Semesterticket in NRW in Gefahr

Artikel: Helena Wagner | ASten aus ganz NRW arbeiten zusammen an einer Lösung. [Foto: Helena Wagner]

Durch das 49-Euro-Ticket wird das Semesterticket in NRW unsicher und juristisch anfechtbar. Es droht der Wegfall des Semestertickets. Wir haben mit Frauke Pohlschmidt, AStA-Vorsitzende an der Universität Duisburg-Essen (UDE), darüber gesprochen, was das genau bedeutet und wie die ASten an den Fachhochschulen und Universitäten dagegen vorgehen.

Durch die Einführung des Deutschlandtickets wird das Solidarmodell, dem das Semesterticket unterliegt, juristisch unsicher. Das Solidarmodell funktioniert so: Alle Studierenden müssen das Ticket, das im Semesterbeitrag enthalten ist, kaufen, wodurch es für alle Studierenden günstiger wird. Voraussetzung ist jedoch, dass das Ticket nur angeboten werden darf, wenn es durch das Modell deutlich günstiger ist als ein Ticket in der gleichen Preisklasse. Das Deutschlandticket gefährdet das Modell: „Dies liegt daran, dass der Preisvorteil von dem Semesterticket hier nur noch bei 25 Prozent liegt. Vor der Einführung war das Semesterticket 84 Prozent günstiger als ein vergleichbares Ticket. Dadurch dass der Preisvorteil nun deutlich gesunken ist, ist die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Klage gegen das Semesterticket gestiegen“, erklärt Frauke Pohlschmidt, Vorsitzende des AStAs der UDE.

Um dagegen vorzugehen und für die Studierenden einen fairen Preis zu gewährleisten, hat sich das Bündnis „ASten im VRR“ gebildet. Mit diesem versuchen die verschiedenen ASten von Fachhochschulen und Universitäten in NRW gemeinsam, mit dem VRR zu sprechen, um eine Lösung zu finden. Leider waren die Gespräche bisher nicht erfolgreich: „Der VRR hat vehement eine Preisreduzierung für das Semesterticket abgelehnt, dies sei finanziell nicht möglich. Wir werden die Gespräche jedoch fortführen und uns für ein günstigeres Ticket einsetzen“, versichert Pohlschmidt.

Erneut müssen Studierende hinten anstehen

Die Konsequenz: Womöglich teurere Mobilität und erneute Vernachlässigung der Studierenden: „Würde das Semesterticket tatsächlich wegfallen, müssten die Studis auf das Deutschlandticket ausweichen. Wir möchten aber betonen, dass das nicht unser Ziel ist und wir für eine günstige Mobilität für Studierende einstehen.“

Das Bündnis geht nun in den nächsten Schritt über. In ganz NRW kündigten ASten dem VRR bereits das Semesterticket. Laut Pohlschmidt haben die Hochschulen Niederrhein und Ruhr-West sowie die FH Dortmund das Ticket bereits gekündigt, die TU Dortmund sowie die Ruhr-Uni-Bochum haben die Kündigung angekündigt. Das zog auch der AStA der UDE in Betracht und stellte dafür einen entsprechenden Antrag im Studierendenparlament der UDE: „Wird die Kündigung beschlossen, müssen wir als AStA das Semesterticket für die Studierendenschaft kündigen. Wir erhoffen uns davon, dass die Verkehrsbetriebe und Politik davon endlich wachgerüttelt werden und uns preislich entgegenkommen.“ 

Die Entscheidung der StuPa Sitzung: Das Ticket wird nicht gekündigt. Zumindest nicht direkt. Das StuPa hat entschieden, dass die Studierenden der UDE in einer Urwahl selbst entscheiden, ob das Ticket gekündigt wird oder nicht. So gebe es die Satzung der Studierendenschaft vor. Die Wahl ist vom 20. bis zum 24. November geplant. „Im Vorhinein werden wir auf allen Kanälen über die Urwahl und unsere Empfehlungen beziehungsweise die rechtlichen Probleme mit dem Ticket informieren”, schreibt der AStA in einem Beitrag auf Instagram. Außerdem wird am 07. November eine Vollversammlung stattfinden, zu der alle Studierenden eingeladen sind, um mit dem AStA in Kontakt zu treten und Fragen zu stellen. 

Unter dem Beitrag des AStAs zeigen sich manche Studierenden skeptisch. Einige der Kommentare lauten: „[…]Ihr wollt das Ticket kündigen, ohne eine Alternative in der Hand zu haben? Eine Alternative müsste […] erst noch von der Politik geschaffen werden?”, oder: „Was passiert, wenn das Deutschlandticket, wie aktuell diskutiert, nicht weitergeführt wird?” Da die Zukunft des Deutschlandtickets ebenfalls unklar ist, stellen sich Studierende unter anderem auch die Frage, wie teuer das Deutschlandticket werden müsste, damit das Solidaritätsmodell wieder greift. Auf diese Fragen hat der AStA in den Kommentaren unter dem Beitrag nicht geantwortet. [Stand 30. Oktober 2023] 

Pohlschmidt erhofft sich dennoch gute Chancen auf ein Einlenken des VRR im Falle einer Kündigung des Tickets: „Wir sehen uns hier in einer guten Verhandlungsposition, da den Verkehrsbetrieben mehrere Millionen Euro verloren gehen, wenn wir ASten nicht mehr die Verträge haben.“


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