Wir befinden uns in einer Wasserkrise

Artikel: Freya Pauluschke | Auch im wasserreichen Bundesland NRW steigt der Mangel an ausreichend sauberem Wasser. [Foto: Freya Pauluschke]

Heute, am 22. April, ist der Tag der Erde. Das internationale Earth Day Motto für 2024 lautet „Planet vs. Plastics“. Für Deutschland gilt das Motto „Wasser macht Leben möglich“. Doch wie steht es eigentlich gerade ums Wasser?

Der heutige Aktionstag soll die Wertschätzung für unsere Umwelt anregen und stärken. Darüber hinaus dient der Tag der Erde dazu, unser Konsumverhalten zu überdenken. Jedes Jahr gibt es einen bestimmten Schwerpunkt, der unter dem Thema Klimaschutz besonders betrachtet wird und als Hilfestellung für die individuelle nachhaltige Veränderung dienen soll. In Deutschland liegt der Fokus dieses Jahr auf Wasser, denn ohne Wasser ist kein Leben möglich. Flora, Fauna und Mensch sind von Wasser abhängig. Doch durch die immense Umweltverschmutzung steht uns immer weniger qualitatives Wasser zur Verfügung.

Die Erde ist zu 71 Prozent von Wasser bedeckt. Davon sind 97,5 Prozent Salzwasser. Lediglich 2,5 Prozent sind trinkbares Süßwasser. Doch davon sind nur 0,3 Prozent durch Flüsse, Bäche und See direkt zugänglich. 68,9 Prozent des Trinkwassers sind vereist und 30,8 Prozent befinden sich im Grundwasser.

Wir befinden uns schon länger in einer globalen Wasserkrise. Laut Oxfam haben 2,2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser und 3,6 Milliarden Menschen leben in Gebieten, die mindestens einen Monat im Jahr extrem wasserarm sind. Laut den Vereinten Nationen verschärfe sich die Lage durch den Klimawandel und es könne sein, dass bis 2050 jede:r Vierte in einem Land lebt, das von chronischem oder wiederkehrendem Süßwassermangel betroffen ist.

Lage in Europa und Deutschland

Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Allerdings sind die europäischen Maßnahmen nicht an die rasante Erwärmung und die daraus resultierenden Klimarisiken für Umwelt und Gesellschaft angepasst. Europa muss schneller handeln. Das Europäische Parlament warnte bei einer Plenartagung im Juni 2023 vor einer Wasserkrise in Europa: „Die Auswirkungen der sich abzeichnenden Dürre sind in Frankreich, Spanien und Norditalien bereits sichtbar und geben Anlass zur Sorge über die Wasserversorgung für den menschlichen Gebrauch, die Landwirtschaft und die Energieerzeugung“, heißt es im Dokument über die Schwerpunkte der Plenarsitzung. Die Wasserknappheit nimmt rasant zu, vor allem der Mittelmeerraum und Nordwesteuropa sind gefährdet.

Laut WWF sei die Wasserknappheit nicht nur auf den Klimawandel zurückzuführen, sondern auch auf schlechtes Wassermanagement. Denn Europa nutzt hauptsächlich konventionelle Wasserressourcen wie Flüsse, Seen, Stauseen, Grundwasser und Quellen. Weniger werden alternative Wasserressourcen genutzt, jedoch sollten Methoden wie Regenwassernutzung, Wasserrückgewinnung und Entsalzung angesichts der Dringlichkeit angegangen werden.

Spätestens seit dem Dürresommer im Jahr 2022 und 2023, was das wärmste Jahr seit der Aufzeichnung war, muss sich auch Deutschland um die Zukunft der Wasserversorgung bemühen. Die Langzeitfehler im Flussgebietsmanagement zeigen sich nun durch den verschärften Klimawandel: „Da wir in Deutschland bis vor kurzem kaum echte Wassersorgen hatten, fielen die Auswirkungen dieser Eingriffe nur wenig auf. Mit dem Voranschreiten der Klimakrise ändert sich das“, betont Theresa Schiller, WWF-Referentin für Internationale Wasserressourcen.

Daten der Grace-Satelliten vom Global Institute for Water Security (GIWS) in Kanada zeigen, dass Deutschland 2,5 Kubikkilometer Süßwasser pro Jahr verliert. Deutschland gehöre zu den Regionen mit den höchsten Wasserverlusten. 70 Prozent des deutschen Trinkwassers wird aus Grundwasser entnommen, doch das sinkt. In Deutschland würde es in den nächsten Sommern wahrscheinlich zu einer regional und zeitlich beschränkten Wasserknappheit kommen. Die Umweltwissenschaftlerin Claudia Pahl-Wostl warnt im Interview mit ZDF vor der Zunahme der „Nutzungskonflikte zwischen der Trinkwasserversorgung der Bevölkerung, Bewässerung in der Landwirtschaft sowie gewerblicher und industrieller Wassernutzung.“ Gleichzeitig hält sie „breite und andauernde Rationierung von Trinkwasser […] für sehr unwahrscheinlich.“ Trotz vorerst genügend Trinkwasser, muss sich Deutschland an die vom Bundesumweltministerium entwickelte Nationale Wasserstrategie halten, die 80 Maßnahmen im Wassermanagement bis 2030 vorsieht.

Wie du im Alltag Wasser sparen und Wasserverschmutzung reduzieren kannst, erfährst du bald in einem gesonderten Artikel.


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