Wie queer sind die Streamingdienste? – Disney+

Artikel: Selome Abdulaziz | In der Serie The Fosters dreht sich alles um die Familie des lesbischen Paares Stef und Lena.

Als zweiten Streamingdienst in unserer Reihe haben wir Disney+ auf queere Repräsentation hin untersucht. Wir stellen euch einige der Inhalte mit LGBTQ+ Charakteren vor. Achtung: Spoiler!

Der Streamingdienst des Disney Konzerns startete im November 2019. Laut eigenen Angaben gibt es über 1.000 Filme und Serien, das Monatsabo kostet 8,99 Euro. Ursprünglich setzte der Anbieter vor allem auf eigene Produktionen wie Marvel-Filme oder Disney-Klassiker. Im Februar 2021 führte Disney+ den Kanal Star ein, der sich an ein erwachseneres Publikum richtet. Seitdem gibt es deutlich mehr LGBTQ+ Inhalte.

Die Serie The Fosters behandelt in fünf Staffeln das Familienleben von Stef (Teri Polo) und Lena (Sherri Saum), die mit ihren drei Kindern in San Diego leben und zwei Pflegekinder aufnehmen. Die behandelten Themen sind Familienzusammenhalt, soziale Ungerechtigkeit und die Probleme der Familienmitglieder. Das jüngste Kind, Jude (Hayden Byerly), hadert mit seiner Sexualität und outet sich im Laufe der Serie als schwul. Mit den Nebencharakteren Cole (Tom Phelan) und Aaron (Elliot Fletcher) hat die Serie zwei trans* Rollen, die von trans* Schauspielern gespielt werden.

Als Spin-Off von The Fosters begleitet Good Trouble die Schwestern Callie (Maia Mitchell) und Marianna (Cierra Ramirez) bei ihrem Umzug in eine große WG in Los Angeles. Hier leben unter anderem die lesbische Gebäudemanagerin Alice (Sherry Cola) und der bisexuelle Künstler Gael (Tommy Martinez). Weitere LGBTQ+ Charaktere sind Gaels Schwester Jazmin (Hailie Sahar), die trans* ist, und der:die nicht-binäre Komiker:in Lindsay (River Butcher). Außerdem werden feministische Themen, eine poly Beziehung sowie Black Lives Matter Proteste behandelt.

Ein weiteres Spin-Off ist Love, Victor. Die Serie basiert auf dem Film Love, Simon, in dem der schwule Teenager Simon (Nick Robinson) sich über anonyme E-Mails in einen Mitschüler verliebt. Einige Jahre später zieht Victors (Michael Cimino) Familie um und er besucht die gleiche Schule wie einst Simon. Da er mit seiner Sexualität hadert, sucht er über Instagram die Unterstützung von Simon, der sich als Schüler outete und dadurch ein Vorbild für Victor ist. Die Serie zeigt, wie wichtig der Zusammenhalt in der queeren Community ist.

Kult-Hits

Neben neueren Serien hat Disney+ auch queere Klassiker im Repertoire. Die Kult-Serie Buffy handelt von der Vampirjägerin Buffy (Sarah Michelle Geller) und ihrer Gruppe von Freund:innen, die gegen übernatürliche Feinde kämpfen. Darunter ist Willow Rosenberg (Alyson Hannigan), deren Beziehung zu der Hexe Tara (Amber Benson) eine der frühesten lesbischen Repräsentationen im US-Fernsehen war, als die Serie Anfang der 2000er ausgestrahlt wurde. Allerdings wurde die Beziehung anders behandelt als die heterosexuellen Beziehungen in der Serie, indem es beispielsweise weniger explizite Intimität zwischen den beiden gab.

In der Comedy-Serie glee dreht sich alles um den Glee Club, ein Chor an einer amerikanischen High School. Eine der Hauptfiguren, Kurt (Chris Colfer), ist schwul und outet sich zu Beginn der Serie bei seinem Vater. Die beiden Cheerleaderinnen Santana (Naya Rivera) und Brittany (Heather Morris) verlieben sich ineinander. Während Brittany offen bisexuell ist, braucht Santana eine Weile, bis sie zu ihrer Sexualität stehen kann. Neben Beziehungsdramen und Repräsentation diverser Charaktere überzeugt glee besonders mit Humor und musikalischen Performances.

Die heterosexuelle Journalistin Jessica (Jennifer Westfeldt) ist die titelgebende Hauptrolle in dem Comedy-Film Kissing Jessica Stein, der 2001 veröffentlicht wurde. Frustriert von anstrengenden Dates mit Männern lernt sie durch eine Zeitungsannonce die bisexuelle Helen (Heather Juergensen) kennen. Der Film zeigt keine typische Romanze, sondern beleuchtet mit viel Humor und Leichtigkeit, wie fluide Sexualität sein kann. Am Ende bekommen beide ihr Happy End, wenn auch anders, als man es erwarten würde.

Für alle etwas dabei

Neben klassischen Filmen und Serien gibt es noch den animierten Disney-Pixar-Kurzfilm Out. In der niedlichen Geschichte ist die Hauptfigur Greg mit Manuel zusammen, seine Eltern wissen aber nichts davon. Greg ist die erste schwule Hauptrolle in einem Disney- und Pixar-Film. Die Doku-Serie Pride erzählt die Geschichte der LGBTQ+ Bewegung in den USA von den 1950er Jahren bis heute. Die Dokumentation zeigt wichtige Aktivist:innen, darunter auch viele trans* und BIPoC Personen. Neben zahlreichen Fortschritten wird deutlich gemacht, dass die Situation für besonders vulnerable Gruppen innerhalb der queeren Community immer noch prekär ist.

Der wohl ungewöhnlichste Film in dieser Liste ist Miller’s Crossing. Auf den ersten Blick wirkt das Werk der Coen-Brüder (Fargo, The Big Lebowski) wie ein gewöhnlicher Gangsterfilm. Allerdings sind drei der Charaktere offen schwul, die Beziehungen zwischen ihnen sind aber subtil. Seichtere Unterhaltung gibt es bei der Dramedy-Serie Grey’s Anatomy. In den bisher 18 Staffeln hatte die Krankenhausserie einige queere Charaktere. Mit den beiden Ärztinnen Callie (Sara Ramírez) und Arizona (Jessica Capshaw) hat die Serie ihr erstes lesbisches Ehepaar. Der Assistenzarzt Casey Parker (Alex Blue Davis) ist der erste trans* Arzt in der Serie.

Fazit: Die Auswahl an queeren Inhalten auf Disney+ ist abwechslungs- und umfangreich, hier werden nur einige Beispiele genannt. Es gibt Charaktere mit unterschiedlichen Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten in verschiedenen Genres. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, direkt nach queeren Inhalten zu suchen. Man muss also wissen, welche Inhalte LGBTQ+ Charaktere haben. Es gibt vor allem queere Serien, die Auswahl an Filmen könnte noch größer sein.


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