Stipendien – Ein Überblick

Autorin: Selome Abdulaziz | Mit einem Stipendium sieht es in eurem Portemonnaie hoffentlich nicht mehr so mau aus. [Foto: Selome Abdulaziz]

Studieren ist nicht günstig. Damit ihr euch voll auf euer Studium konzentrieren könnt, gibt es Stipendien, die besonders fleißige und engagierte Studierende unterstützen. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Anlaufstellen für ein Stipendium.

In Deutschland gibt es dreizehn Begabtenförderungswerke, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Diese sollen die Vielfalt der deutschen Gesellschaft widerspiegeln. Sie vergeben Stipendien für Studierende und Promovierende. Wir stellen euch diese Studienwerke sowie ein spezielles Stipendium für Studierende der Uni Duisburg-Essen (UDE) vor. 

Für alle Begabtenförderungswerke gilt: Die monatliche Förderung für deutsche Studierende und Bildungsinländer:innen (ausländische Studierende, die die Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben) entspricht dem Bafög-Satz und richtet sich nach dem Einkommen der Eltern. Zusätzlich gibt es eine monatliche Studienkostenpauschale von 300 Euro, die alle Studierenden erhalten. In der Regel wird für Bewerber:innen dieser Gruppe nur ein Erststudium gefördert. Für ausländische Studierende gibt es 861 Euro für ein Master- beziehungsweise Aufbaustudium. Ein Erststudium wird für diese Gruppe nicht gefördert. Promovierende erhalten 1200 Euro monatlich. Neben der finanziellen Unterstützung ist die ideelle Förderung ein wichtiger Bestandteil der Stipendien. Dazu gehören Seminare zu politischen und gesellschaftlichen Themen, Unterstützung bei Hürden im Studium und Veranstaltungen wie Sommerakademien. Hier lernt ihr Mitstipendiat:innen kennen, erweitert euer Fachwissen und könnt netzwerken. 

Friedrich-Ebert-Stiftung

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung fördert insbesondere Frauen, Erstakademiker:innen und Menschen mit Migrationshintergrund. Um aufgenommen zu werden, erwartet die Stiftung gesellschaftliches Engagement, beispielsweise in der Jugendarbeit, in Verbänden oder als Schulsprecher:in sowie überdurchschnittliche Leistungen in der Schule beziehungsweise im Studium. Außerdem solltet ihr euch mit den Werten der Stiftung identifizieren können. In ihrem Selbstverständnis heißt es: „Als politische Stiftung orientieren wir unsere Arbeit an den Grundwerten der Sozialen Demokratie: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.“ Ihr könnt euch über die Website online bewerben, der Zeitpunkt hängt von dem jeweiligen Förderprogramm ab.

Konrad-Adenauer-Stiftung 

Den Christdemokrat:innen steht die Konrad-Adenauer-Stiftung nah. Zu den Aufnahmekriterien gehören gute bis sehr gute Noten, eine aufgeschlossene und kommunikationsstarke Persönlichkeit, die Identifikation mit den Werten der Stiftung, Toleranz und ehrenamtliches Engagement. Die Bewerbungsfrist für die Studien- und Promotionsförderung ist jeweils der 15. Januar und der 15. Juli, für die Ausländer:innenförderung ist es der 15. Juli. Über die eigenen Inhalte schreibt die Konrad-Adenauer-Stiftung: „Freiheit und Eigenverantwortung, Solidarität und Gerechtigkeit – das sind für uns unverzichtbare Werte.“

Hanns-Seidel-Stiftung

Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung fördert nicht nur bayerische Studierende, sondern Studis im ganzen Bundesgebiet. Neben überdurchschnittlichen Leistungen und ehrenamtlichem Engagement erwartet die Stiftung „staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein“ und das Bejahen der Ziele der Stiftung. Diese betreibt „politische Bildungsarbeit mit dem Ziel, […] die ,demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage‘ zu fördern“. Bewerbungen sind vom 15. Juni bis zum 15. Juli eines Jahres im Bewerbungsportal möglich.

Heinrich-Böll-Stiftung

Die Heinrich-Böll-Stiftung steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nah. Sie fördern Studierende und Promovierende, „die den Zielen des grünen Projekts positiv gegenüber stehen, die Grundwerte der Heinrich-Böll-Stiftung – Demokratie, Ökologie, Solidarität und Gewaltfreiheit – teilen und gesellschaftspolitisch aktiv sind“. Außerdem werden, wie bei allen Begabtenförderungswerken, hervorragende Studienleistungen erwartet. Die Bewerbung ist jeweils bis zum 1. März und 1. September möglich, das Bewerbungsportal öffnet etwa sechs Wochen vorher.

Friedrich-Naumann-Stiftung

Die Friedrich-Naumann-Stiftung steht der FDP nah. Die Bewerbung über das Online-Portal ist jeweils vom 1. bis zum 30. April und vom 1. bis zum 31. Oktober geöffnet. Um aufgenommen zu werden, braucht ihr gute bis sehr gute Noten, politisches Interesse sowie Engagement und eine liberale, weltoffene Einstellung. „Wir erwarten die Bereitschaft, Verantwortung im liberalen Sinne zu übernehmen und die eigenen Fähigkeiten in die Weiterentwicklung von Gesellschaft und Kultur sowie Politik und Wirtschaft aktiv einzubringen“, heißt es auf der Website der Stiftung.

Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Partei Die Linke nahe steht, fördert auch duale Studiengänge und Masterstudiengänge. Zu den Förderkriterien gehören ein ausgeprägtes politisches oder gesellschaftliches Engagement, herausragende Studien- beziehungsweise schulische Leistungen und ein Bezug zur Stiftung. Als selbsternanntes Ziel der Stiftung gilt es, „durch politische Bildung zu Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Solidarität sowie zum Ausgleich sozialer, geschlechts- oder ethnisch bedingter Benachteiligung beizutragen“. Die Bewerbungsfrist für das Stipendium sind jeweils der 1. April und der 1. Oktober. Das Bewerbungsportal öffnet etwa sechs Wochen vor Ende der Frist.

Studienstiftung des deutschen Volkes

Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist Deutschlands größtes und ältestes Begabtenförderungswerk. Die Stiftung ist konfessionell, politisch und weltanschaulich unabhängig. Auftrag der Studienstiftung ist es, junge Menschen zu fördern, „deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung und deren Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienste der Allgemeinheit erwarten lassen“. Die fünf Förderkriterien sind intellektuelle Fähigkeiten, Leistungsbereitschaft und Motivation, Kommunikations- und Artikulationsfähigkeit, soziale Kompetenz sowie gesellschaftliches Engagement und ein breites Interessensspektrum. Das Besondere bei der Studienstiftung ist die Bewerbung. Ihr müsst entweder von Personen wie der Schulleitung oder Dozent:innen vorgeschlagen werden oder euch als Studierende im ersten oder zweiten Semester einem Auswahltest unterziehen. Die Anmeldephase für den nächsten Auswahltest, der im Frühjahr 2024 stattfinden wird, startet voraussichtlich im Januar kommenden Jahres.

Hans-Böckler-Stiftung 

Die Hans-Böckler-Stiftung ist die Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Die Stiftung fördert laut eigenen Angaben junge Menschen, „die überdurchschnittliche Leistungen erbringen, sich gewerkschaftlich, gesellschaftspolitisch oder sozial engagieren und Verantwortung in unserer Gesellschaft übernehmen wollen“. Diese Kriterien werden vor dem Hintergrund der jeweiligen Biographie betrachtet. Ihr könnt euch online bewerben, die Bewerbungsfristen findet ihr hier.

Evangelisches Studienwerk Villigst 

Das Evangelische Studienwerk Villigst ist das Begabtenförderungswerk der evangelischen Kirche. Sie suchen „engagierte junge Menschen mit Begeisterung für das eigene Fach und guten Leistungen in Schule und/oder Studium“. Außerdem erwartet das Studienwerk von Bewerber:innen soziale Kompetenzen, kritisches Reflexionsvermögen und ein ausgeprägtes Interesse an fachübergreifenden, gesellschaftlichen, religiösen und politischen Fragestellungen. Bewerber:innen sollten Mitglied in der evangelischen Kirche sein. Ausnahmen sind möglich, dann entscheidet das Motivationsschreiben. Bewerbungen für das darauffolgende Wintersemester sind zwischen dem 1. Oktober und dem 15. Januar online möglich. Für das Sommersemester sind die Bewerbungen zwischen dem 1. April und dem 15. Juli geöffnet. Ihr habt allerdings Vorteile, wenn ihr euch möglichst früh bewerbt.

Cusanuswerk

Das Cusanuswerk, das Begabtenförderungswerk der Katholischen Kirche, fördert katholische Studierende und Promovierende. Das Studierendenwerk wählt „Studierende und Promovierende aus, die ihren christlichen Glauben leben, in ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl handeln und hervorragende akademische Leistungen erwarten lassen“. Das Auswahlverfahren variiert, je nachdem, ob ihr an einer Universität oder einer Fach-, Musik-, oder Kunsthochschule studiert.

Avicenna Studienwerk

Das Avicenna Studienwerk ist das jüngste Begabtenförderungswerk und fördert muslimische Studierende. Ihr könnt das Studienwerk mit überdurchschnittlichen schulischen beziehungsweise akademischen Leistungen, sozialem Engagement und einer gut begründeten Motivation für die Bewerbung von euch überzeugen. Die Bewerbungsfristen sind der 1. April und der 1. Oktober. Wann das Bewerbungsportal öffnet, könnt ihr der Website des Begabtenförderungswerks entnehmen.

Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk

Das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) ist das Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Es fördert auch Bewerber:innen, die einen Master beginnen. Neben überdurchschnittlichen Schul- und Studienleistungen erwartet das ELES Einsatz in jüdischen Gemeinden, im sozialen Bereich oder im gesellschaftlichen Umfeld. Außerdem sollt ihr euch an der ideellen Förderung beteiligen und im stipendiatischen Netzwerk engagieren. Bewerben könnt ihr euch online hier. Geöffnet ist das Bewerbungsportal vom 1. bis zum 30. April und zwischen dem 1. und dem 31. Oktober.

Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft wird unter anderem von Unternehmen, der Stifterfamilie Murmann, Arbeitgeber:innenverbänden und staatlichen Institutionen von Bund und Ländern getragen. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, für eine chancengerechtere Gesellschaft zu kämpfen und die Werte Eigeninitiative, Unternehmergeist und gesellschaftliche Verantwortung zu fördern. Die Bewerbungsphase startet zu Beginn eines Jahres und endet am 15. März. Die Stiftung sucht „besonders leistungsfähige und -bereite Studierende aller Fachrichtungen und Hochschularten, die die Gesellschaft künftig in verantwortungsvoller Position mitgestalten wollen“.

Deutschlandstipendium der UDE

Studierende der Uni Duisburg-Essen können sich außerdem für das Deutschlandstipendium an der UDE bewerben, das nicht zu den Begabtenförderungswerken zählt. Stipendiat:innen werden ab Oktober für ein Jahr mit 300 Euro im Monat gefördert. Möglich wird das Stipendium durch regionale Unternehmen, private Förderer:innen und das BMBF. Bewerben können sich UDE-Studis, die in der Regelstudienzeit sind und Studieninteressierte, die ab dem kommenden Wintersemester ein Studium an der UDE aufnehmen wollen. Promotionsstudierende und Studierende eines kostenpflichtigen Studiengangs sind allerdings von der Bewerbung ausgeschlossen. Die Bewerbungsphase läuft zwischen dem 20. Juni und dem 18. Juli online. Für die Bewerbung braucht ihr unter anderem tabellarische Angaben zu eurem Werdegang und ein Motivationsschreiben. Neben der finanziellen Unterstützung gibt es Angebote wie eine Infoveranstaltung und eine große Dankfeier mit allen Förderer:innen.

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, ein Stipendium zu bekommen, die wir nicht alle erwähnen können. Hier findet ihr einen Überblick, welche weiteren Stipendiengeber es gibt und welche zu euch passen könnten.


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