Duisburg und der verantwortungslose Umgang mit Haustieren

Autor: Mazen Hassoun | Das Tierheim in Duisburg ist überfüllt. Der Leiter schlägt Alarm. [Foto: Mazen Hassoun]

Tiermissbrauch und Animal Hoarding nehmen zu. Das Tierheim Duisburg versucht, mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Hinweis: In diesem Artikel handelt es sich um Missbrauchsfälle und Gewalt gegen Haustiere. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

Überall liegt Müll auf dem Boden. Den Gestank von Futter und Dreck riecht man sogar von der ersten Etage. In einer Etagenwohnung in Duisburg hält eine Frau 135 Albino-Mäuse. Die kleinen Tiere laufen durch alle Räume ihrer 70 Quadratmeter Wohnung. Ohne Kontrolle vermehren sie sich und fressen alles, was ihnen in die Quere kommt, manchmal sogar die Neugeborenen.

Erst nachdem die Besitzerin der Nagetiere ins Krankenhaus musste, wurden diese Tiere entdeckt und das Tierheim Duisburg kontaktiert. Die Situation war für die Mitarbeitenden des Tierheims Duisburg schockierend. Über mehrere Tage mussten die Mitarbeitenden die 135 Mäuse fangen und ins Tierheim bringen. 

Eine Albino Maus im Tierheim Duisburg. [Foto: Mazen Hassoun]

Das sei kein Einzelfall, erklärt der Leiter des Tierheims Lutz Kaczmarsch. Er und sein Team haben im Laufe ihrer Karriere viel erlebt. Noch vor einigen Monaten haben sie einen weiteren Fall von Animal Hoarding (krankhaftes Sammeln und Halten von Tieren) erlebt. Aus einer Wohnung in Duisburg wurden 43 Katzen sichergestellt. Die Tiere waren nicht geimpft und nicht kastriert. Der Besitzer dachte, er habe nur ungefähr 20 Katzen. Die Wohnung war eine Katastrophe und von beißendem Gestank durchsetzt. Überall lag Katzenfutter und Verpackungsmüll

„Wir sind über die Grenze hinweg. Wir haben im Moment 180 Katzen. Das Problem ist, dass wir gerade einen Pilz-Ausbruch bei den Katzen haben. Das entsteht, wenn der Stressfaktor der Tiere sehr hoch ist, brechen solche Krankheiten sehr schnell aus“, erklärt  Kaczmarsch. Außerdem fehlt es dem Tierheim momentan sowohl an Räumlichkeiten, um infizierte Tiere zu isolieren, als auch an Fachpersonal. Auch in dieser Branche gibt es einen großen Personalmangel. 

Darüber hinaus ist die Belastung beim Tierheim immens, vor allem bei der Finanzfrage. Seit der Corona-Krise, der hohen Inflation und der Energiekrise gibt es immer weniger Spenden. „Das bezieht sich auf alle Bereiche: Futterspenden, aber auch auf Geldspenden. Auch von der Stadt Duisburg. Ja, wir haben einen Vertrag mit der Stadt Duisburg. Die bezahlen auch einen Betrag für Fundtiere, aber wir kommen mit dem Geld nicht aus“, so Kaczmarsch.

Vor einigen Wochen gab es beim Tierheim Duisburg eine große Anzahl an Katzen. Denn laut dem Tierheimleiter haben sich in Zeiten des Lockdowns viele Menschen spontan entschieden, eine Katze aufzunehmen. Nachdem die Lockdown-Einschränkungen aufgehoben wurden, wurden viele Katzen entweder direkt beim Tierheim abgegeben oder einfach auf der Straße ausgesetzt. Außerdem spielen die steigenden Preise eine große Rolle dabei. Viele Menschen haben momentan finanzielle Schwierigkeiten und können sich die Kosten der Tiere nicht mehr leisten. Denn die Preise von Futter, Zubehör und ärztlicher Pflege sind um knapp 50 Prozent gestiegen.

Auch bei den Kaninchen gab es vor kurzem einen ähnlichen Fall. Es wurden zehn Kaninchen einfach auf der Straße ausgesetzt und vom Tierheim gerettet. Allerdings starben sie kurz danach, weil sie sich mit einem Virus infiziert hatten.

Das Tierheim Duisburg beheimatet momentan zahlreiche Katzen. [Foto: Mazen Hassoun]

Nicht nur Animal Hoarding ist ein Problem. In den letzten Monaten wurden mehrere Missbrauchsfälle beim Tierheim Duisburg gemeldet. Ein Husky, der jahrelang in einem dreckigen engen Käfig lebte, wurde vor kurzem erst im Tierheim aufgenommen. Sein Besitzer war zu alt, um mit ihm spazieren zu gehen. Der Hund war sehr dünn und konnte nicht mehr vernünftig laufen. Ein weiterer Fall: Eine Katze wurde von Drogenabhängigen gehalten. Sie spielten mit ihr, wenn sie high waren. Sie schlugen die Katze, hielten sie an ihrem Schwanz und warfen sie hoch in die Luft. Die Liste an Beispielen und Geschichten aus dem Tierheim hat kein Ende.

„Man verliert den Glauben an Menschen“, sagte die 25-jährige Anna. Sie macht ihre Ausbildung im Tierheim Duisburg. Seit gut anderthalb Jahren betreut sie gerettete Tiere und erlebt extreme Fälle. „Es ist wirklich belastend, wenn man sich solche Fälle anschaut. Warum macht man so was?“

Das Tierheim appelliert an die Mitbürger:innen, sie durch Spenden und Aufklärung zu unterstützen. Denn dieser verantwortungslose Umgang mit Haustieren ist nicht nur für die kleinen Tiere belastend, sondern auch für die Mitarbeitenden des Tierheims.


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