Japan-Reise leicht gemacht

Artikel: Selome Abdulaziz | Kunstvoll dekorierte Sake-Fässer beim berühmten Meiji-Schrein in Tokio. [Foto: Selome Abdulaziz]

Im Mai war unsere Redakteurin zwei Wochen lang mit ihrer Schwester in Japan, um ihren Bruder im Auslandssemester zu besuchen. Sie ging die Reise naiverweise unvorbereitet an. Damit ihr nicht die gleichen Fehler macht wie sie, sind hier einige Tipps für eine Japan-Reise aufgelistet.

Zuallererst solltet ihr euch fragen: Kann ich mir die Reise überhaupt leisten? Klingt logisch, aber ich habe die Kosten vor Ort unterschätzt. Auswärts essen ist etwas günstiger als in Deutschland, jedoch sind Freizeitaktivitäten, wie das typische Karaoke oder Feiern gehen, in der Regel teurer. Auch Unterkünfte und Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Brot sind teuer, sodass Kochen im Hostel nicht unbedingt eine günstige Option ist. Achtung ist geboten vor versteckten Kosten beim Einkaufen: Meist wird der günstigere Preis ohne Mehrwertsteuer, groß aufgedruckt. In kleinerer Schrift steht der eigentliche Preis mitsamt der Steuer. Für die meisten Produkte beträgt die Mehrwertsteuer acht Prozent, deshalb ist der Unterschied oft nicht groß, es summiert sich aber schnell.

Das Nachtleben in Städten wie Tokio oder Osaka ist aufregend, keine Frage. Einen Partyurlaub à la Lloret de Mar könnt ihr aber eher weniger erwarten, es sei denn, ihr habt viel Geld zu verprassen. Der Eintritt und die Getränke im Club kosten viel und selbst in der Metropole Tokyo fährt die letzte U-Bahn um Mitternacht. Der Clubeintritt variiert sehr nach Uhrzeit, Event und Geschlecht. Männer zahlen oft deutlich mehr als Frauen. Weibliche Gäste zahlen dann beispielsweise 1000 bis 1500 Yen (6,63 Euro bis 9,95 Euro),. Männer müssen oft um die 3500 Yen bezahlen, das entspricht etwa 23 Euro. Für Softdrinks zahlt ihr um die 700 Yen (4,64 Euro), Shots kosten meist 1000 Yen. Auch die Taxi-Fahrt nach Hause wird schmerzhaft teuer, wie wir bei unserer Ankunft am Flughafen um kurz nach Mitternacht bitter erfahren mussten. Für eine Fahrt von 25 Kilometern zahlten wir über 90 Euro. In Deutschland würde  die Fahrt für die gleiche Strecke circa 60 Euro kosten.

Kulturelle Unterschiede

Jedes Land hat seinen eigenen Knigge. Damit ihr in Japan nicht in Fettnäpfchen tretet, folgen hier ein paar Tipps. Trinkgeld ist absolut nicht erwünscht und gilt als unhöflich. In Cafés, die von Einwanderer:innen geführt werden, gibt es vereinzelt Tip-Boxen, wie in einem australischen Frühstückslokal in Osaka. Wir selbst waren nicht in einem Onsen, die natürlichen heißen Quellen, von denen es in Japan zahlreiche gibt. Hier liest man allerdings immer wieder, dass sichtbare Tattoos in Onsen verboten sind. Das liegt daran, dass Tattoos in Japan oft mit Gangs der als japanische Mafia bezeichneten Yakuza verbunden werden. Informiert euch als tätowierte Person also vorher, ob ihr eure Tattoos eventuell abdecken müsst. Auch an einigen Strandabschnitten gilt das Verbot.

Zu weiteren Dingen, die ihr in Japan beachten solltet, gehört beispielsweise das Telefonierverbot in vielen U-Bahnen. Auch lautes Unterhalten ist weniger erwünscht. Eine weitere Kuriosität: Tokio gilt als eine der saubersten Großstädte der Welt, obwohl es kaum öffentliche Mülleimer gibt. Das hat einen ernsten Hintergrund: 1995 verübten Mitglieder der Endzeitsekte Aum Shinrikyo einen Anschlag in Tokioter U-Bahnen mithilfe von in Müllbeuteln getarntem Gift. Daraufhin schaffte die Stadtverwaltung die Mülleimer in Tokio ab.

Dafür gibt es an jeder Ecke die sogenannten Kombinis. Das sind Convenience Stores, also eine Art Mini-Supermarkt, in dem es fast alles gibt, was das Herz begehrt. Lebensmittel, Magazine und Getränke, aber auch Briefmarken (wichtig, falls ihr Postkarten verschicken wollt), Mülleimer und oft kostenlose Toiletten. Die gibt es in Japan auch an U-Bahn-Haltestellen und in öffentlichen Parks, sodass wir nirgends für eine Toilette zahlen mussten. Japanische Toiletten sind generell eine Sache für sich. Sie haben oft einen erwärmten Sitz (angenehm bei milden Temperaturen, eher unangenehm bei Hitze) und zahlreiche Funktionen wie ein Bidet oder das Abspielen von Musik, um eure Klogeräusche zu übertönen.

Japanische Spezialitäten wie Sushi oder Ramen sind in Deutschland ziemlich beliebt. Kulinarisch hat der Inselstaat eine Menge zu bieten – schwierig wird es nur, wenn ihr vegetarisch oder sogar vegan lebt. Grundlage vieler japanischer Gerichte ist eine Schweinefleischbrühe. Fragt hier also genau nach, wenn ihr vermeiden möchtet, versehentlich doch Fleisch zu euch zu nehmen. Auf Google Maps ist nicht immer Verlass. Ein Sushi-Restaurant-Besitzer in Osaka gab uns den Tipp, die Webseite Happy Cow zu nutzen. Da der Tipp am Ende unserer Reise kam, haben wir die Seite selbst nicht genutzt, sondern uns auf Restaurant-Vorschläge von anderen Reisenden in unserem Hostel verlassen.

Reiseplanung

Nehmt euch, wenn möglich, mindestens zwei Wochen Zeit. Durch die langen Flüge und den etwaigen Jetlag lohnt sich ein kürzerer Aufenthalt kaum. Spontan zu entscheiden, in welche Städte es gehen soll, hat seine Vorzüge. Es wird aber deutlich günstiger, Unterkünfte und Fahrten schon im Voraus zu buchen. Vor allem, wenn ihr mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen düsen wollt. Eventuell lohnt sich auch die Anschaffung des Japan Rail (JR) Passes, vergleichbar mit europäischen Interrail-Tickets. Damit könnt ihr innerhalb einer bestimmten Zeit (mit wenigen Ausnahmen) alle Züge von JR nutzen.

Metropolen wie Tokio oder Osaka sind aufregend. Dort könnt ihr euch beispielsweise in Cosplay-Cafés von sogenannten Maids oder Butlern in eine Parallelwelt verzaubern lassen oder inmitten der Stadt durch japanische Gärten schlendern. In Tempeln und Schreinen könnt ihr die buddhistische oder Shinto-Religion kennenlernen – mal mit mehr oder weniger anderen Touris. Alternativ könnt ihr Merchandise eurer liebsten Animes ergattern und euch die neusten Mode-Trends der hippen Jugendszene in Japan zulegen. 

Trotz dieser Vielseitigkeit lege ich euch ans Herz, kleinere Städte zu besuchen oder die abwechslungsreiche Natur in Japan zu erkunden. Da mein Bruder in Kobe sein Auslandssemester verbringt, verschlug es uns für ein paar Tage in diese unscheinbare Stadt, die für mich ein absoluter Geheimtipp ist. Direkt an der Bucht von Osaka gelegen, könnt ihr einen Tag am Strand genießen oder einen der Berge zu Fuß oder per Seilbahn erkunden. Diese bieten einen tollen Ausblick über die Stadt, außerdem gibt es mehrere Wasserfälle. In Kobe herrschte viel weniger Hektik als in Tokio – für uns eine willkommene Abwechslung.! Mit der richtigen Planung und einem guten Überblick über euer Budget steht eurer Japan-Reise nichts mehr im Weg. Das vielseitige Land bietet für jeden Geschmack etwas, ihr werdet es nicht bereuen!


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