Folkwang in Essen

Artikel: Lars Gajda | Die Folkwang Universität der Künste in Essen steht im Zeichen der Vereinbarkeit der Künste und des Lebens. Und zwar für alle! [Foto: Lars Gajda]

Essener:innen denken bei Folkwang vielleicht an das Museum oder an die Universität der Künste. Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff Folkwang? 

Dass die Umbenennung auf dem Essener Handelshof am Hauptbahnhof von „Die Einkaufsstadt” zu „Die Folkwangstadt” ein absolutes Upgrade ist, hat viele Gründe. Für mich als Folkwang-Studenten hat der Name ein besonderes Gewicht und steht für künstlerische und persönliche Freiheit, Offenheit und Verbundenheit. Der Begriff Folkwang hat seinen Ursprung in der nordischen Mythologie. Dort ist der Folkwangpalast der Wohnsitz der Göttin Freya. Der deutsche Kunstsammler Karl Ernst Osthaus entwickelte am Anfang des 20. Jahrhunderts den Folkwang-Gedanken, der die Versöhnbarkeit von Leben und Kunst inne hat. 

Die Folkwang Uni und das Folkwang Museum stehen also im Zeichen der Vereinbarkeit der Künste und des Lebens, die alle willkommen heißt. Das ist das Schöne am Konzept der Folkwangstadt Essen: Kunst soll allen ausnahmslos zugänglich sein. Wenn ihr an die Orte in Essen geht, an denen der Folkwang-Gedanke aktiv gelebt wird, werdet ihr wahrscheinlich Teile dieser ansteckenden Folkwang-Energie wahrnehmen können. Im Grunde machen Folkwang keine Götterpaläste oder expressionistischen Kunstsammler:innen aus, sondern die Menschen, die aktiv für die Freiheit der Kunst und des Lebens stehen. Dass Essen so mit diesem Ideal hausieren geht und sich den am Bahnhof ankommenden Menschen als Folkwangstadt präsentiert, freut mich sehr. Inwiefern tatsächlich alle Menschen in den Folkwang-Gedanken miteinbezogen werden, oder in Folkwang auch ein Stück weit ein elitäres Element gibt, gilt es noch zu hinterfragen.

An der Folkwang Uni wird den Erstis immer eher anekdotisch vom Folkwang-Geist erzählt. Der Folkwang-Geist fährt, so die weitläufige Erzählung, innerhalb einer kurzen Zeit in alle Studierenden und Lehrenden und lässt einen ein Leben lang nicht mehr los. So absurd das klingen mag, kenne ich viele Stimmen, die sich für die Existenz des Folkwang-Geists aussprechen. Dass Folkwang etwas Transzendentales innewohnt, was Inspiration und Kreativität fördert, würde auch ich keineswegs abstreiten. 

Inwiefern das auf dem Handelshof stehende Label „Folkwangstadt“ als Beschreibung der aktuellen Situation oder als Traum der Zukunft verstanden werden soll, weiß ich nicht. Dass die Offenheit und Verbundenheit in Kunst und Leben aber etwas ist, was Essen sich auf die Fahne schreibt, finde ich großartig. 


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