Bubatz im Blumenkübel

Artikel: Volker Strauß | Statt Bogenhanf jetzt Hanf-Hanf: Studis bauen an [Foto: Volker Strauß]

Seit dem 01. April ist „Bubatz legal” und volljährige Personen in Deutschland dürfen jeweils drei weibliche Cannabispflanzen an ihrem Wohnort anbauen. Thorben studiert in Essen und kümmert sich seit April um seine drei Cannabispflanzen. Wir haben mit ihm über Anbau, Regulierungen und Nachbarn gesprochen.

Teuer ist der Anbau der drei Pflanzen nicht. „Im Prinzip reicht ein Topf, Pflanzenerde, Dünger und der Samen, den man im Internet für ca. 10 Euro bestellen kann, um einen Ertrag zu erzielen“, so Thorben*. Wer draußen oder auf dem Balkon anbauen kann, erspart sich den Kauf von Filter, Growbox (quasi ein kleines Gewächshaus) und Lampe. Vor allem ausreichend Beleuchtung ist für den Anbau von Cannabis unerlässlich.

Cannabis-Foren bieten einen guten Einstiegspunkt für Interessierte, so Thorben. „Wer anfängt, sich einzulesen, läuft aber auch Gefahr, von Informationen erschlagen zu werden, die man beachten muss: wie genau man den pH-Wert kontrollieren muss oder wie die Luftfeuchtigkeit sein muss.” Das könne schnell abschrecken. Ein „grüner Daumen”, also Grundkenntnisse im Umgang mit Pflanzen, genügt für den Anfang.

Sogenannte Cannabis Social-Clubs (der Staat nennt das Anbauvereinigungen) sind seit dem 01. Juli erlaubt, hier dürfen größere Mengen Cannabis angebaut werden. Jedes Mitglied, das über 21 Jahre alt ist, darf pro Monat 50 Gramm Cannabis, unter 21-Jährige 30 Gramm, erhalten. Um einen solchen Club zu gründen, bedarf es einer staatlichen Genehmigung. „Es kann lange dauern, bis diese Genehmigung da ist und dann dauert es auch nochmal mindestens drei Monate bis zum ersten Ertrag. Es kann also gut sein, dass bis dahin das Gesetz gar nicht mehr gilt. Das Ganze wirkt sehr unsicher“, kritisiert Thorben. Bestehende Social Clubs rechnen erst 2025 mit der ersten eigenen Ernte. Grund hierfür sei neben deutschem Bürokratie-Pingpong auch Skepsis in der Gesellschaft, beispielsweise bei der Suche nach geeigneten Hallen zum Anbauen des Cannabis.

„Bei älteren Leuten wird man schnell als Junkie abgestempelt, wenn man sagt, dass man Gras anbaut“, so Thorben. Seine Nachbarn hingegen sind eher entspannt: „Die meisten Leute stört es überhaupt nicht, im Gegenteil. Viele sind eher interessiert, meine Mitbewohnerinnen sind  entspannt und profitieren auch von der Ernte, mein Nachbar pflanzt auch selbst Gras an. Es gibt aber eine Nachbarin, die sich beschwert hat.“ Vor allem Geruchsbelästigung kann zum Problem werden; in der Blütephase riechen Graspflanzen intensiv.

Auch die Abstandsregelungen sorgen vermehrt für Unmut, seitens der Konsument:innen, aber auch auf Seiten der Polizei, die unter Umständen nachweisen muss, dass Abstände nicht eingehalten werden. Der Konsum von Cannabis ist in Sichtweite von beispielsweise Schulen und Spielplätzen verboten, ein Abstand von mindestens 100 Metern muss eingehalten werden. Thorben befürwortet solche Abstandsregelungen, wünscht sich aber eine gewisse Kulanz: „Es ist okay, dass nicht direkt vor einem Spielplatz oder einer Schule gekifft werden darf, aber 100 Meter Entfernung sind wirklich weit. Das sorgt unter Umständen dafür, dass in manchen Stadtteilen der Cannabiskonsum fast unmöglich wird. Und vor einer Schule darf man ja auch Zigaretten rauchen, was auch schädlich für Kinder ist.“

Wie lange der Anbau von Gras in dieser Form erlaubt bleibt, ist noch fraglich. Vor allem mit Blick auf die nächste Bundestagswahl. So hat die CDU/CSU angekündigt, das Gesetz rückgängig machen zu wollen. Bis dahin wünschen wir Thorben und allen Anbauenden eine erfolgreiche Ernte!

*Name von der Redaktion geändert


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