Direktkandidat Michael Röls – Zwischen Landtag und Hörsaal

Artikel: Selome Abdulaziz | Der 24-Jährige ist Landtagskandidat und Student. [Foto: Mareen Meyer]

Am 15. Mai wird in NRW der Landtag gewählt. Wir haben Michael Röls getroffen, der als Direktkandidat für die Grünen in Dortmund antritt und Spitzenkandidat der Grünen Jugend NRW für die Landtagswahl ist. Neben der Politik möchte er seinen Bachelor abschließen.

An einem sonnigen Vormittag treffe ich mich in einem Café im Dortmunder Kreuzviertel mit Michael Röls. Er ist Direktkandidat für Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Dortmund I für die kommende Landtagswahl im Mai. Unser Treffpunkt ist mitten in seinem Wahlkreis, zu dem die Stadtbezirke Innenstadt-West, Huckarde und Mengede gehören. Das Café hat Michael vorgeschlagen, hier macht er regelmäßig Kaffeepausen während des Wahlkampfs. Trotz der Wahlkampftermine, die heute noch vor dem 24-Jährigen liegen, wirkt er nicht gestresst, sondern erzählt ruhig, aber enthusiastisch.

Neben seiner politischen Tätigkeit als Direktkandidat und Sprecher der Grünen in Dortmund studiert Michael Raumplanung an der TU Dortmund. Er ist in den letzten Zügen seines Bachelors und möchte das Studium, falls er gewählt wird, bis zur nächsten Landtagswahl in fünf Jahren abgeschlossen haben. „Mir ist wichtig, dass ich die Entscheidung, ob ich erneut kandidieren möchte, unabhängig treffen kann. Meine Existenz soll nicht daran hängen, dass ich für mein politisches Engagement bezahlt werde.“ Seinen Studiengang habe er gewählt, weil er neben der Politik einen Job haben möchte, an dem er Spaß hat. Sollte er in den Landtag einziehen, hätte sein Mandat für ihn allerdings Priorität. „Ich habe dann die Aufgabe, Menschen in diesem Land zu vertreten, das will ich sehr gewissenhaft machen. Zunächst steht für mich im Fokus, mich in der neuen Aufgabe einzufinden, um möglichst schnell einen Unterschied machen zu können.“ Die letzten Module möchte er dann Stück für Stück abschließen, wenn die Arbeitsbelastung geringer ist.

Der gebürtige Aachener ist 2017 für das Studium nach Dortmund gezogen. Vor seinem Umzug ins Ruhrgebiet hatte er einige Vorbehalte, fühlt sich hier mittlerweile aber zuhause. „Ich finde, es gibt richtig viel, was das Ruhrgebiet Studis zu bieten hat, um hier ein gutes Leben zu haben. Ich habe nie nur auf Dortmund geschaut, sondern das Ruhrgebiet stärker als Ganzes gesehen. Ich steige nur kurz in die S-Bahn und habe so viele Möglichkeiten.“ Auch sein Studium genießt er sehr. „Mir macht mein Studium Spaß. Natürlich ein Modul mal mehr als das andere“, sagt er mit einem Grinsen. „Ich fand es sehr schön am Campus Süd bei uns Raumplaner:innen. Das ist sehr familiär und man läuft sich häufig über den Weg. Es gab nie den Punkt, dass ich überlegt habe, lieber was anderes zu studieren.“ 

Das Studium und sein politisches Engagement gleichzeitig zu managen, empfand er je nach politischer Aufgabe manchmal als Herausforderung. „In meiner Zeit als Landessprecher der Grünen Jugend NRW zwischen 2018 und 2020, das war vom zeitlichen Aufwand mindestens ein Halbtagsjob, war das keine einfache Aufgabe. Aber es hat immer ganz gut geklappt.“ Andererseits bezeichnet er es auch als Privileg, so viel Zeit in ein Ehrenamt stecken zu können. „Das ist nicht für alle drin, das ist ein Demokratieproblem aus meiner Sicht.“

Herzensthemen

Eine chancengerechtere Gesellschaft liegt Michael am Herzen, Kernthema seiner Landtagskampagne ist aber das Bekämpfen der Klimakrise in Nordrhein-Westfalen. „In NRW emittieren wir ein Drittel aller deutschen Treibhausgasemissionen. Wenn wir das hier im Bundesland mit den Klimazielen nicht hinkriegen, wird es für Deutschland als Ganzes nicht möglich sein, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten.“ Man merkt dem Grünen-Politiker an, dass ihm das Thema am Herzen liegt. Um die Klimaziele in NRW einhalten zu können, möchte er sich dafür einsetzen, dass die Industrie klimaneutral wird und für einen Ausbau der Windenergie kämpfen. Außerdem soll der Verkehrssektor umgekrempelt werden: „Wir wollen Investitionen in Bus und Bahn verdoppeln und eine sichere Fahrradinfrastruktur im ganzen Land.“

Ein weiteres wichtiges Anliegen für den Studenten sind die steigenden Mietpreise. „Die Möglichkeit, eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen sollte nicht daran scheitern, wie sich die Mieten gerade entwickeln. Es ist unerträglich, dass immer mehr Träume und Wünsche für die Zukunft von jungen Menschen an den Profitinteressen von Wohnungskonzernen zerplatzen.“ Als Lösungsansatz schlägt er vor, mehr Wohnungen in Gemeineigentum zu bekommen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Junge Menschen im Landtag

Mit seinen 24 Jahren ist Michael ein junger Kandidat, denn der aktuelle Landtag hat einen Altersdurchschnitt von 51 Jahren. Angst davor, nicht respektiert zu werden, hat er aber nicht: „Man muss manchmal stärker darum kämpfen, als relevanter politischer Ansprechpartner ernst genommen zu werden. Das macht mir aber nicht so große Sorge. Bislang hatte ich den Eindruck, dass es mir immer geglückt ist, Menschen davon zu überzeugen, dass ich etwas zur Diskussion beitragen kann.“ Allerdings wurde ihm im Austausch mit jungen Frauen, die kandidieren, mitgeteilt, dass es ihnen gegenüber größere Vorbehalte gibt, von älteren Kolleg:innen respektiert zu werden. In seiner eigenen Partei sieht er punktuell Vorbehalte, aber auch viel Unterstützung für junge Menschen in der Politik.

Der Student sieht Vorteile darin, wenn junge Menschen im Landtag sitzen. Zum Beispiel seien viele Erfahrungen, wie die aus der Schulzeit, noch besser in Erinnerung: „Ich glaube außerdem, dass die Hemmschwelle, sich als junge Person mit einem Anliegen an den Landtag zu wenden, geringer ist, wenn es auch junge Ansprechpartner:innen gibt“, schildert Michael. Er möchte dabei helfen, den Draht von jungen Menschen zum landespolitischen Betrieb zu verbessern. Er betont allerdings: „Man ist nicht im Landtag, um nur eine Gruppe zu vertreten, sondern die Bevölkerung in der Gesamtheit. Ich kann nicht sagen ‚Ich bin 24 und nur für die jungen Leute da.‘“

Nachdem wir unseren Kaffee ausgetrunken haben, verabschiedet Michael sich. Er wird noch mit der Grünen Jugend Flyer verteilen, einer Online-Veranstaltung beiwohnen und etwas Büro- und Social Media Arbeit machen. „Heute ist eher ein ruhiger Tag“, sagt er zufrieden und bedankt sich für das Gespräch.


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