Wie queer sind die Streamingdienste? – WOW

Autorin: Selome Abdulaziz | Wir stellen euch queere Inhalte auf WOW vor. [Bild: unsplash]

Ihr braucht Serien- oder Filminspiration? Dann schaut in den neuen Teil unserer Reihe „Wie queer sind die Streamingdienste?“ Diesmal haben wir die queeren Inhalte bei WOW unter die Lupe genommen. Von Geheimtipps bis Blockbuster ist alles dabei.

Im nächsten Teil unserer Reihe, in der wir die Streamingdienste nach queeren Inhalten durchforsten, stellen wir euch WOW vor. WOW, ehemals Sky Ticket beziehungsweise Sky Online, ist der Streamingdienst von Sky. Nutzer:innen können zwischen drei Paketen wählen: dem Serien-Paket, Filme und Serien sowie Live-Sport. Das Steckenpferd des Streamingdienstes sind HBO-Serien wie House of The Dragon und Succession sowie Blockbuster-Filme wie Matrix Resurrections oder die James Bond-Reihe. Im Vergleich zu Streaming-Größen wie Netflix und Amazon Prime ist die Auswahl generell eher gering. Qualität vor Quantität scheint die Devise zu sein.

Der Film Bodies Bodies Bodies (2022) ist eine US-amerikanische Horrorkomödie von Halina Reijn. Eine Gruppe junger Erwachsener veranstaltet eine Party in der Villa des reichen David. Die Grundidee ist vielversprechend: Das Partyspiel „Mord in der Disko“ artet aus, als ein Mitglied der Gruppe von den anderen tot aufgefunden wird und die anderen versuchen herauszufinden, wer unter ihnen der:die Mörder:in ist. Einige der Hauptfiguren sind queer, der Film startet direkt mit einer Knutschszene zwei der Protagonistinnen, die ein Paar sind. Leider ist der Film an einigen Stellen zu überspitzt, aber dennoch unterhaltsam.

In Gia – Der Preis der Schönheit (1998) von Michael Cristofer verkörpert Angelina Jolie das bisexuelle Model Gia Carangi, das in den 1980er Jahren weltberühmt wurde und für einige als das erste Supermodel gilt. Das grandiose Drama spielt mit dokumentarischen Elementen, verschiedenen Zeitebenen und schwarz-weißen Szenen. Leichtigkeit und Ernst liegen in dem Fernsehfilm nah beieinander. Wir beobachten den Aufstieg und (Zer)fall des Models, das drogenabhängig wird und an AIDS erkrankt. Im Mittelpunkt des Biopics steht ihre turbulente Beziehung zu der Visagistin Linda, die auf wahren Begebenheiten beruht. Abgerundet wird der Film mit einem tollen Soundtrack – der Song The Killing Moon von Echo & The Bunnymen wird perfekt in Szene gesetzt und unterstreicht Gias Drang nach Freiheit.

Den Blockbuster Everything Everywhere All at Once (2022) zu erklären, ist kaum möglich und würde zu viel vorwegnehmen. Je weniger ihr von der Handlung wisst, desto besser. Der Film ist Familiendrama, Actionkomödie mit feinsten Martial-Arts-Einlagen, Migrationsgeschichte, existenzielle Erzählung, queere Coming-Out-Story, spielt zwischen Science-Fiction und Fantasy, ist an Stellen tieftraurig, dann wieder urkomisch: eben alles auf einmal. Als Independent-Produktion mit einem geringen zweistelligen Millionen-Budget schaffte es der Film, über 140 Millionen Dollar einzuspielen und sieben Oscars zu gewinnen, darunter in den Hauptkategorien Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin und Bestes Originaldrehbuch – zurecht.

Serien

Mit Euphoria und The Last of Us hat WOW zwei der größten Serienerfolge unserer Zeit im Repertoire. Euphoria zeigt das Leben der drogenabhängigen Teenagerin Rue (Zendaya), die neben ihrer Sucht noch mit alltäglichen Jugendproblemen hadert. Sie lernt die neue Schülerin Jules (Hunter Schafer) kennen, die trans* und bisexuell ist. Im Mittelpunkt stehen die Themen Sexualität, Drogen, mentale Gesundheit und Zugehörigkeit. Für mich ist Euphoria für Generation Z das, was für Millennials die britische Serie Skins war. Eine schonungslose Erzählung davon, was das Teenagerdasein beinhalten kann.

The Last of Us basiert auf dem gleichnamigen Videospiel und zeigt eine postapokalyptische Welt, in der ein Pilz Menschen in zombieähnliche Wesen verwandelt. Spannend und berührend erzählt die Serie von der Beziehung zwischen Joel Miller (Pedro Pascal), einem zynischen Schwarzhändler und der 14-jährigen Ellie (Bella Ramsey), die sich gemeinsam durch die dystopische Welt schlagen müssen. Queere Fans können sich besonders über die bittersüße dritte Folge freuen. Inmitten der düsteren Situation zeichnet die Serie liebevoll interessante Figuren, die trotz, oder gerade wegen der aussichtslosen Lage, Liebe in ihren unterschiedlichsten Formen suchen und finden. Keine Sorge, Action, Grusel und widerliche Zombiewesen kommen auch nicht zu kurz.

Die Miniserie Angels in America aus dem Jahr 2003 behandelt US-amerikanische Gesellschaft in den 1980er Jahren. Im Mittelpunkt stehen die Reagan-Ära und die AIDS-Krise. Eine der Hauptfiguren ist Prior Walter (Justin Kirk), ein schwuler Mann, der an AIDS erkrankt ist und von seinem damit überforderten Freund verlassen wird. Mit Al Pacino, Meryl Streep und Emma Thompson wartet die Serie mit einem hochkarätigen Cast auf. Wie der Titel schon vermuten lässt, spielen auch Engel eine Rolle, die unter den Menschen auf der Erde leben. Einige der Schauspieler:innen spielen mehrere Rollen, was zu einer komplexen Verflechtung der Handlungsstränge führt. Die ungewöhnliche Serie war sehr erfolgreich und räumte bei den Emmy und Golden Globe Awards 2004 ab.

Gentleman Jack ist ein Must-See für Fans von historischen queeren Liebesdramen wie der Serie Dickinson oder dem Film Ammonite. Die Serie basiert auf den Tagebüchern der historischen Person Anne Lister, die im 19. Jahrhundert in Yorkshire lebte und in einem geheimen Code detailreich über ihr Leben schrieb. Zuschauer:innen begleiten die lesbische Industrielle dabei, wie sie Liebesabenteuer und Konflikte mit anderen Unternehmern managt. Es ist erfrischend zu sehen, wie offen Anne (Suranne Jones) mit ihrer Sexualität umgeht.

Fazit 

Dafür, dass die Auswahl generell eher klein ist, bietet WOW eine angemessene und vor allem qualitativ hochwertige Auswahl queerer Titel. Ein Kritikpunkt ist, dass man nicht nach Kategorien wie „queer“ oder „LGBT“ suchen kann, sondern nur nach Titeln. Weitere queere Serien sind die australische Mini-Serie Bad Behaviour, die ein strenges Mädchen-Internat und die Dynamiken an der Schule fokussiert und And Just Like That, die Neuauflage einer der ikonischsten Serien aller Zeiten: Sex and the City. Außerdem sehenswert ist die Survival-Thrillerserie Yellowjackets, eine Art Der Herr der Fliegen mit weiblichen Charakteren.


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