Was plagt jüngere Generationen? Weltschmerz, Pessimismus und Existenzängste

Autorin: Freya Pauluschke | Täglich werden wir durch die Medien mit schlechten Neuigkeiten überschwemmt. Manche können gut damit umgehen, andere brauchen länger, um diese zu verarbeiten. [Foto: Freya Pauluschke]

Wir machen das Handy an und schockierende Nachrichten rasseln rein: Klimakrise, Krieg, Waldbrände, Überflutungen, Polizeigewalt, künstliche Intelligenzen und vieles mehr. Das Leben von Millennials und Generation Z ist geprägt von Sorgen und Ängsten – bezogen auf die Gegenwart, noch stärker aber auf die Zukunft. Was junge Menschen plagt und wie ihr mit Weltschmerz umgehen könnt, erfahrt ihr im Artikel.

Die Millennial Survey vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Millennials und die Generation Z pessimistischer sind als je zuvor. Gemeint ist damit deren negative Einschätzung bezüglich der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Situation in den Ländern der Befragten. Bei der Befragung kamen 800 von 16.400 Millennials und Vertreter:innen der Gen Z aus Deutschland: „Diese blicken noch sorgenvoller in die Zukunft als ihre Altersgenossen in anderen Ländern.“

Lediglich 13 Prozent der deutschen Millennials und 14 Prozent der Gen Z gehen von einer verbesserten wirtschaftlichen Zukunft aus. Weltweit denken 26 Prozent so. Unter 10 Prozent der beiden Generationen aus Deutschland glauben an eine Verbesserung der politisch-sozialen Situation. Hauptgrund für Sorge und Angst seien die Folgen des Klimawandels. Die Deloitte Global Gen Z & Millennial Survey 2023 führt dazu noch die Themen Inflation, Teuerung und Krieg in Europa auf. Kritikpunkt der jungen Generationen sei in dem Zuge unter anderem die geringe Rücksichtnahme auf die mentale Gesundheit im Arbeitsalltag.

Hinzu kommen die Zweifel an der zukünftigen Arbeitswelt, da diese immer stärker durch Industrie 4.0 geprägt wird. Gemeint ist die vierte industrielle Revolution, die Menschen und Maschinen intelligent miteinander vernetzt oder nur Maschine-zu-Maschine-Kommunikation umfasst. Daher bangen viele der 2019 Befragten darum, künftig einen Arbeitsplatz zu finden oder die entsprechenden Fähigkeiten für Industrie 4.0 aufzuweisen.

Nicolai Andersen, Leiter des Consulting-Bereichs bei Deloitte, betont: „Wenn die Generationen, die die Zukunft schultern müssen, sich so skeptisch zeigen, ist das ein deutliches Warnsignal – sowohl für Unternehmen, sich stärker auf die veränderten Bedürfnisse einzustellen, als auch an die Politik, die die Weichen für eine Verbesserung der Situation stellen müssen.“

Weltschmerz: Ursprung und Umgang

Laut dem Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik ist Weltschmerz „ein Gefühl der Trauer und schmerzhafter empfundener Melancholie, das jemand über seine eigene Unzulänglichkeit empfindet, die er zugleich als Teil der Unzulänglichkeit der Welt beziehungsweise der bestehenden Verhältnisse betrachtet, und geht meist mit Pessimismus, Resignation oder Realitätsflucht einher.“ Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert vom deutschen Schriftsteller Jean Paul geprägt. Ursprünglich ging Weltschmerz in Literatur und Musik mit dem Genuss am Leiden einher, was heute aber nicht mehr unbedingt damit gemeint ist.

Das Gefühl von Weltschmerz entsteht, weil wir bestimmte Wunschvorstellungen von der Welt haben, die jedoch nicht zu erfüllen zu sein scheinen. Leider entwickelt sich oft etwas nicht so wie gewollt und man kann nichts daran ändern, sodass diese Enttäuschung wehtut. Vor allem die jüngeren Generationen sind davon betroffen, da die Sorge um unsere Zukunft oder mehr noch die Sorge um eine sichere Zukunft für unsere Kinder groß ist. Natürlich trifft Weltschmerz nicht jede:n. Manche haben keine hohen Erwartungen an die Welt und empfinden dementsprechend weniger Schmerz oder können besser damit umgehen. Je höher die Erwartungen an unsere Welt, desto pessimistischer blicken wir auf unser Leben in ihr.

Um die psychische Belastung von Weltschmerz zu mindern, gibt es ein paar hilfreiche Strategien. Auch wenn die Medien erdrückend sein mögen, sollte man sich darüber informieren, was in der Welt geschieht. Dabei ist wichtig, dass Medien achtsam konsumiert werden, das heißt, nicht zu viel Zeit vorm Bildschirm verbringen und seriöse Quellen nutzen. Falls Berichte, Bilder oder Videos zu sehr triggern sollten, ist auch eine längere Medienpause sinnvoll. Um dem Gefühl der Ohnmacht ein wenig entgegenzuwirken, hilft aktiv werden: zu Klimademos gehen, politisch engagieren, für Krisengebiete spenden und auf Nachhaltigkeit im Alltag achten. Kleine Taten verändern letztendlich auch etwas. Des Weiteren hilft der Austausch mit anderen, sowohl im privaten Umfeld als auch mit psychotherapeutischen Fachpersonen. Gefühle mitteilen und offen über Sorgen sprechen, kann entlastend sein.


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