Artikel: Nikita Verbitskiy | Viele Fetischisten sind bereit, hohe Beträge für getragene Schuhe oder Socken zu zahlen. [Foto: Nikita Verbitskiy]
Liza verdient ihr Geld damit, Männer zu dominieren. Wir haben mit ihr über ihren Beruf und ihr Privatleben gesprochen. Wie funktioniert das Geschäft mit Sex und Macht?
ak[due]ll: Wie kamst du zu deiner Arbeit?
Liza: Ich wurde von einem unbekannten Profil auf Instagram angeschrieben. Es hieß, ich wäre die perfekte Herrin. Vor Langeweile und Neugier hab ich mich drauf eingelassen und wollte mir das mal anschauen. Die Person hat mich dann in das Geschäft eingeführt und wurde auch mein Manager, dafür wollte er dann auch gar nichts. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich das Bargeld bekomme und er die Gutscheine. So fing alles an und er hatte tatsächlich recht – ich bin die perfekte Herrin. Ich wurde durch den Job auch privat freundlicher, weil ich mich beruflich unfreundlich entfalten konnte. Nach drei Monaten haben sich unsere Wege getrennt und ich habe mein Business von da an alleine weitergeführt.
ak[due]ll: Welche Dienste bietest du an?
Liza: Ich biete hauptsächlich meine Füße an. Das bedeutet Männer verwöhnen sie, ob auf Augenhöhe oder dominant. Viele stehen auf Duftfüße oder Socken, massieren meine Füße, riechen daran oder lecken die Fußsohle. Dabei wollen viele erniedrigt werden, ob durch Ohrfeigen, Auslachen oder Tritte in den Schritt. Oder auch einfach ein arrogantes Girl, das Dominanz ausstrahlt und den Ton angibt. Der Beruf ist so breit gefächert, dass ich gar nicht genau sagen kann, was ich alles anbiete. Ich bin immer offen für Neues und es gibt sehr viel. Vom Staubsauger-Fetisch (dabei wird das Staubsaugerrohr und der Zug dessen genutzt, um die Person zu befriedigen), über Achseln lecken oder anpinkeln lassen bis hin zum Kudamm-Spaziergang mit einem Sklaven, der an den Ampeln grunzt wie ein Schwein und mir in der U-Bahn die Füße sauber leckt war schon alles dabei. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
ak[due]ll: Hattest du anfangs Bedenken oder Angst? Wie ist es jetzt, triffst du Schutzvorkehrungen?
Liza: Am Anfang schon, aber ich würde es eher Aufregung statt Bedenken nennen. Fragen wie: Was erwartet mich? Oder: Kann ich ernst bleiben und abliefern, ohne über die Absurdität zu lachen? Schossen mir durch den Kopf. Aber mit der Zeit ging es. Ich habe mir auch Bücher über den Job gekauft, um mehr über den richtigen Umgang damit zu lernen. Anfangs kann es nämlich auch passieren, dass man durch das Anhimmeln und die Dominanz privat einen Höhenflug erlebt und denkt, man sei was Besseres. Angst hatte ich nicht wirklich, ich war schon früh mit 18 Jahren als Escort aktiv. Ich habe so viel gesehen und erlebt und es liegen Welten zwischen den zwei Bereichen. Schutzvorkehrungen müssen auf jeden Fall sein. Bei mir weiß immer jemand Bescheid und ich habe gute Leute um mich herum, die innerhalb von 2-3 Minuten da sein können um zu helfen. Außerdem vertraue ich auch auf mein gutes Bauchgefühl.
ak[due]ll: Findest du eine Form von Gefallen oder sexueller Befriedigung in deiner Arbeit? Erfüllt es dich oder ist es einfach ein Weg Geld zu verdienen?
Liza: Sexuelle Befriedigung verspüre ich gar nicht, mich reizen devote Männer nicht. Es gibt auch mal attraktive Klienten, aber ich trenne das strikt voneinander. Was ich dabei schon verspüre: Spaß! Es erfüllt mich, ist meine Passion und mein Ausgleich, so wie für andere das Fitnessstudio. Und das Feedback bestätigt das auch für mich. Ich bin authentisch und man merkt es mir an. Ich höre leider häufig von anderen Damen, denen man anmerkt, dass sie es nur wegen des Geldes machen. So wird man aber nicht langfristig erfolgreich in dem Business.
ak[due]ll: Wie reagiert dein Umfeld auf den Job?
Liza: Meine Freunde und Bekannte feiern es mies. Sie haben tausende Fragen und denken, es wäre super einfach. Manchmal habe ich keine Lust auf die ganze Fragerei, also bin ich dann „Kellnerin“. Meine Familie war zunächst skeptisch, sie waren sich unsicher, ob das Zukunft hat. Im Endeffekt sind Fetische aber etwas, das niemals aussterben wird. Ich hoffe viel eher, dass die Akzeptanz dafür steigt! Nach fast vier Jahren hat meine Familie aber gesehen, dass ich mein Ding mache.
ak[due]ll: Betreibst du dein Business komplett selbst oder hast du ein Management?
Liza: Ich mache das komplett alleine. „Von nichts kommt nichts“ trifft hier vollkommen zu, aber ich mache es gerne. Manchmal habe ich morgens in nur einem Postfach 100 Mails. Das arbeite ich genauso ab wie alle anderen, da hänge ich manchmal auch mehrere Stunden am MacBook. Die Arbeit an sich ist in der Praxis weniger Aufwand, aber da muss man erst mal hinkommen.
ak[due]ll: Beeinflusst die Arbeit deinen Alltag und dein Beziehungsleben?
Liza: Meinen Alltag beeinflusst sie nicht, aber das Beziehungsleben schon. Es ist schwer jemanden zu finden, der das so akzeptiert. Aber ich sehe es persönlich nicht als Problem. Ich bin wie ich bin und ich liebe meinen Job. Und wenn jemand damit ein Problem hat, dann ist das deren Ding.
ak[due]ll: Hast du mit den Männern auch außerhalb der Sessions Kontakt? Siehst du sie und Männer generell anders aufgrund deiner Arbeit?
Liza: Natürlich unterhält man sich vor oder nach der Session mit den Kunden etwas. Stammkunden bilden ja, wie in jeder anderen Branche, ein zwischenmenschliches Verhältnis. Auch in diesem Job ist es außerhalb des Spiels wichtig, dass man sich sympathisch ist und danach vielleicht noch eine Zigarette zusammen raucht. Das Wichtigste ist, dass der Kunde glücklich ist, dann bin ich es auch. Aber einen direkten Einfluss bemerke ich durch die Arbeit nicht. Für mich sind es normale Menschen. Nur, dass sie etwas verheimlichen. Die Dates machen sie heimlich und oft haben sie unwissende Familien zuhause. Ich denke, es liegt an dem Schamgefühl und dass sie sich nicht verstanden fühlen.
ak[due]ll: Was kannst du Menschen mitgeben, die selbst Interesse daran hätten, den Weg einzuschlagen?
Liza: Wenn du darauf Bock hast, tu es! Sei dir aber dessen bewusst, dass es mit viel Arbeit verbunden ist. So ein Business auf Dauer aufzubauen, ist nicht einfach. Und wenn du es geschafft hast, vergiss nicht, woher du kommst, denn Geld macht schnell überheblich. Brich deine eigenen Regeln nicht, hör auf dein Bauchgefühl und lehne ab, wenn dir etwas komisch vorkommt – scheiß auf das Geld! Du lebst nur einmal und das nicht für andere. Tu was du möchtest. Es kann dir egal sein, wie andere es finden. Es wird immer Menschen geben, die es doof finden und die, die es gut finden. Alle kann man nie zufrieden stellen.
