30 Jahre Medienprojekt Wuppertal: Filme von und mit Jugendlichen

Artikel: Selome Abdulaziz | Filminstallation beim 30-jährigen Jubiläum des Medienprojekt Wuppertal. [Foto: Selome Abdulaziz]

Das Medienprojekt Wuppertal gehört zur Stadt im Bergischen Land wie die Schwebebahn. Die Jugendvideoproduktion feierte am 20. August ihr 30-jähriges Jubiläum und lud dazu Kultur- und Filmbegeisterte zur Jubiläumsfeier ein. Wir waren vor Ort.

An der Alten Glaserei, direkt an der beliebten Nordbahntrasse im Stadtteil Elberfeld, veranstaltet das Medienprojekt Wuppertal die Feier zum 30-jährigen Jubiläum. Das volle Programm verspricht Musik, Party, Foodtrucks und jede Menge Filme. Vor der großen Halle der Location sitzen einige Menschen auf Bierbänken und lauschen der Musikerin Mayiia. Sie verzaubert das Publikum mit ihrer zarten Stimme und dem Spiel mit dem Handpan, einem Blechklanginstrument, das mit den Händen gespielt wird.

Das weitere Programm findet im Inneren der Alten Glaserei statt. Auf der vorderen Seite der großen Halle befindet sich eine Bühne, gegenüber sind Stühle zu einer Leinwand hin aufgestellt und von der hohen Decke hängt eine große Diskokugel. Eine kleine Treppe führt hinauf zum gemütlichen Kinoraum, der später zum Dancefloor wird. Parallel zum Programm in der Halle laufen im Kino durchgängig Filme der letzten 30 Jahre des Medienprojekts. Für Horrorfilmbegeisterte ab 16 Jahren wird um 22:30 Uhr ein Best of von Tal der Toten gezeigt. In dem Projekt wurden 2014 neun Zombiefilme gedreht, später kamen weitere Horrorfilme hinzu.

Was macht das Medienprojekt?

Mit Dokumentationen, Kurzfilmen und Videoworkshops widmet sich das Medienprojekt unterschiedlichen Themen wie Nachhaltigkeit, Sexismus, Rassismus, Sucht, Tod und Liebe und bleibt dabei immer nah an der Lebenswelt der Jugendlichen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 27 bekommen Unterstützung bei eigenen Videoproduktionen und lernen dabei technische und inhaltliche Fähigkeiten bei der Filmproduktion. So entstehen jährlich um die 100 Videos von 1000 Teilnehmer:innen. Die Filme werden in Kinos, Schulen oder Jugendeinrichtungen in Wuppertal präsentiert und als Bildungs- und Aufklärungsmedium bundesweit vertrieben. Ihr könnt die Filme über die Website als DVD oder digital kaufen oder leihen (https://www.medienprojekt-wuppertal.de/katalog-medienpaedagogische-videoproduktionen).

Lukas Georgiou ist seit 2015 beim Medienprojekt aktiv, zunächst als Projektteilnehmer bei einem Antirassismus-Projekt. Schließlich bekam er das Angebot, für das Medienprojekt zu arbeiten. Das eindrucksvollste Erlebnis für ihn waren Filme zum Thema Flucht. 2016 war er im Libanon und in Griechenland und Ende 2019 im Camp Moria auf Lesbos. „Es hat Spuren hinterlassen, zu sehen, wie in Europa mit Menschen umgegangen wird, nur weil sie für Europa die falsche Herkunft haben. Auch wenn wir dadurch nichts erreicht haben, war es wichtig, den Menschen eine Stimme zu geben“, erzählt der Filmemacher. Sein Wunsch für die Zukunft des Medienprojekts ist, dass mehr Menschen aus nicht privilegierten Bubbles angesprochen werden. „Ich finde es schön, dass jeder zum Medienprojekt kommen kann. Man kann einfach Filme machen, sich frei entfalten, künstlerisch sein, politisch sein, Satire machen und sich eine Stimme verschaffen.“ Er schätzt besonders die familiäre und unterstützende Atmosphäre im Team, die auch während der Jubiläumsfeier spürbar ist.

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Vielseitiges Programm

Die Musik-Acts am Abend könnten kaum vielseitiger sein. Nach der Eröffnung durch Mayiia rappt Lukas als Kluka auf mitgebrachte Beats und zum Drumming seines Medienprojektkollegen Konstantin Koewius. Der Musiker SCHRAMM aus Wuppertal tritt mit Live-Band auf und heizt der Menge mit melancholischem, frischem Indie ein. Die Wuppertaler Ska-Punker Skouch bringen mit klassischer Rockbandbesetzung plus Blasinstrumenten Partystimmung in die Halle, um das Publikum auf den nachfolgenden DJ Michael Laser vorzubereiten. Parallel dazu eröffnet DJ Suzanna im vorherigen Kinoraum einen zweiten Dancefloor.

Zwischen den Musik-Darbietungen lauschen wir der Begrüßung durch den Wuppertaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und den Geschäftsführer des Medienprojekts, Andreas von Hören, und werden im Rahmen einer Live-Filmaktion selbst Teil eines Kurzfilms. Das Publikum wird gebeten, sich vor der Bühne zu versammeln. Dann folgen Anweisungen: Erst sollen wir verwirrt Richtung Bühne schauen, dann interessiert zuhören. Das Interesse wandelt sich schnell in Langeweile und dann in Ekel, bevor wir einfrieren sollen. Da nicht alle die Filmaktion mitbekommen haben, laufen Einzelne durchs Bild und wir müssen die Szene erneut drehen. Nach einigen Minuten ist die Szene im Kasten und wir Statist:innen in einem Film, der am Abend noch Premiere feiert.

Weitere Highlights sind ein Best Of 30 Jahre Medienprojekt (https://www.youtube.com/watch?v=0x9uFmO9mN4), das Ausschnitte von Filmen der letzten Jahrzehnte zeigt sowie die Premiere von Mission Complete. Im Mai rief das Medienprojekt junge Wuppertaler:innen dazu auf, einminütige Filme über eine Herausforderung zu drehen, die sie gemeistert haben. Dabei entstand ein Mix aus humorvollen und ernsten Videos, die unterschiedlich in Kreativität und künstlerischer Umsetzung waren. Dennoch zeigen die Kurzfilme, wie wichtig der kreative Umgang mit dem eigenen Leben ist und wie viele Emotionen in nur einer Minute transportiert werden können.


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