UNESCO-Welterbetag: Denkmäler zwischen Wahrung und Wandel

Artikel: Freya Pauluschke | Wahrzeichen von Essen und dem Ruhrgebiet: das Doppelbock-Fördergerüst des Weltkulturerbe Zeche Zollverein. [Foto: Freya Pauluschke]

Heute, am 02. Juni, ist UNESCO-Welterbetag. Das diesjährige Motto lautet „Vielfalt entdecken und erleben“. Wir erklären euch, wofür die UNESCO steht, und stellen euch das Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen vor.

Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) ist eine internationale Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation und hat 200 Mitgliedsstaaten. Sie wurde am 16. November 1945 mit folgender Idee gegründet: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist er Menschen verankert werden.“ Die Aufgabe der UNESCO ist die Wahrung des Friedens und der Sicherheit, indem die Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Kultur zwischen den Völkern gefördert wird. Als Leitbild der Organisation gilt die Globale Nachhaltigkeitsagenda 2023 der Vereinten Nationen. Mit innovativen Programmen tragen die Nationalkommissionen der UNESCO zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele bei.

Die Schwerpunkte der Deutschen UNESCO-Kommission sind die Förderung hochwertiger und chancengerechter Bildung sowie Schutz, Erhalt und nachhaltige Entwicklung des Kultur- und Naturerbes. Deutschlandweit gibt es 52 Welterbestätten, darunter Denkmäler und Naturschutzgebiete. Am Aktionstag laden die Deutsche UNESCO-Kommission und der Verein UNESCO-Welterbestätten dazu ein, die verschiedensten Welterben im ganzen Land vor Ort als auch digital zu erkunden. Das Motto „Vielfalt entdecken und erleben“ soll darauf hinweisen, dass die Vielfalt im Welterbe unsere Gesellschaft und Geschichte widerspiegelt. „Sie erinnert uns daran, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind und gemeinsam Verantwortung dafür tragen, unsere Vergangenheit zu bewahren und die Zukunft zu gestalten“, betont Maria Böhmer, die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Die Welterbestätten sollen für Bürger:innen „erlebbar und begreifbar“ gemacht werden, um durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit geprägt zu werden und für die Zukunft zu lernen.

Um UNESCO-Welterbe zu werden, müssen viele Schritte abgehandelt werden. Ausschlaggebend ist der außergewöhnlich universelle Wert einer Kultur- oder Naturstätte sowie die Bedingungen der Authentizität (historische Echtheit) und Integrität (Unversehrtheit). Es gibt zehn Kriterien, anhand derer festgelegt wird, ob eine Stätte Potenzial zum UNESCO-Welterbe hat.

Weltkulturerbe Zeche Zollverein

Im Ruhrgebiet gibt es eine einzige Welterbestätte: die Zeche Zollverein in Essen. Das Industriedenkmal wurde 2001 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Von 1851 bis 1986 war die größte und modernste Steinkohleförderanlage der Welt in Betrieb. Heute gilt die Zeche Zollverein als Sinnbild einer bedeutenden Wirtschaftsepoche und als Architekturdenkmal, da sie die Formsprache des Bauhaus-Stils ausdrückt.

Die Zeche funktioniert als Zukunfts- und Transformationsstandort und versucht die sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung zu vereinen. Neben der ordnungsgemäßen Erhaltung des Denkmals, ist auch die Wiedernutzbarmachung des ehemaliges Industriekomplexes eine Aufgabe der Stiftung Zollverein. Über 90 Gebäude auf dem 100 Hektar großen Zechen- und Kokereigelände haben oder sollen eine neue nachhaltige Nutzung erhalten. In den Schornsteinen nisten beispielsweise heute gefährdete Vogelarten und im ehemaligen Gasspeicher gibt es inzwischen das „Urban Gardening Lab“, ein Bildungsprojekt von Ackerhelden machen Schule. Pädagog:innen geben Workshops für Kinder und Jugendliche, es wird gemeinsam Gemüse angebaut, Konsumverhalten hinterfragt und ökologische Nachhaltigkeit gelehrt.

Kulturelle Nachhaltigkeit wird auf dem Zechengelände durch Museen – dem Ruhr Museum und dem Red Dot Design Museum –, Führungsangebote und weitere touristische Veranstaltungen geschaffen. Mit Partizipation der lokalen Bevölkerung an der Entwicklung der Zeche Zollverein wird eine soziale Nachhaltigkeit geschaffen. Die Stiftung möchte bürgerschaftliches und stadtteilinitiatives Engagement stärker fördern, indem Kitas oder die Folkwang Universität der Künste – mit Standort am Campus Welterbe Zollverein – in Vermittlungsangebote und Projektvorhaben einbezogen werden.

Denkmalschutz und Transformation – oder Umnutzung – eines Welterbes zu vereinen, klingt erstmal nach einer Herausforderung. Die Stiftung Zollverein sieht dieses Spannungsverhältnis jedoch als Bereicherung, um Diversität, Wandel und Innovation sichtbar zu machen sowie eine nachhaltige Zukunft zu schaffen. Mit dem Prinzip „Erhalt durch Umnutzung“ steigt die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung des UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein in Essen stetig.

Mit dem Welterbetag enden gleichzeitig die Feierlichkeiten zum 25. Geburtstag der Route Industriekultur auf Zollverein. Heute finden zahlreiche Veranstaltungen auf dem Industriegelände der Zeche statt, durch die man die Vielfalt des Welterbes erkunden kann: Führungen, digitale Entdeckungsreisen, Ausstellungen zu Ruhrgebiets- und Industriefotografie und vieles mehr.

[Fotostrecke: Freya Pauluschke]


Beitrag veröffentlicht

in

von