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Die fehlende Nachhaltigkeit im Maschinenbau

Eine Kolumne von Gastautor Manuel Konrad | [Foto: unsplash]

Die Bewältigung der Klimakrise ist eine der größten und wichtigsten Herausforderungen der Menschheit. Ohne wirksamen Umweltschutz wird allen Lebewesen ihre Lebensgrundlage entzogen. Trotzdem kommt klimafreundliche Bildung in Studiengängen wie Maschinenbau an der Universität Duisburg-Essen (UDE) nicht vor. 

Um Klima-Folgeschäden in einem akzeptablen Rahmen zu halten, darf die Erderwärmung 1,5 Grad Celsius nicht überschreiten. Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) war die Erderwärmung bis 2020 bereits bei 1,1°C über der vorindustriellen Zeit. Laut dem Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) muss Deutschland bis 2035 klimaneutral werden, um dieses Ziel zu erreichen. Laut Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) dürfen noch ca. 232 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) CO2 ausgestoßen werden, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Bei jetzigem Ausstoß ist das CO2 Budget in 5 Jahren, 4 Monaten, 2 Tagen, 21 Stunden, 15 Minuten und 15 Sekunden verbraucht. Das Ziel muss sein, in naher Zukunft keine klimaschädlichen Gase mehr auszustoßen, also klimaneutral zu sein. Dafür sind hohe Investitionen erforderlich, weltweit sind 1.430 Milliarden Euro jährlich nötig, um den Ausbau von erneuerbaren Energien bis 2030 zu finanzieren. Die aktuellen Debatten um einen sparsamen Bundeshaushalt verhindern den nötigen Transformationsprozess.

Wir stehen vor einer großen Herausforderung. Um diese zu bewältigen, müssen Forschung und Lehre kompromisslos klimaneutrale Technologien lehren und weiterentwickeln.

Im Maschinenbau fehlt die Vermittlung von Grundlagen, Konzepten und generellem Wissen über wirksamen Klimaschutz. Stattdessen herrschen in der Lehre Verbrennungsmotoren, Gas- und Kohlekraftwerke und Verfahrenstechnik auf Basis von Erdöl vor. Doch keine Maschine, kein Produkt und kein Unternehmen ist zukunftsfähig, solange es nicht klimaneutral ist. 

Laut Kraftfahrtbundesamt liegt das Durchschnittsalter von PKW (2020) bei 9,6 Jahren. Um bis 2035 klimaneutral zu werden, dürften ab 2025 keine Verbrenner mehr gebaut und zugelassen werden. Die komplette Lehre von Verbrennungsmotoren ist somit hinfällig, kein:e Studierende:r braucht Wissen über eine nicht zukunftsfähige, umweltzerstörende Technologie. 

Klimaforscher:innen fordern den Ausstieg aus der Kohlekraft bis 2030, trotzdem ist der Kohleausstieg erst bis 2038 beschlossen. Wieso sollten junge Ingenieur:innen lernen, wie ein Kohlekraftwerk funktioniert, wenn auch dieses Wissen nicht zukunftsfähig ist? Für ein erfolgreiches Verhindern der Klimakatastrophe müssten Kohle- und Gaskraftwerke so schnell wie möglich abgeschaltet und erneuerbare Energien enorm ausgebaut werden.

Die chemische Industrie basiert auf Erdöl und Erdgas. Dadurch kann sie nicht CO2-neutral sein. Eine Möglichkeit, sie klimaneutral zu gestalten ist, sie wasserstoffbasiert umzubauen. Grüner Wasserstoff wird mit Hilfe von Wasserspaltung aus erneuerbaren Energien gewonnen. Grüner Wasserstoff ist die einzige Möglichkeit, Wasserstoff klimaneutral zu synthetisieren. 

Warum ist die Lehre an der UDE also nicht darauf eingestellt? Es gibt große technische Herausforderungen, die gelöst werden müssen, um die Klimakrise abzuwenden. Ingenieur:innen fehlen die Werkzeuge dazu. Ohne eine Lehre, die entschieden klimaneutrale Technologien lehrt, können diese gesellschaftlichen Probleme nicht gelöst werden.