essendiese – Interview mit der Meme Page

Artikel: Selome Abdulaziz | essendiese ist bekannt für Memes über die Stadt Essen.

essendiese ist vor allem bekannt für Memes über die Stadt Essen. Mittlerweile veranstalten die Begründer eigene Partys. Wir haben mit einem Admin der Meme Page darüber gesprochen, warum Essen so besonders ist und was sie noch geplant haben.

ak[due]ll: Wie kam es zu der Meme Page?

essendiese: Wir fünf, die die Seite gegründet haben, waren unterwegs auf einem Festival und jemand hat uns eine Meme-Seite über Berlin gezeigt. Wir wollten dann auch so etwas über Essen machen. Wir haben ein paar Bilder gepostet, die gut ankamen. Das war im Sommer 2019. Den Namen haben wir gewählt, weil in unserer Schule das Wort „diese“ einfach etwas war, das alle gesagt haben. Ich weiß nicht, woher das kommt, man hat eben „gut diese“ gesagt, das war ein Füllwort. Nachdem wir die Posts über unsere privaten Instagram-Accounts geteilt haben, wurden immer mehr Leute darauf aufmerksam. Wir waren erstmal überfordert. Wir dachten, das wäre ein Spaßprojekt und hätten nie gedacht, dass das so groß wird. Vor einem Jahr hatten wir ungefähr 20.000 Follower und wir dachten, entweder machen wir es richtig oder wir hören auf. Zwei von uns haben aufgehört und wir anderen drei haben angefangen, das professioneller zu machen. Wir versuchen, jeden Tag zu posten und die Postings alle im gleichen Design zu halten. Seitdem funktioniert es deutlich besser.

ak[due]ll: Was ist so besonders an Essen?

essendiese: Das Besondere an Essen ist für mich die Diversität, es gibt nicht den Essener oder die Essenerin, sondern ganz verschiedene Typen. Es macht die Stadt aus, dass es so unterschiedliche Stadtteile gibt. Essen ist unfassbar international, es gibt Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen, das bereichert eine Stadt. Wir kommen alle aus Essen. Zwei von uns aus Vogelheim, der andere aus Altenessen. Wir machen oft Witze über den Essener Norden, das ist alles mit einem Augenzwinkern, wir haben selbst 20 Jahre lang dort gewohnt. Mittlerweile sind wir umgezogen. Wir leben zentral in Essen, in der Südstadt und Rüttenscheid, weil man hier vor die Haustür gehen kann und immer etwas los ist.

ak[due]ll: Ihr habt einige Aktionen gemacht wie eigene Partys und T-Shirts mit Stauder. Wie kam es dazu?

essendiese: Das Thema Nachtleben und Party haben wir oft thematisiert. Dafür, dass Essen so eine große Stadt ist, passiert relativ wenig. Dann haben wir überlegt, eigene Partys zu machen. Wir haben mit Kai Shanghai gesprochen, dem Besitzer vom Hotel Shanghai, weil das der Club ist, in dem wir gerne feiern gehen. Der war sofort dabei. Es ist ein Herzensprojekt von uns, solche Veranstaltungen zu machen. Wir wollen den jungen Leuten ein bisschen was zurückzugeben mit coolen Partys. Mit Stauder war das so: Als Essener trinkt man halt Stauder. Von Anfang an haben wir sehr viel über Stauder gepostet. Irgendwann haben wir uns mit Leuten der  Brauerei getroffen und uns gut verstanden. Dann kam die Idee mit den T-Shirts. Das haben wir aus Spaß gemacht, die T-Shirts sind günstig, es geht nicht darum, Geld zu verdienen. Die Nachfrage war dann groß. Es ist schön zu sehen, dass das so gut ankam.

ak[due]ll: Was plant ihr noch in Zukunft für die Stadt?

essendiese: Wir wollen bald zusammen mit dem Jugendkulturamt und dem Jugendamt eine Ausstellung machen in der Innenstadt, um diese wiederzubeleben. Wir wollen ein leerstehendes Ladenlokal mieten und die Memes eine Woche lang als Kunstwerk ausstellen. Dann sollen Schulklassen zusammen mit Sozialpädagogen kommen, um durch die Memes geführt zu werden. Hinter den Bildern steckt oft Gesellschaftskritik, die Sozialpädagogen erzählen dann was zu den Hintergründen. Abends können dann alle vorbeikommen und einfach mit uns ins Gespräch kommen. In der Stadt passieren viele Dinge, die eher auf ältere Menschen ausgelegt sind, sowas wie die Passion oder Essen Original. Wir finden, dass junge Menschen nicht im Fokus der Politik sind. Das versuchen wir mit unserer Reichweite zu ändern.

ak[due]ll: Habt ihr das Gefühl, ihr könnt in der Politik vor Ort mitreden?

essendiese: Bisher hatten wir nicht das Gefühl, dass wir mitreden können, aber langsam werden immer mehr Politiker auf uns aufmerksam. Wir wissen, dass wir als Meme-Seite auch nur begrenzt Einfluss haben, wir sind uns unserer Rolle schon bewusst. Wir haben bald einen Termin beim Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen. Wir haben erstmal ein Kennenlerngespräch, es gibt noch keine konkreten Pläne. Das zeigt, dass die Leute Lust haben, etwas mit uns zu machen, weil sie wissen, dass wir junge Leute erreichen können. Euch als Studis wollen wir sagen: Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr außen vor gelassen oder von der Politik nicht ernst genommen werdet, wollen wir versuchen, daran etwas zu ändern. Wenn ihr Ideen habt, kontaktiert uns, wir sind froh, wenn wir etwas an dem Status Quo ändern können.

ak[due]ll: Welche Bedeutung kann Social Media für das Leben innerhalb einer Stadt einnehmen?

essendiese: Auf jeden Fall kann Social Media Zusammenhalt stiften, weil vieles mittlerweile im digitalen Raum passiert. Menschen pflegen ihre Freundschaften online, lernen andere Menschen online kennen. Ich glaube, dass eine lokale Seite wie wir dazu beiträgt, dass Leute mitkriegen, was in Essen passiert. Normalerweise ist es bei Influencern ja so, dass die Follower zerstreut sind, die haben dann eine Million Follower aus allen Teilen Deutschlands. essendiese hat „nur“ 40 000, aber alles Menschen aus Essen oder mit Verbindung zu Essen. Das trägt dazu bei, dass sich eine Community bilden kann.

ak[due]ll: Macht ihr essendiese hauptberuflich?

essendiese: Nein, wir haben alle einen Vollzeitjob. Wenn es die Möglichkeit gäbe, dass wir mit essendiese so viel Geld verdienen, dass wir nicht mehr arbeiten müssen, könnte man das in Erwägung ziehen. Wir wollen aber nicht mit Werbung nerven, da haben wir keine Lust drauf. Aktuell sehe ich das Szenario nicht, dass wir davon leben können. Auch unsere Veranstaltungen machen wir nicht, um Geld zu verdienen. Das Thema Nachtleben ist ein Herzensprojekt von uns.

ak[due]ll: Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Memes?

essendiese: Es ist viel aktuelles Zeitgeschehen. Wir schauen, was in der Welt, in Deutschland und in Essen passiert. Daraus kann man gut Memes basteln. Ich glaube, Memes wird es geben, solange es das Internet gibt. Es passieren so viele Dinge, die man mit Humor verarbeiten kann. Uns inspirieren auch Dinge, die wir selbst erleben. Wir leben ja alle in Essen, da bekommt man viel mit. Auch unsere Community schickt uns Videos, Bilder und Ideen. Da sind wir immer dankbar für.

ak[due]ll: Apropos Community: Plant ihr, bei weiteren Aktionen mehr mit den Menschen zu interagieren?

essendiese: Wir wollen auf jeden Fall anonym bleiben und haben nicht vor, öffentlich zu werden. Es geht nicht um uns. Wer die Admins hinter essendiese sind, ist egal, es geht um die Community dahinter. Interaktionen gibt es schon, bei unseren Partys waren wir zum Beispiel maskiert auf der Bühne. Solche Aktionen wird es wahrscheinlich erneut geben. Wir wollen auch eigenen Merch machen oder Produkte wie Sticker, die Leute tragen oder wohin kleben können, um mit uns zu interagieren. Es geht aber nicht um uns als Menschen, sondern um Essen als Stadt.


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