Hypochondrie und die Angst vor dem eigenen Körper

Artikel: Nikita Verbitskiy – [Foto: pixabay]

Die Geschichte ist uralt – man liest ein paar Symptome und denkt sich: „Hey, das hab ich auch manchmal, komisch.“ Die meisten können das einfach wieder abstreichen, bei unserem Redakteur hallt das ganze noch etwas länger nach.

Das Schlimmste ist, wenn man anfängt zu googeln. Einmal angefangen, vertieft man sich immer weiter in das Rabbithole. Die erste „Diagnose“ ist so dramatisch, dass man versucht, mit einer harmloseren das Problem zu lösen. Der Fokus liegt dabei leider nicht auf Worten wie „in den meisten Fällen verläuft es harmlos“, sondern auf „ein kleiner Prozentsatz verläuft mit Komplikationen“. Mit einem Mal ist der Samen gestreut. Die Idee ist eingepflanzt und eine bittere Ranke der Sorge zieht sich wie eine Schlinge über das Bewusstsein. Herzrasen, Angstschweiß, das Gefühl man wird schwach und krank macht sich breit. Die mentale Belastung der Nervosität zieht den Körper in Mitleidenschaft und bestätigt damit noch mehr Symptome, was die Sorgen befeuert. Das Einzige, was jetzt noch helfen kann, ist ein Arztbesuch. Doch weit entfernt im Hinterkopf hat man noch das Gefühl, dass man nicht schon wieder nachgeben darf. Nicht wieder schwach werden und der Anxiety die Oberhand überlassen. Im Endeffekt wird der Arzt sowieso sagen, dass man mit 25 keine Arthritis hat. Bis auf diesen kleinen Prozentsatz der Ausnahmen. 

Ausnahmen gibt es immer und Menschen mit Hypochondrie denken, sie gehören immer dazu. Selbst wenn der Arzt sagt, es sei alles in Ordnung, hat er eben nicht genau genug nachgeschaut. Man muss zu einem Spezialisten ins Krankenhaus. 

Man bekämpft die Panik, wehrt sich gegen den Griff der Hand zum Telefon, um einen Termin auszumachen und schafft es, stattdessen eine:n Freund:in anzurufen, der:die einen auf den Teppich holt. Verschwindet die erste Welle der Angst, kommt man langsam aus dem Loch. Empfindlich und schwach ist man immer noch. Die nächsten Tage sind weiter durchzogen von aufmerksamen Beobachtungen des eigenen Körpers, ein Zucken hier, Kopfschmerzen da. Nach einiger Zeit ist es vergessen und man kann wieder normal Leben. Zumindest bis zur nächsten Erkältung, die selbstverständlich in einer Herzmuskelentzündung enden wird.


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