Tethered Caps – Wieso Flaschen und Deckel ab Juli 2024 per Gesetz unzertrennlich sind

Artikel: Anna Olivia Böke | Nicht nur Einwegflaschen, auch Getränkekartons müssen in der EU künftig mit fest verbundenen Deckeln ausgestattet sein. [Foto: Anna Olivia Böke]

Flaschen mit fest verbundenen Deckeln – für viele Verbraucher:innen ein Ärgernis. Ab sofort sind diese sogenannten „Tethered Caps” in der EU vorgeschrieben. Wieso das etwas Gutes ist, erfahrt ihr hier.

Betroffen sind Getränke wie Cola, Limonade und Milch. Seit einiger Zeit findet man schon Flaschen oder Verpackungen in den Märkten, von denen sich die Deckel nicht mehr abnehmen lassen. Diese Vorschrift gilt ab diesem Monat in der gesamten Europäischen Union. Der Grund ist eine EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass PET-Einwegflaschen und Getränkekartons einen festen Verschluss haben müssen. 

Was ist Mikroplastik?

Die Maßnahme mit den fest verbundenen Deckeln ist Teil der EU-Initiative gegen Plastikmüll. Untersuchungen an europäischen Stränden haben gezeigt, dass Kunststoffe bis zu 85 Prozent des Meeresabfalls ausmachen. Die Hälfte davon sind Einwegkunststoffartikel, darunter viele lose Verschlüsse. Ein Beispiel: Auf hundert Metern Nordseestrand wurden laut Marine Beach Litter mehr als 40 Kunststoff-Flaschendeckel gefunden. Kunststoffe sind problematisch, da sie sich nur sehr langsam zersetzen. Als Mikroplastik verbleiben sie Hunderte von Jahren in der Umwelt, werden von Tieren aufgenommen und gelangen so wieder in unseren Nahrungskreislauf.

Ein Großteil des Plastikmülls landet in den Ozeanen. Durch Wind und Wellen zerfallen diese zu kleinen, wasserunlöslichen Kunststoffpartikeln – sogenanntes sekundäres Mikroplastik, welches durch Zerfall oder Abrieb von Kunststoffprodukten entsteht. Primäres Mikroplastik sind Kunststoffpartikel, die gezielt zur Herstellung bestimmter Produkte verwendet werden, beispielsweise in der Kosmetik.

Einheitliches EU-System geplant

Dank des funktionierenden Pfandsystems in Deutschland werden 97 Prozent der PET-Flaschen zurückgegeben – 95 Prozent davon mit Deckel. Der Grund: Der Deckel verhindert das Auslaufen von Getränkeresten. In Europa sind Mehrweg- und Pfandsysteme jedoch noch die Ausnahme. Die Tethered Caps sollen EU-weit zu mehr Recycling und weniger Plastikmüll in den Meeren beitragen – nach dem Motto: Was fest ist, fliegt nicht herum. Die EU-Kommission plant zudem ein einheitliches Pfandsystem für Europa.

Die Umstellung auf die neuen Verschlüsse zwang Hersteller zur Anpassung ihrer Produktion. Coca-Cola reagierte auf die Kritik der Verbraucher:innen mit Aufklärungskampagnen. Der Konzern wirbt mit Nachhaltigkeit und betont, dass für die Produktion der neuen Verschlüsse weniger Material benötigt wird, wodurch Kunststoff eingespart wird.

Veränderungen stoßen oft auf Widerstand, doch die Erfahrung zeigt, dass die Gewöhnung schnell eintritt. Auch bei der Umstellung der Verschlüsse bei Alu-Getränkedosen von Abreißen auf Umklappen Anfang der 90er-Jahre gab es Proteste – ein längst vergessenes Thema. Wer den festen Deckel zu störend findet, kann außerdem auf Mehrwegflaschen umsteigen. Im Gegensatz zu Einwegflaschen lassen sich ihre Deckel noch abschrauben.


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