Work-Work Balance – Wie Band, Studium und Job unter einen Hut passen

Artikel: Anna Olivia Böke | Uni-Abgaben und Band-Alltag unter einen Hut zu bekommen ist nicht immer leicht. [Foto: Anna Olivia Böke]

Die Uni und einen Job zu balancieren ist nicht immer leicht. Die meisten Studierenden müssen jedoch einen Mini- oder Teilzeitjob nebenher machen, um sich das Studium finanzieren zu können. Bei kreativen Nebenjobs und Projekten kann die Uni jedoch schnell zur Nebensache werden. Wie unsere Redakteurin ihren Uni-Alltag mit Nebenjob und Band jongliert, erfahrt ihr in diesem Campuserlebnis.

Ich studiere seit vier Semestern an der TU Dortmund. Dazu spiele ich in einer eigenen Band Gitarre und singe. Zu Beginn nebenher, mittlerweile ist es andersherum. Bei der ak[due]ll arbeite ich seit Oktober 2022 und seit März diesen Jahres bin ich auch noch als Gitarristin mit einer anderen Band unterwegs. Kurz gesagt: Mein Sommersemester 2023 war voll. Gefüllt mit einer England-, Deutschland- und Niederlande-Tour, zahlreichen Festival-Wochenenden, neue Songs schreiben, eine Woche im Studio, zahlreichen Artikeln und Referaten. 

Das mit dem Studium zu koordinieren ist nicht immer leicht. Besonders, da ich auf Bafög angewiesen bin, muss ich das Studium auch noch in der Regelstudienzeit absolvieren. Ob mir dieses Kunststück wirklich gelingen wird, wird sich noch herausstellen. Fest steht aber, bislang klappt es – gerade so. Das liegt zum einen an angerechneten Credits aus einem vorigen Studium und einem Corona-Semester, aber vor allem an einer weniger geheimen Zutat: Planung. 

Organisation

Ich hatte immer eine Affinität zum Oorganisieren, Listen schreiben und Oordnen. Das kann ich vollstens ausleben und das muss ich auch. Seminare, Abgaben, Konzerte, Proben und Redaktionssitzungen müssen koordiniert werden, meist Monate im Voraus. Ohne ein gewisses Planungstalent wäre dieses Unterfangen auf gar keinen Fall möglich. Mein treuer Freund und Begleiter ist mein Kalender. Ein Bullet-Journal, um genau zu sein. Ohne dieses Buch wäre ich maßlos aufgeschmissen. Hier sind alle Termine und To-Do’s genauestens festgehalten. 

Da man bei einem Bullet- Journal das Layout selbst gestaltet und jede Woche einzeln plant, fällt es mir leicht, den Überblick über das Jahr zu behalten. Ein Platz für den Stundenplan und Abgabetermine habe ich dort etabliert und kann in der Jahresübersicht dafür sorgen, dass sich nichts überschneidet und meine Referate immer dort hinlegen, wo ich genug Tage habe, diese vorzubereiten. Nur Urlaube einzuplanen bleibt oft leider auf der Strecke, denn es könnte ja immer sein, dass ein wichtiges Konzert reinkommt.

Die Kunst der Stundenplanerstellung

Nicht zu unterschätzen ist die Kunst der Stundenplanerstellung. Nach vier Semestern ist bei einigen Namen der Dozent:innen schon im Voraus abzuschätzen, wie hoch der Arbeitsaufwand in dem Kurs etwa sein wird. Genau danach suche ich aus: möglichst viele Kurse (mindestens sechs) mit Minimalaufwand und ohne strenge Anwesenheitspflicht. Es ist die einzige Strategie, die funktioniert. Das bedeutet, dass ich in der ersten Uni-Woche einige Kurse kicken muss, die ich einfach nicht bewältigen könnte. Mehr als zwei Modulprüfungen sind für mich auch nicht machbar pro Semester, da es in meinem Studiengang meist Hausarbeiten sind und ich in den Semesterferien viel unterwegs bin oder bis zum Hals in der Release-Planung stecke.

Bislang war es kein Problem, aber hin und wieder wird es Pflichtkurse mit strenger Anwesenheit geben. Bei der Anwesenheitspflicht ist offene Kommunikation der Schlüssel. Krank machen ist keine gute Idee, wenn ihr öffentlich unterwegs seid. Es ist immer ratsam, ehrlich mit den Dozierenden zu sein. Wenn es mal nicht anders geht, können auf Absprache meist kleine Aufgaben als Ersatz eingereicht werden. 

Multi-Tasking

Die Minimalaufwands-Seminare dienen für mich auch mal als ein Co-Working-Space, in dem ich Artikel fertig schreibe oder E-Mails beantworte. So sammle ich Credits und verdiene gleichzeitig mein Taschengeld. Ohne diese doppelt produktiven Stunden wäre es für mich leider kaum machbar. Mit der Zeit wird man immer mehr zum:r Multi-Tasker:in und kann besser aussieben, welche Information man braucht und wann man an etwas anderem Arbeiten kann. Ich war auch in der Schule eher eine stille Mitarbeitende und kann mein Wissen viel besser in Essays und Hausarbeiten zeigen. Ich arbeite gern selbständig und in meinem Tempo. Den Noten hat meine Arbeitsweise bislang noch nicht geschadet.

Ohne den flexiblen Nebenjob als Redakteurin wäre es für mich auch kaum möglich. Auf das Geld bin ich zusätzlich zum Bafög angewiesen. Mit der Hauptband verdienen wir noch kein Geld und die Zweitband generiert ein sehr unregelmäßiges Einkommen. Sobald der Festival-Sommer vorbei ist, fehlen mir hier auch die Einnahmen. So sitze ich auf langen Fahrten im Van auch mal mit meinem Laptop und schreibe einen Artikel fertig oder redigiere Texte. Das funktioniert gut und ist auch ein schöner Zeitvertreib.

Die Reißleine ziehen

Dieses Semester habe ich gelernt, dass es auch mal okay ist, mitten im Semester einen Kurs abzusägen. Wir kamen in einer Samstag Nacht von einem Festival in Paris zurück und ich hatte einen Tag Zeit, um ein Referat für Montag vorzubereiten. Kein Kunststück dachte ich mir vorab, bis ich in der Info des Dozenten las, dass 30 Stunden Arbeitsaufwand angedacht sind und man das Thema auch für die Hausarbeit nehmen muss. Nach zwei Stunden Verzweiflung musste ich an diesem Abend dem Dozenten meinen Rücktritt des Kurses verkünden. Ich ziehe Dinge gerne durch, aber manchmal muss man sich eingestehen, dass man sich übernommen hat. Generell habe ich gemerkt: Je mehr ich zu tun hatte, desto einfacher fiel es mir auch mal loszulassen und Prioritäten klar zu setzen. Manchmal sind solche Erfahrungen, die zunächst als Versagen scheinen, wichtige Lektionen, um sich in der Zukunft besser einzuschätzen. 

Das mit dem Sozialleben

Was leider massiv unter einem vollen Kalender leidet, ist natürlich das Sozialleben. Abgesehen davon, dass es wunderschön ist, mit den besten Freunden in den Bands unterwegs zu sein, ist es dennoch wichtig, sich auch mit anderen Menschen zu umgeben, wenn man zu Hause ist. Um weiterhin für Partys und Unternehmungen von Bekannten und Kommiliton:innen gefragt zu werden, solltet man wohl mindestens 40 Prozent der Fälle ja sagen. Besser noch wären 50 Prozent. Das ist jedoch kein leichtes Unterfangen, wenn man fast jedes Wochenende zum Arbeiten auf Festivals unterwegs ist. 

So musste ich einmal mit zwei Freund:innen über einen Monat im Voraus planen, feiern zu gehen. Daran muss man sich gewöhnen und auch die anderen. Prioritäten richtig zu setzen ist eine der größten Herausforderungen, aber dabei sollten Spaß und Verbundenheit nicht zu kurz kommen. Eine ehrliche und offene Kommunikation hilft dabei auch und am Ende des Tages gibt es auch noch Gästelistenplätze und eine Travelparty. So kann man hier und da mal eine Freund:in zum Fotos machen mit aufs Festival bringen.


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