Etwas Philosophie gefällig? Die phil.cologne 2023 

Vom 06. – 13. Juni findet dieses Jahr das Philosophie-Festival zum elften Mal in Köln statt. Was das Programm bereithält und warum sich Philosophie gerade heutzutage lohnt.

Beitrag: Caroline Beck | Bild: pixabay

Staubige Bücher, abstrakte Theorien, trockene Texte – ein Bild, was so manche:r von Philosophie haben mag. Ganz im Gegenteil ist die „Liebe zur Weisheit” lebendiger als gedacht, lebt sie doch vom ständigen Diskurs und Gedankenaustausch. Eine Wissenschaft, bei der es nicht um endgültige Antworten, sondern um das Stellen von Fragen geht – und die dadurch wider Erwarten stets alltagsbezogen und gegenwärtig bleibt.

Um auch dem breiten Publikum außerhalb von Schule oder Universität einen Zugang zur Philosophie zu bieten, wurde 2013 das internationale Philosophiefest ins Leben gerufen. Es findet seitdem jährlich in Köln statt. An mehreren Tagen kann man zahlreiche Veranstaltungen besuchen und verschiedenen Philosoph:innen lauschen, die sich in Dialoggesprächen mit je einem Gast unterschiedlichen Themen widmen. So wird Philosophie über die Textform hinaus live erfahrbar. 

Den Auftakt macht einer der prägendsten Philosoph:innen der Gegenwart, Slavoj Žižek, am Dienstag, den 06. Juni. Im Gespräch mit dem deutschen Schriftsteller und Philosophen Wolfram Eilenberger wird er – im Rahmen seines Buches „Die Paradoxien der Mehrlust” – über die Widersprüche des heutigen Kapitalismus zwischen Überfluss und Unersättlichkeit, Cancel Culture, Wokeness und viele weitere aktuelle kulturelle und politische Diskursfelder sprechen. 

Bisher umfangreichstes Programm der phil.cologne

Andere Themen, die in den über dreißig Veranstaltungen aufgegriffen werden, sind der Sinn der Angst und die Kraft der Imagination, selbstbestimmtes Leben in der Zukunft, Demokratieverdrossenheit im Konsumwahn, den Umgang mit Geschlechteridentitäten und vieles mehr.

Neben Philosoph:innen treten auch führende Politiker:innen in den Austausch, da in Zeiten von Krieg, Klimakrise und Künstlicher Intelligenz politische Herausforderungen zutage treten, die es philosophisch zu betrachten gilt. So spricht Bundeskanzler Olaf Scholz mit dem Philosophen Axel Honneth darüber, wie und ob Arbeit und Demokratie miteinander vereinbar sind, der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck stellt sich dem Philosophen Peter Sloterdijk, der der Menschheit aufgrund ihres Umgangs mit Feuer, Kohle und Öl globale Brandstiftung vorwirft. Außerdem diskutiert die Linke–Politikerin Sahra Wagenknecht mit dem Historiker Per Leo über die Positionierung zwischen Links und Rechts.

Es wird auch der Blick in die Philosophie abseits des Westens gewagt: Anke Graneß setzt sich im Gespräch mit Stephanie Rhode mit der (Philosophie–)Geschichte Afrikas auseinander und greift die ethischen Fragen nach Rassismus und Sklaverei in der Philosophie sowie kultureller Aneignung auf. Zhao Tingyang, einer der bedeutendsten chinesischen Philosoph:innen der Gegenwart, musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. Stattdessen wird der Erkenntnistheoretiker Markus Gabriel mit dem Sinologen Daniel Leese über chinesisches Denken und Tingyangs Hauptwerk „Alles unter dem Himmel – Vergangenheit und Zukunft der Weltordnung” sprechen.

Wer nicht vor Ort ist, kann das Festival im Radio live verfolgen 

Ein weiteres Highlight der phil.cologne ist der Radio–Tag: Am 10. Juni wird 10 Stunden lang die philosophische Radio–Livesendung im WDR5 gesendet. Es wird 10 Beiträge, jeweils einen pro Stunde, zum übergreifenden Thema „Blick nach vorn – Wie uns Wandel gelingt” geben – vom gesellschaftlichen Umgang mit KI zur Vereinbarkeit von Kapitalismus und Nachhaltigkeit bis zur Begegnung mit der eigenen Angst. Bereits im Vorfeld kann man sich – telefonisch oder per Mail – mit eigenen Impulsen oder Kommentaren beteiligen. 

Für Schulklassen gibt es im Rahmen der phil.cologne das von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Kinder–und Jugendprogramm „Klasse denken”. Zu den diesjährigen Themen gehören Aktivismus, Geschlechteridentität, Gaming und natürlich: Philosophie. Bei der Veranstaltung „Gute Wölfe, schlechte Wölfe” wird behandelt, wie man positive und negative Gedanken beeinflussen kann. In der Reihe „Hätte Sokrates gezockt?” werden Philosophie und Computerspiele zueinander in Beziehung gesetzt. In „Gedankenspiele mit der Maus” wird über Gerechtigkeit gesprochen. Insgesamt gibt es 21 Veranstaltungen in der Programmreihe, die Denkansätze und Gestaltungsmöglichkeiten für junge Menschen eröffnet, die auch danach mit in den Unterricht getragen werden können. 

Eine besondere Veranstaltung findet abseits der eigentlichen Festivalwoche am 23. Juni statt: Schauspieler Elliot Page berichtet im Rahmen seines kürzlich erschienenen Buches „Pageboy” über die Frage nach der eigenen Identität, das Ringen mit Hollywoods Fixierung auf traditionelle Geschlechterrollen, die Abgründe der Filmbranche und den Weg zu sich selbst.

Barrierefreie Teilnahme

Fast alle Veranstaltungsorte der phil.cologne sind barrierefrei zugänglich. Zusätzlich werden einige Veranstaltungen durch Gebärdensprachdolmetscher:innen in die deutsche Gebärdensprache übersetzt. 

Tickets sind über die Webseite erhältlich. Dort können zudem über eine Tauschbörse Tickets für ausverkaufte Veranstaltungen erworben oder getauscht werden.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: