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Graffiti-War in Oberhausen

Artikel: Gastautor Fabian Lange | War es das? Nach dem Hin und Her sind nun sowohl Graffiti als auch Portrait vollständig. [Foto: Fabian Lange]

Aufgrund eines Portraits des Aktionskünstlers Christoph Schlingensief kam es in Oberhausen zu einer Auseinandersetzung von Künstler:innen verschiedener Milieus. Nach einem Hin und Her, indem beide Seiten sich gegenseitig übermalten, kam es schlussendlich aber zu einem Kompromiss.

Eine gute Idee, Kunst zu fördern und für alle auf die Straße zu bringen. So dachten wahrscheinlich die Mitglieder des Vereins „Insane Urban Cowboys.” Mit Hilfe staatlicher Förderung ließ der Verein das Portrait des berühmten Oberhausener Künstlers und Theatermachers gegenüber dem Theater anbringen. „Insane Urban Cowboys” sind ein Zusammenschluss aus Kreativen und Macher:innen aus Gelsenkirchen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Ruhrgebietsstädte durch Aktionen wie alternative Stadtteilfeste, VR-Installationen und Portraits mit regionalen Bezug zu bereichern.

Der Ablauf

Es ist schon ein paar Jahre her, da hatte die Graffiti-Crew „PVN“ in Oberhausen ihren Lauf. Man sah die Buchstaben an verschiedenen Orten der Stadt auf Wände gesprüht, unter anderem direkt gegenüber dem Theater Oberhausen. Man hätte meinen können, die Sprüher:innen hätten sich zur Ruhe gesetzt. Doch als das Portrait von Christoph Schlingensief über den Buchstaben erschien, ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten.

Zunächst prangte das Wort „Fotze“ über dem Gesicht des Aktionskünstlers. Die kunstvolle Gestaltung der Schrift ließ darauf schließen, dass hier jemand am Werk war, der schon Erfahrung mit der Sprühdose hatte. Gegenüber dem Theater überschattete nun ein Schimpfwort den Versuch, die Stadt etwas kulturell aufzupolieren.

Im nächsten Schritt wurde das Graffiti vollständig restauriert und die Plakette entfernt, stattdessen war nun daneben eine Fläche für das Portrait vorbereitet. Kurzzeitig war dann die neue Fläche schwarz. Doch bei genauerem Hinschauen erkannte man das Schlingensief-Portrait in schwarz auf schwarz. Am Ende fand die Geschichte doch noch ein Happy End: Das ursprüngliche Schlingensief-Portrait, samt Plakette, ist nun neben dem Graffiti zu sehen.

Schlingensief: Ein Wahrzeichen Oberhausens

Der 2010 verstorbene Aktionskünstler, Theater- und Filmemacher ist bis heute einer der bekanntesten und wichtigsten Söhne der Stadt. Neben der nach ihm benannten LVR Christoph-Schlingensief-Schule und einer Straße, die seinen Namen trägt, erinnert eine Plakette an seinem Elternhaus an den bedeutenden Künstler. Angefangen beim Fernsehen schuf der Oberhausener in seiner Karriere immer wieder durch provokante Aktionen Aufmerksamkeit. Neben einer Reihe selbst gedrehter Filme, die zwischen Kult und Übertreibung schwanken, waren es besonders seine politischen Aktionen, die ihm seinen umstrittenen Status einbrachten.

Eine seiner bekanntesten Aktionen, „Bitte liebt Österreich“ (2000), thematisierte den Rechtsruck in der österreichischen Gesellschaft. Er inszenierte dafür eine an die Fernsehshow „Big Brother“ angelehnte Liveübertragung, bei der die Zuschauer:innen Asylbewerber:innen aus dem Container und gleichzeitig symbolisch aus dem Land herauswählen konnten.