Repost: Studie der UDE: Ungleiche Bildungsempfehlung für Rom:ja-Kinder

Artikel: Helena Wagner | Rom:ja-Kinder bekommen laut der Studie eine schlechtere Bildungsempfehlung als ihre deutschen Mitschüler:innen. [Symbolbild: pixabay]

Die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen werden von vielen Schüler:innen und ihren Eltern häufig als unfair und unverständlich wahrgenommen. Oft ist für sie nicht nachvollziehbar, warum ihr Kind die Empfehlung bekam, die es bekam. Ein Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat nun in einer Studie herausgefunden, dass besonders Kinder mit Roma-Hintergrund von Lehrkräften bei der Bildungsempfehlung unfair behandelt werden.

Die Studie wurde als Online-Studie mit 206 Lehramtsstudierenden von Hochschulen des Ruhrgebiets durchgeführt. Die Gruppe war zu 69 Prozent weiblich, 11 Prozent identifizierten sich selbst mit einer anderen ethnischen Gruppe als Deutsch oder Teil-Deutsch. Ein Team aus Forscher:innen um Dr. Sauro Civitillo vom Institut für Psychologie bat diese, Profile von 22 fiktiven männlichen Schülern an eine ihrer Meinung nach passende weiterführende Schule zu vermitteln.

Die Gruppe der fiktiven Schüler setzte sich aus 6 Roma, 6 Türkeistämmigen und 10 Kindern ohne Migrationshintergrund zusammen, die ethnische Zugehörigkeit wurde den Lehramtsstudierenden angegeben. Die fiktiven Schüler hatten alle das gleiche Leistungsniveau, trotzdem ergab die Studie ein überraschendes Ergebnis: „Wir konnten feststellen, dass fiktive männliche Schüler mit Roma-Hintergrund bei gleichem Leistungsprofil eine schlechtere Empfehlung für die weiterführende Schule erhalten als türkischstämmige oder Schüler ohne Migrationsgeschichte“, erklärt Civitillo in der Pressemitteilung der UDE.

Ethnische Diskriminierung trotz gleicher schulischer Leistungen

In der Studie wurden vor allem die Kinder mit Roma-Hintergrund der Hauptschule zugewiesen. An zweiter Stelle war das bei den türkeistämmigen Schülern der Fall. Den deutschen Schülern wurde von den Teilnehmenden am häufigsten der Besuch eines Gymnasiums empfohlen, den türkeistämmigen Schülern als zweithäufigste Gruppe und den Roma zuletzt. Dies zeigte, dass es sich bei den Gymnasialempfehlungen entgegengesetzt zu den Hauptschulempfehlungen verhält.

Civitillo sieht eine Lösung dieses Problems in der frühzeitlichen Erkennung und Bekämpfung der möglichen unfairen Behandlung: „Aufgrund unserer Ergebnisse empfehlen wir, dass von Anfang an sichergestellt wird, dass die Lehrkräfte romafeindliche Vorurteile erkennen und verhindern. Auch sollten die Curricula Informationen über die Gruppe der Roma und Sinti, ihre Herkunft und ihre Verfolgung während der NS-Zeit enthalten.“ So sollen beispielsweise bekannte Rom:ja-Persönlichkeiten aus der Öffentlichkeit im Studium behandelt werden, um Vorurteilen gegenüber der Gruppe bereits in der Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte entgegenzuwirken. Den angehenden Lehrkräften müsse die Variabilität und Heterogenität dieser Gruppe aufgezeigt werden, heißt es in der Pressemitteilung zur Studie.

Die Forscher:innen sehen im Ergebnis ihrer Studie das Problem einer Leistungsverschlechterung der betroffenen Schüler:innen. Erste Ergebnisse einer weiteren Forschung des UDE-Teams zeigen außerdem, dass die Schüler:innen auch psychisch unter der ethnischen Diskriminierung leiden.


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