Die Kontroversen um Hogwarts Legacy

Artikel: Selome Abdulaziz | Harry-Potter-Merch erfreut sich großer Beliebtheit. [Foto: Selome Abdulaziz]

Harry Potter war für viele junge Erwachsene ein großer Teil der Kindheit und die magische Welt von Hogwarts weckt in ihnen heute noch nostalgische Gefühle. Mit Hogwarts Legacy kam nun ein lang ersehntes Videospiel aus der Welt von Harry Potter heraus. Welche Kontroversen es um das Spiel gibt, lest ihr hier.

Hogwarts Legacy ist ein Open-World-Rollenspiel, das von Avalanche Software entwickelt und von Warner Bros. Games veröffentlicht wurde. Es erschien am 10. Februar zunächst für die Playstation 5, Xbox Series und PC. Weitere Konsolen folgen im Laufe des Jahres. Bisher hat es sich bereits über 12 Millionen Mal verkauft. Schauplatz ist die Zauberei-Schule Hogwarts im 19. Jahrhundert. Ihr kreiert einen Schüler oder eine Schülerin, könnt euch ein Haus aussuchen und bekannte und neue Orte frei entdecken.

Die Autorin der Fantasy-Reihe, J. K. Rowling, steht schon seit einigen Jahren wegen transfeindlicher Aussagen auf Twitter in der Kritik. Auf ihrem Account wirft J.K. Rowling trans* Frauen vor, sich Zugang zu Räumen von vulnerablen cis* Frauen zu verschaffen. Die Britin setzt sich außerdem gegen Reformen in Schottland ein, die es trans* Menschen erleichtern, ihr gesetzlich anerkanntes Geschlecht zu ändern. 

Neben der Kritik an Rowlings Transfeindlichkeit gibt es auch Antisemitismus-Vorwürfe gegenüber dem Spiel. Bereits in den Harry-Potter-Filmen stand die Darstellung der Kobolde in der Kritik: Sie sind listige, geldgierige Bänker:innen und werden mit langen Hakennasen und Segelohren dargestellt. Damit reproduzieren sie antisemitische Klischees. Hogwarts Legacy geht noch weiter: Die unterdrückten Kobolde planen eine geheime Verschwörung gegen die Zauberer und Hexen. Sie wollen unter anderem ein Kind entführen. Kritiker:innen zufolge bedient sich das Spiel damit antisemitischer Verschwörungstheorien von einer vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung und Ritualmordlegenden.

Eine weitere kontroverse Person um Hogwarts Legacy ist Troy Leavitt, der als Lead Designer zeitweise an der Entwicklung des Spiels beteiligt war. Auf seinem YouTube-Kanal vertrat er sexistische und transfeindliche Meinungen und relativierte sexuelle Belästigung. Anfang 2021 verließ er Avalanche Software freiwillig.

Abgrenzungsversuche

Die Spieleentwickler:innen versuchen, sich von Rowling zu distanzieren und betonen beispielsweise in den FAQs zum Spiel, dass Rowling nicht an der Entwicklung des Spiels beteiligt war. Trotzdem profitiert sie als Lizenzhalterin finanziell von Hogwarts Legacy. In einem Interview mit der Videospiel-Zeitschrift GamePro sagt Game-Designer Kelly Murphy: „Es war wirklich wichtig für uns, dass wir ein Spiel machen, wo du, ganz egal wer du bist, ankommen kannst und das Gefühl bekommst, als wärst du zu Hause und willkommen und akzeptiert.“

Das Spiel lässt außerdem zu, dass Spieler:innen trans* Charaktere erstellen. Im Charaktereditor können beispielsweise Aussehen und Stimme unabhängig voneinander gewählt werden. Spieler:innen können wählen, ob sie eine Hexe oder ein Zauberer sind, nicht-binäre Optionen gibt es nicht. Mit Sirona Ryan gibt es außerdem eine trans* NPC in dem Spiel, die erste trans* Person in der Harry Potter Welt. Zum Vorwurf des Antisemitismus sagt Narrative Lead Moira Squier, es gebe sehr unterschiedliche Kobolde. „Es gibt gute Kobolde, sie haben Nuancen, Persönlichkeiten und Tiefe.“

Glossar

trans*: Oberbegriff, der verschiedene Menschen bezeichnet, die sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. trans* Frauen sind Frauen, deren Geschlechtseintrag bei der Geburt männlich war.

cis*: Menschen, die sich mit dem von außen zugeschriebenen Geschlecht identifizieren.

NPC: Non-Player-Character; eine Figur, die nicht von einem selbst gesteuert wird.


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