Pendler:innen-Horror an der UDE: Eine Uni sucht Parkplätze

Artikel: Helena Wagner | Das Parkhaus am Campus Essen bleibt bis auf weiteres geschlossen. [Foto: Helena Wagner]

Seit dem Beginn des Wintersemesters haben es Studierende an der Universität Duisburg-Essen (UDE), die nicht in der Nähe der Campus wohnen, schwer. Nach Ausfall der Hauptbahnverbindungen zwischen Essen und Duisburg werden nun auch die Parkhäuser geschlossen. Was das für Studis und Lehrende bedeutet und wie die Uni reagiert.

Abrissarbeiten auf der A3 führen dazu, dass einige Bahnstrecken für die Zeit der Bauarbeiten nicht nutzbar sind. Das führt zu Bahnverspätungen und -ausfällen im ganzen Ruhrgebiet. Studierende und Beschäftigte der UDE, die zuvor mit der Bahn gependelt sind, müssen nun, wenn möglich, auf das Auto umsteigen. Doch nun wurde das Parkhaus am Essener Campus ganz gesperrt, auch zwei Hauptparkplätze am Campus Duisburg wurden geschlossen.

Auf Social-Media geht das Gerücht um, dass im baufälligen Parkhaus in Essen eine Deckenplatte auf ein Auto gestürzt ist, in dem glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt kein Mensch saß. Von offizieller Seite wurde dieses Gerücht nicht bestätigt. Am Schild des geschlossenen Tores zum Parkhaus kann man seit dem 24. Oktober lesen, dass das Parkhaus aus betrieblichen Gründen bis auf weiteres geschlossen ist. Damit fallen ungeplant Stellplätze auf mehr als acht Etagen für den Campus weg.

Frank Pointner, Professor an der Fakultät für Geisteswissenschaft an der UDE,  wohnt mit seiner Familie am Niederrhein, 42 Kilometer weit von der Uni entfernt. Für seinen Arbeitsweg bräuchte er mit der Bahn zwei Stunden, vorausgesetzt die Bahnen fahren. Deshalb ist er auf das Auto angewiesen, was ohne genügend Parkflächen zum Problem wird: „Mit Parkhaus gab es vielleicht nur in den ersten zwei Semesterwochen mal ein Problem. Dann war alles immer okay. Morgens um 8 Uhr muss ich erstmal meine Kinder in den Kindergarten bringen, also kann ich erst nach 8 losfahren. Wenn ich dann gegen 9 Uhr in Essen bin, bekomme ich jetzt keinen Parkplatz mehr“, berichtet Pointner.

Studis müssen wieder einmal hinten anstehen

Nun suchen Beschäftigte und Studierende händeringend nach Parkmöglichkeiten. Die Menschen, die ihre PKWs nicht ordnungsgemäß an der Gladbecker Straße in Essen parken, müssen mit Strafzetteln rechnen. Das Ordnungsamt ist dort Berichten zufolge gerade vermehrt unterwegs, was besonders die Studis trifft, die nicht mehr wissen, wo sie ihr Auto fünf Minuten vor Seminarbeginn abstellen sollen. Der Parkplatz hinter dem S6 Gebäude am Campus Essen wird von Mitarbeitenden der umliegenden Firmen mitgenutzt, was angesichts der an allen Ecken fehlenden Parkplätzen nun manchen Studis sauer aufstößt. Deshalb wird von vielen Studierenden ein Schrankensystem gefordert, um die Parkplätze ausschließlich für Uni-Zugehörige zugänglich zu machen.

Als Ausweichmöglichkeit gibt es für die Pendler:innen an der UDE nur: Zuhause bleiben, eine Bahn-Odyssee auf sich nehmen, oder viel Geld für einen Parkplatz im nahegelegenen Einkaufszentrum zahlen. Mit Kindern sieht das jedoch wieder anders aus: „Meine Lösung ist, so viel wie möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Das kann auf Kosten der Studierenden gehen, die ich gerne betreuen würde.“ Als Prüfungsausschuss-Vorsitzender des größten Prüfungsausschusses der Uni mit 8000 Studierenden kommen bei ihm jede Woche hunderte Dokumente zusammen: „Zeugnisse, Transcripts, Anträge, Zulassungen, Anerkennungen. Das kann ich nicht im Home Office! Es wäre schade, wenn Studierende auf Ihre Zeugnisse warten müssten, nur weil ich nicht parken kann“, prophezeit der Lehrende.

Am Campus Duisburg sieht die Lage ähnlich aus. Der größte Parkplatz dort steht seit dem 30. Oktober nicht mehr zur Verfügung, doch um eine Alternative wurde sich anscheinend nur spärlich gekümmert. Zwar gibt es jetzt die Möglichkeit, das Auto auf dem Zoo-Parkplatz abzustellen, doch dieser reicht bei der hohen Anzahl der Studierenden nicht aus.Die Pendel-Busse zwischen Duisburg und Essen sind nun ständig überfüllt. Für eine Uni, die sich den Namen „Pendler:innen-Uni“ auf die Flagge schreibt, ist die Situation für viele Betroffene eine Blamage.

Der schlechte Zustand des Parkhauses in Essen gab vor Schließung Anlass für lustige Memes auf Instagram. Nun werden Stimmen laut, warum sich nicht schon früher um das vor sich hin rottende Parkhaus in Essen gekümmert wurde. Pointner sagt dazu: „Die Schließung des Parkhauses hat mich nicht überrascht. Hier wurde schon Jahrzehnte nichts mehr investiert.“ Die Uni hat währenddessen die Kommentarfunktion unter ihren dazugehörigen Instagram-Beiträgen ausgestellt. Ein Eindruck der Einsichtigkeit oder des Zuhörens wird dadurch nicht vermittelt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Alternativlösung seitens der Uni nicht angekündigt.


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