Der ultimative WG-Ratgeber

Artikel: Selome Abdulaziz | So schön könnte ein gemeinsames Frühstück in der WG sein. [Foto: Selome Abdulaziz]

Das neue Semester steht vor der Tür und viele Studis suchen nach einer Wohnung in Uni-Nähe. Wir geben Tipps, was ihr bei der Suche nach einem WG-Zimmer beachten solltet und wie ihr WG-Castings mühelos meistert.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von WGs: Man lebt miteinander oder nebeneinander her. Letzteres ist die Zweck-WG. Wenn ihr keine Lust habt, am Leben eurer Mitbewohner:innen teilzunehmen und lediglich Geld sparen wollt, passt das wohl besser zu euch. Die gemeinschaftliche WG kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie reicht von WGs, die Essen, Kleidung oder Passwörter für Streaming-Portale miteinander teilen, bis hin zu WGs, bei denen jede Person ein eigenes Essensfach hat und die Grenzen klar abgesteckt sind. Wenn ihr wisst, welcher WG-Typ ihr seid, befindet ihr euch bereits einen Schritt näher am Ziel. Sucht ihr nach neuen Freund:innen oder nach einer Ersatz-Familie? Oder habt ihr schon ein aktives Sozialleben und möchtet zuhause lieber eure Ruhe?

Im Gegensatz zu Familienmitgliedern kann man sich die Mitbewohner:innen zum Glück aussuchen. Dafür müsst ihr nur eine Hürde überstehen: Das WG-Casting. Für alle, die das Ganze noch nicht erleben durften, stellt euch irgendwas zwischen Bewerbungsgespräch und Speed-Dating vor. Ähnlich wie bei einem Vorstellungsgespräch wird auf beiden Seiten viel beschönigt. Wer die WG-Anzeige gründlich gelesen hat, eine darauf abgestimmte Nachricht gesendet hat und zum Gespräch eingeladen wurde, hat schon die halbe Miete.

Macht euch vorher Gedanken und bereitet euch vor. Auf typische Fragen wie „Wie wichtig ist dir Sauberkeit?” oder „Wie stellst du dir das WG-Leben so vor?” solltet ihr eine Antwort parat haben. Damit das Ganze nicht wie ein Verhör wirkt, solltet ihr selbst auch Fragen stellen und möglichst Bezug auf die Hobbies und Interessen nehmen, die in der Anzeige standen. Im besten Fall entsteht ein Gespräch anstatt eines Frage-Antwort-Spiels. Egal ob ihr fragt, welche Sachen ihr beisteuern könntet oder wie so ein klassischer WG-Abend in eurem potenziellen neuen Zuhause aussieht: Zeigt Interesse und scheut euch nicht, auch bei Unklarheiten nachzuhaken.

Die wichtigen Fragen

Dass man auf Dinge wie Lage, Preis und Größe des Zimmers achtet, ist selbstverständlich. Es gibt allerdings noch weitere Aspekte zu beachten. Gibt es Mängel an der Wohnung? Wer 250€ Miete zahlt, kann keinen Luxus erwarten, aber eine funktionierende Heizung und ein schimmelfreies Bad müssen drin sein. Kümmern eure Vermieter:innen sich schnell um Dinge oder müsst ihr wochenlang warten, bis eure Lüftung im Bad endlich repariert wird? Auch die Nachbarschaft ist relevant. Wenn ihr sehr lärmempfindlich seid, könnten quengelnde Kinder oder Party-WGs nebenan störend sein. Andersrum solltet ihr euch erkundigen, wie tolerant eure potenziellen neuen Mitbewohner:innen und Nachbar:innen Lärm gegenüber sind, falls ihr gerne DJ spielt.

Wie ist das Bäder-zu-Personen-Verhältnis? Ich habe lange in einer Vierer-WG mit nur einem Bad gelebt. Wenn dann noch Partner:innen für ein paar Tage zu Besuch sind, kann das stressig sein. Gibt es WG-Fehden? Ein Freund von mir ist in eine WG gezogen, in der es zwei zerstrittene Lager gab. Leider ist es schwierig, das vor dem Einzug herauszufinden, da die WG euch kaum sagen wird: „Wir hassen uns eigentlich gegenseitig.“ Hier müsst ihr auf euer Bauchgefühl hören und wie Sherlock Holmes kombinieren, wie die Mitbewohner:innen miteinander umgehen.

Gibt es merkwürdige Regeln? Ich hatte einmal ein Casting bei einer WG, bei der man nachts nicht mehr in die Küche durfte, um die Nachtruhe der anderen bloß nicht zu stören. Rücksicht auf andere finde ich persönlich auch wichtig, aber wenn ich mir für meinen Mitternachtssnack nicht mal ein Brot in der Küche schmieren darf, finde ich das übertrieben. Auch zum Thema Sauberkeit und Putzplan solltet ihr euch Gedanken machen. Wenn es keinen Putzplan gibt, heißt das meistens, die Person mit dem höchsten Sauberkeitsbedürfnis putzt die Wohnung. Wenn ihr das seid, habt ihr Pech gehabt.

So banal es auch klingen mag: Hört auf euer Bauchgefühl. Ihr solltet euch im Klaren sein, dass ihr mit den Personen zusammenleben werdet. Probleme sind vorprogrammiert. Wichtig ist nur, dass ihr euch vorstellen könnt, damit umzugehen. Mit diesen Tipps sollte euch nichts mehr im Wege stehen. Ein letzter Rat: Schreibt nicht nur WGs an, sondern erstellt selber ein Gesuch. Einige WGs schalten keine Anzeigen, sondern schreiben gezielt Gesuche an. So erhöht ihr eure Chance.


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