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Zwischen Seminar und Kunst: Das Hörsaaltheater der UDE

Artikel: Rabea Jung | Am 17. Oktober feiert das Hörsaaltheater mit seinem neuen Stück Premiere. [Foto: Eva Zitta]

Kennt ihr schon das Hörsaaltheater? Nächste Woche, am 17. Oktober, feiert die germanistische Theatergruppe der UDE die nächste Premiere. Das Skript, eine dramatisierte Version des Romans Im Bauch der Königin von Karosh Taha, ist im Rahmen eines Seminars entstanden, wurde also von Studierenden aufbereitet. Wir haben zu Beginn der Probearbeiten mit der Regisseurin, Eva Zitta, über die Gruppe, das aktuelle Projekt und Pläne für die Zukunft gesprochen. 

ak[due]ll: Wann wurde das Hörsaaltheater gegründet? 

Eva Zitta: 2022 haben wir das erste Hörsaaltheaterprojekt gemacht in dem Format, in dem es jetzt existiert, am 20. September 2022 war die erste Premiere. Es gab einen Vorläufer, das Seminar „Präsentationspraxis für Studierende“, das war eine Lesungsinszenierung, da waren wir aber noch nicht im Hörsaal.

ak[due]ll: Sie sind in verschiedenen Bereichen tätig – wie kamen Sie auf die Idee, das Hörsaaltheater zu gründen? Können Sie mir etwas zur Entstehungsgeschichte erzählen?

Eva Zitta: Der Impuls kam von Corinna Schlicht, die ich auch als ehemalige Kollegin kenne. Ich habe tatsächlich in der Sprachwissenschaft gearbeitet, bevor ich im Theaterbereich gearbeitet habe. Ich war sofort Feuer und Flamme, weil ich die Verschränkung von einem akademischen bzw. germanistischen Blick auf Texte mit der Umsetzung sehr spannend fand. Es war klar, dass dann die Leute, die auf der Bühne stehen, ein tiefes Textverständnis haben und sich mit der Methodik auseinandersetzen. Das war eine spannende Kombination, die mich interessiert hat. Die Praxisumsetzung der Germanistikstudierenden ist was, wovon ich und die Zielgruppe profitieren können.

ak[due]ll: Was ist Ihnen bei der Arbeit mit Studierenden besonders wichtig?

Eva Zitta: Spezifisch für dieses Projekt ist es mir wichtig, zu stärken, dass ein eigener kreativer Umgang gefördert wird. Dass auf Augenhöhe etwas erarbeitet wird, dass ich mehr wie eine hilfreiche Raumhalterin bin für das, was passiert, dass ich mein Handwerk reinbringe, aber dass alle gleichzeitig ihre Umsetzungsmöglichkeiten aktivieren – das ist mir wichtig. Und das unterscheidet sich auch von der Arbeit mit Profis oder theaterpädagogischen Projekten in anderen Gruppen. Mit letzteren arbeitet  man zum Beispiel anleitender. 

ak[due]ll: Wie läuft ein Projektzyklus für das Hörsaaltheater ab?

Eva Zitta: In der Vergangenheit war das immer unterschiedlich und nicht immer gut vorhersagbar, wann genau wir mit der Planung beginnen. An sich haben wir in den ersten Wochen des Semesters ein Infotreffen für Interessierte. Die Premiere ist normalerweise kurz vor den Prüfungswochen, das ist so der angestrebte Zeitraum. Dieses Mal ist das anders, das hat sich aufgrund von Krankheitsfällen verschoben. 

ak[due]ll: Im vergangenen Sommersemester 2024 nutzten Sie ein Skript, welches durch das medienpraktische Seminar Drama Baby! – Textarbeit: Vom Roman zum Bühnenstück durch Leitung von Ihnen und Corinna Schlicht entstanden ist – wie kam es zu der Idee? 

Eva Zitta: Wir sind grundsätzlich in Kontakt und so entwickelte sich die Idee. Was schön ist, ist dass das Hörsaaltheater weiter wächst und mit jedem Projektzyklus auch etwas Neues herausgefunden werden kann. Ein Semesterzeitraum ist nicht lang, um eine Premiere vorzubereiten. Gleichzeitig halten wir aktuelle Romane für interessant, die Corinna Schlicht ja auch gerne im Fokus hat. Man braucht mehr Zeit, um aus einem Roman eine Bühnenfassung zu machen – die Idee war, dass das ein Potenzial birgt, wenn man sich mit einer Gruppe vorher gesondert darüber Gedanken macht, was dramaturgisch auch eine spannende Arbeit ist.

ak[due]ll: Die Vorlage für das Skript und Arbeitsgegenstand des Seminars war der Roman Im Bauch der Königin von Karosh Taha – wie und warum haben Sie sich für diesen Roman entschieden? 

Eva Zitta: Es war tatsächlich auch aus den Gedanken vorher entstanden, aus den germanistischen Seminaren die aktuell stattfinden, vor allem bei Corinna Schlicht, relevant. Ich persönlich gehe gerne mal mit Impulsen um und habe den Roman dann gelesen. Das war mit der Kombination, vorher eine Bühnenfassung zu überlegen, interessanter Stoff; da war gar nicht viel Auswahlzeit oder Unklarheit darüber.   

ak[due]ll: Die Teilnahme an der Theatergruppe war nicht zwingend – wie viele Leute haben sich dafür entschieden, durch das Seminar teilzunehmen? Haben Sie Neuzugänge bekommen? 

Eva Zitta: Wir haben zwei Menschen, die im Textseminar waren, die jetzt auch bei uns an Bord sind. Einer war schon vorher in anderen Projekten dabei und hat sich einfach für die Textarbeit interessiert. Die andere Studierende unterstützt weiterhin, interessiert sich dramaturgisch, möchte aber gar nicht auf der Bühne stehen. 

ak[due]ll: Wie empfanden Sie die gemeinsame Arbeit? 

Eva Zitta: Der Vorlauf – die Kombination mit dem Textseminar – war super, weil die innere Vorarbeit stattgefunden hat. Vor allem für die, die an beiden Seminaren teilgenommen haben, funktioniert es jetzt anders, weil es mehr um die Struktur des Textes und Figurenfragen ging, was eine gute Vorarbeit war. Gleichzeitig haben wir gemerkt, dass es ein dickes Brett zu bohren ist, solche Dramatisierungen zu erstellen. Es  war ein Experiment, wie es im Theater immer ist – man weiß nie, was am Ende dabei rauskommt. 

ak[due]ll: Die Premiere ist am 17. Oktober – worauf kann das Publikum sich freuen? 

Eva Zitta: Wir freuen uns bisher selbst noch darauf, das herauszufinden, weil wir noch im Übergang sind von Textfassung zur Bühnenumsetzung zu kommen. Ich glaube, worauf sich das Publikum freuen kann, ist zu diesem Zeitpunkt schon große Text- und Sprachsensibilität durch den germanistischen Kontext der entsprechenden Teilnehmenden. Fan des gesprochenen Wortes zu sein, das merkt man hoffentlich unseren Arbeiten an. 

ak[due]ll: Nehmen Sie neue Mitglieder an? 

Eva Zitta: Auf jeden Fall! Es gibt keinen Casting-Prozess in dem Sinne wie man sich das vorstellt – es gibt einen sich selbst herstellenden Auswahlprozess, der in der Hand der Interessierten liegt. Wer nach den ersten Treffen bereit ist, verbindlich Zeit und Energie zu investieren und etwas mit  dem Thema anfangen kann,  ist dabei. Das hat damit zu tun, dass das hier kein Seminar ist, wo es eine Anwesenheitsliste gibt, sondern es geht darum, dass alle daran arbeiten, eine Premiere miteinander zu stemmen. Auswahlkriterien sind dabei ein hohes commitment, verbindlich in einem Team mitzuarbeiten und sich aufeinander verlassen zu können. 

„Wir sind eine ganz tolle Gruppe.“

Einen Sneak Peek auf das nächste Projekt kann Eva Zitta bereits verraten: „Es geht wahrscheinlich zumindest teilweise um Arthur Schnitzler und Enttäuschung“, was große Begeisterung bei den zum Zeitpunkt des Interviews bereits anwesenden Cast-Mitgliedern auslöst. Anne und Pia, beide seit 2022 dabei, schätzen vor allem den Zusammenhalt sowie den kreativen Freiraum am Hörsaaltheater: „Wir sind eine ganz tolle Gruppe. Ich habe hier viele Freund:innen kennengelernt und man kann sich richtig kreativ austoben“, so Anne.

Die Premiere von Im Bauch der Königin findet am 17. Oktober um 19:30 Uhr am Campus Essen im Hörsaal S05 T00 B08 statt. Ebenfalls könnt ihr die Inszenierung am folgenden Freitag, dem 18. Oktober, um 18 Uhr sehen. Der Eintritt ist frei.

Rabea (25) ist seit September 2023 Redakteurin bei der ak[due]ll. Sie studiert Anglophone Studies und Germanistik an der UDE.