Der größte Rap-Beef der letzten 20 Jahre

Artikel: Nikita Verbitskiy | Drake gilt schon als Maskottchen für seine Heimatstadt Toronto, der CN-Tower kürte bereits das Cover von seinem Album Views. [Foto: unsplash]

Drake, Future, Kendrick Lamar und Kanye West. Vier der größten Namen im internationalen Rap sind momentan alle im selben Streit verstrickt. Eine kleine Geschichte aller Beteiligten und warum US-Rap jetzt spannender denn je ist. 

Der Ausbruch begann mit der Veröffentlichung des Kollaborationsalbums von Future und dem Produzenten Metro Boomin. Ein seit Jahren eingespieltes Team, mit dem Albumnamen auf das Producer-Tag, also sozusagen die Signatur vom Produzenten Metro Boomin angespielt, soweit keine Überraschungen. Nun stellt sich heraus, dass der Name We Don’t Trust You, nicht nur Bezug auf die Signatur „If Young Metro don’t trust you, I’m gon’ shoot you” nimmt, sondern direkt gegen Drake gerichtet ist. Dabei waren die drei, soweit wir es wissen, alle gut miteinander. 2015 gab es sogar ein ganzes Album von Future und Drake zusammen, was fast komplett von Metro Boomin produziert wurde. Zuletzt gelang den beiden zusammen ein weiterer Hit mit Life is Good, der auf Spotify mittlerweile über 1,2 Milliarden Klicks hat.  

Dann kam auf einmal das Album. Speziell der Track Like That mit Kendrick Lamar als Überraschungsfeature, der sich kein bisschen zurück hält: „Fuck sneak dissin‘, first-person shooter, I hope they came with three switches“ bezieht sich auf den Track First Person Shooter von Drake und J. Cole und „Motherfuck the big three, n****, it’s just big me“ meißelt die Aussage in Stein. Er will nicht mit den beiden verglichen werden und sieht sich klar überlegen. Nach genauerem Hinsehen fällt auf, dass das ganze Album subtilere Angriffe bereit hält. Auch sind auf dem Album Rick Ross und Travis Scott vertreten, die in der Vergangenheit zu Drakes häufigsten Kollaborateuren gehörten, das kann also ebenfalls als eine Positionierung gedeutet werden. 

Die Antwort(en) 

Nun hat jeder Beef zwei Seiten und die andere ließ nicht lange auf sich warten: J. Cole veröffentlichte als erstes seine Antwort 7 Minute Drill, die er allerdings keine zwei Tage später bereits zurückzog und sich tatsächlich bei Kendrick entschuldigte. Als nächstes folgte Drake, dessen Antwort zunächst geleakt und am Freitag dann offiziell veröffentlicht wurde. Auf dem Track Push Ups geht er darauf ein, dass er von allen Rappern die größten Zahlen macht und seinen Gegnern in der Vergangenheit selbst zu ihren größten Hits verholfen hat, was bei Future und Rick Ross zum Beispiel definitiv der Fall war. Kendrick wirft er vor, sich für Zahlen verkaufen zu müssen, wie er es damals bei Taylor Swifts Track Bad Blood mit einem Feature tat. Kurz darauf folgte noch eine Antwort in Form des Taylor Made Freestyle, die bisher nur auf Youtube und Soundcloud veröffentlicht wurde. Hier ließ Drake zwei West-Coast-Legenden für sich sprechen: 2Pac und Snoop Dogg trugen mittels AI seine Texte vor und dissten Kendrick für ihn. Eins muss man Drake lassen: Er hat den Rap Beef in die 2020er Jahre gebracht. 

Gerade eben hieß es noch, dass es in einem Beef zwei Seiten geben muss. Eine Person sieht das anders und entschied kurzerhand, sich ebenfalls einzumischen. Und das ist niemand anderes als Kanye West, mittlerweile umbenannt in Ye, das unangefochtene Enfant Terrible des Hip Hop. Auf einem bis dato ebenfalls noch nicht offiziell veröffentlichten Remix von Like That, dem Track der das alles losgetreten hat, schießt auch er gegen Drake und J. Cole mit Zeilen wie: „I can’t even think of a Drake line (N****, who?) // Play J. Cole, get the pussy dry (I’m a god)“. 
Am Ende bleiben einige Fragen offen. Wird 21 Savage sich positionieren und wenn ja, wo? Sowohl Metro Boomin als auch Drake waren im Laufe seiner Karriere bisher wichtige Begleiter. Aber hauptsächlich: Was ist passiert? Fast jede Person, die in diesen Beef verwickelt ist, hat in der Vergangenheit zusammengearbeitet, einige davon besonders häufig. Es bleibt spannend abzuwarten, was dieser Streit noch für uns bereithalten wird.


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