dem typischen „Und was macht man dann damit?“, doch sicher schon von einem:einer Verwandten auf einer Familienfeier gehört – und von außen betrachtet stimmt das vielleicht auch. Noch nie in unserem Leben gab es mehr Freiheit, mehr Möglichkeiten und mehr Entscheidungen zu treffen, aber diese Welt der Möglichkeiten stellt uns auch vor große Herausforderungen, denn diese Entscheidungen müssen auch getroffen werden. Irgendwann ist das Studium vorbei und wir müssen uns für einen Weg entscheiden. Jetzt kommen die großen Fragen.
Quarterlife-Crisis?
Wer sich mit dem Leben nach dem Studium beschäftigt, stolpert schnell über diesen doch eher populärpsychologischen Begriff der Quarterlife-Crisis, quasi die kleine Schwester der Midlife-Crisis. Geprägt wurde dieser Begriff von den US-Amerikanerinnen Abby Wilner und Alexandra Robbins, die in ihrem Buch Quarterlife Crisis. Die Sinnkrise der Mittzwanziger über ihre Erfahrungen und Probleme nach dem Studium berichten. Die Quarterlife-Crisis beschreibt die Unsicherheit und die Zweifel am eigenen Lebensentwurf, an der Wahl des Studiums, der Partner:innen, des Berufsziels. Jede Entscheidung wird hinterfragt. Das kann psychisch sehr belastend sein. Die Universität Duisburg-Essen bietet viele Psychologische Beratungsangebote an und unterstützt auch beim Finden von geeigneten Therapiemöglichkeiten:
Egal ob wir jetzt den Begriff Quarterlife-Crisis verwenden möchten oder nicht, das Überwinden dieser Sinnkrise ist viel wichtiger, als seine Midlife-Crisis zu überwinden. Man stellt sich in den Zwanzigern wichtige, grundlegende Fragen: Wer bin ich? Was will ich vom Leben? Wie messe ich Erfolg? Aber auch Fragen wie: Bin ich genug qualifiziert? Finde ich überhaupt eine Stelle? Dass wir uns diese Fragen stellen, ist ganz normal. Aber trotzdem fühlen wir uns schnell überfordert, ja fast erschlagen von den ganzen Fragen.
Raus aus dem Schlamassel
Die Phase zwischen Studium und Arbeitswelt mag von Unsicherheiten und Selbstzweifeln geprägt sein, aber sie bietet auch eine Chance zur Neuorientierung und Selbstfindung. Wir haben uns nach Strategien und Tipps umgeschaut, die dir helfen, Klarheit zu gewinnen und sinnvolle Entscheidungen treffen zu können.
Drüber reden
Viele Absolvent:innen haben ähnliche Unsicherheiten wie du. Mit Familie, Freund:innen oder Kommiliton:innen zu reden, kann sehr hilfreich sein und dir ermöglichen, neue Perspektiven zu gewinnen. Vor allem zeigt es dir eins: Du bist nicht allein!
Viele kleine Schritte
Lass dich nicht von der Größe und Tragweite der Entscheidungen erschlagen. Konzentriere dich auf das, was unmittelbar vor dir liegt. So kannst du Schritt für Schritt vorankommen, ohne dich von der Gesamtaufgabe überfordert zu fühlen. Große Aufgaben können in kleinere Teilaufgaben zerlegt werden und wirken dann weniger bedrohlich.
Angebote der Uni nutzen
Die Universität Duisburg-Essen bietet ihren Studierenden Unterstützung beim Berufseinstieg und der Jobsuche.
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Unterstützung sind die Alumni-Netzwerke, die ehemalige Studierende miteinander verbinden und eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen, Wissen und beruflichen Möglichkeiten bieten. Solch ein Netzwerk dient als Brücke zwischen Studium und Karriere. Eine Übersicht einiger Alumni-Netzwerke findest du hier:
- Universität Duisburg-Essen: https://www.uni-due.de/de/alumni/absolventennetzwerke.shtml
- Ruhr-Universität Bochum: https://studium.ruhr-uni-bochum.de/de/rub-alumni
- Universität Folkwang: https://www.folkwang-uni.de/home/zielgruppenmenu/alumni
- Der Career Service des Akademischen Beratungs-Zentrum der Universität Duisburg-Essen bietet Beratung rund um die Themen Bewerbung, Recruiting und Berufseinstieg an: https://www.uni-due.de/abz/career.php
- Die Bundesagentur für Arbeit in Essen bietet direkt an der Uni eine Campus-Sprechstunde an und informiert zur Arbeitsmarktlage, hilft bei der Stellenrecherche und weiteren Fragen: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/essen/berufsberatung
Stolpern ist ok
Das klingt jetzt nach diesem „Hinfallen–Aufstehen–Krönchen richten“- Quark, ist aber der wohl wichtigste Punkt: Stolpern ist ok. Es gibt nicht den idealen Weg, es gibt oft kein richtig oder falsch und das macht die Zeit nach dem Studium ja auch so gruselig. Aber ein Fehltritt ist immer noch besser, als sich gar nicht zu trauen.