Artikel: Moritz Karrer und Carolin Neumeier | Ein Einblick in mögliche neue vegane Gerichte in den Mensen [Foto: Carolin Neumeier]
Als wir beide nach einer ak[due]ll-Redaktionssitzung den Instagram-Post zur Verkostung neuer Gerichte für die Mensen in Essen, Duisburg und Mülheim sehen, ist für uns als Mensaenthusiast:innen klar, dass wir dabei sein müssen. Nicht ganz uneigennützig, melden wir uns also an. Bei der Gelegenheit konnten wir einen Einblick bekommen, wie neue Gerichte auf dem Mensamenü landen.
Am Stichtag werden wir von der Social-Media-Beauftragten des Studierendenwerks neben der Pastatheke eingesammelt. Die Verkoster:innen bestehen aus sieben Studierenden, drei davon kennen wir sogar, denn augenscheinlich haben auch AStA-Vorsitz und StuPa-Präsidium Lust auf Mensa.
Auf dem Plan stehen fünf Kostproben, alle sorgsam kuratiert und ausgedacht vom Koch der Essener Mensa, Martin Koch. Neben Koch Koch – online als Chef de Cuisine Canteen betitelt – sind auch die Küchenleitungen und Gastronomie-Beauftragten des Studierendenwerks vor Ort. Zu Beginn verhalten diese sich alle noch recht förmlich, sogar fast „werbend” für den Service der Unimensa. Denn für sie ist die Verkostung mit Studierenden etwas Neues. Zuvor war das Küchenpersonal für das Probieren und Kritisieren zuständig.
Jetzt gibt es einen Feedbackbogen für die teilnehmenden Studis, auf dem die Kriterien (1) Optik & Farbenspiel, (2) Anrichteweise, (3) Innovation & Kreativität, (4) Geschmack, Aroma & Textur, (5) Portionsgröße sowie (6) Verkaufspreis zu bewerten sind. Wichtiger scheint den Zuständigen aber eher die Kommentarspalte darunter zu sein, deren Größe für die eine oder den anderen recht schnell ausgehen sollte. Zum Glück gibt es neben dem Feedbackbogen noch für jedes Gericht eine vollständige Zutatenliste – und außerdem die Info, wie viel das hier servierte Gericht denn kosten würde.
Der Preis ist Reis
Von Gericht zu Gericht treten wir nacheinander in eine Schlange vor dem kleinen Buffet mit einer Catering-Schale und schichten ein paar Löffel auf unsere Teller. Für jedes Gericht ist ein Musterteller bereits vorbereitet, damit wir im Punkt Optik nicht das von uns selbst lieblos Aufgeschaufelte bewerten, sondern das Gericht, wie es vielleicht einmal über die Mensatheke auf das Tablett eines Studi geht. Dann geht es an den Tisch zum Verkosten und Notieren. Manche der Studierenden kommen mit kleinen Portionen am Tisch an, um allen Speisen noch mit einigermaßen leerem Magen zu begegnen. Andere nutzen die Gelegenheit, sich mit den Köstlichkeiten gleich für die nächsten Tage zu versorgen.
Nachdem die Jury das erste Gericht verschlungen hat, herrscht erstmal Unsicherheit darüber, wie man denn nun überhaupt anständig bewertet. Zwar haben wir sieben Studierende zwischen uns mit Sicherheit hunderte, wenn nicht tausende, Mensa-Erfahrungen gesammelt, aber Food-Blogger oder Restaurant-Tester sind wir nun alle nicht. Also erhalten wir von den Küchenleitungen eine kurze Einführung dazu, wie die Gerichte und deren Preise zustande kommen. Der Preis eines jeden Gerichtes entspricht beispielsweise für Studierende immer genau das Doppelte des Einkaufspreises der Zutaten, um den Kosten für Logistik, Arbeit und Weiteres gerecht zu werden. Bis April 2024 waren es noch Festpreise, die auch lange der Inflation standgehalten hatten. Dann war diese Preispolitik für das Studierendenwerk aber nicht mehr tragbar. Nun entspricht der Preis immer dem, was man bekommt. Aber das Studierendenwerk bemüht sich stetig darum, auch preisgünstige Speisen für die Studis anzubieten. Bei zahlreichen Gerichten um die 2-Euro-Marke sehen wir diese Mühe gelungen.
Eine solche preisgünstige Speise ist auch das zweite Gericht: Ein Erdnuss-Soja-Eintopf. Optisch ist es ein brauner Eintopf. Aber es ist viel Eintopf. Und es ist verdammt lecker. Ehrlicherweise ist es der beste Eintopf, den wir seit Jahren gegessen haben. Zusätzlich ist er sogar noch vegan und holt bei vielen der Studis die Maximalpunkte in den Kategorien Geschmack, Portionsgröße und Verkaufspreis. Andere Gerichte kommen nicht ganz so gut weg. Das vierte Gericht ist leider etwas versalzen und kommt auch sonst nicht überragend bei den Tester:innen an. Die Kritik daran wird von den anwesenden Köchen und Studierendenwerk-Vertreter:innen aber gut angenommen und nochmal betont, dass sie unbedingt notwendig ist.
Gerüchteküche
Beim fünften Gericht angekommen, ist die Stimmung merklich lockerer als am Anfang: Deputy Area Manager Catering, Herr Kowalski, sitzt quer vor unserem Tisch, schwärmt vom Duisburger Unistandort und witzelt mit unserem Redakteur. Als er sich zu ihm dreht, analysiert er: „Du bist ja schon wieder am Essen!“. Ein Studi am Nebentisch erwähnt, dass in der Studierendenschaft das Gerücht umgehe, die Mensa Duisburg erhalte die Reste der Mensa Essen. Nach schallendem Gelächter wird das verneint. Wir sind aber dran und recherchieren. Tatsächlich ist es so, dass in allen Küchen des Studierendenwerks frisch und selbstständig gekocht wird. Neben den Hauptmensen in Duisburg und Essen sind das noch Standorte in Bottrop, Mülheim und an der Folkwang.
Um noch weitere Ideen für Essens-Kreationen zu finden, wird das Studierendenwerk auch in diesem Jahr wieder einen Kochwettbewerb im März veranstalten. Bei diesem können Hobbyköch:innen vegane und vegetarische Rezepte einsenden, die evaluiert und dann über mehrere Wochen hinweg testweise an den Stationen herausgegeben werden. Der:die Gewinner:in wird anhand der Verkaufszahlen ermittelt und kann sich auf einen Preis freuen.
Am Ende sind wir uns alle vor allem sicher, wie glücklich wir uns mit dem gastronomischen Angebot an der UDE schätzen können. Das Studierendenwerk zeigt sich auf jeden Fall, gewillt, Varianz und gutes Essen an Studis zu servieren. Und auch, dass es die Meinung der Studis dabei haben will.