Warum ich mein Studium abgebrochen habe 

Artikel: Anonym | Das Studium unserer Gastautorin fand überwiegend online statt. [Symbolfoto: Lena Janssen]

Ein Studium abzubrechen ist keine leichte Entscheidung. Unsere Gastautorin hat nach langer Überlegung beschlossen, ihren Master nicht abzuschließen und berichtet von ihren Erfahrungen.

Ein Campuserlebnis

Welche:r Studi hat nicht schon einmal darüber nachgedacht, sein Studium zu schmeißen und einen anderen Weg einzuschlagen? Meist sind es anstrengende Hausarbeiten, langweilige Vorlesungen oder schlechte Noten, die solche Gedanken auslösen. Bei mir waren es mehr als kurze Zweifel. Nach dem Bachelor in Sozialwissenschaften war ich genauso unentschlossen wie nach dem Abitur. Meine Interessen hatten sich in den vier Jahren, die ich für den Bachelor gebraucht habe, verändert – genau wie ich. Ich schwankte zwischen vier Optionen: Einen weiteren Bachelor starten, eine Ausbildung im Eventmanagement beginnen, erstmal reisen oder doch einen SoWi-Master machen.

Dann kam die Pandemie, ein denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Neuanfang und ich beschloss, die sicherste Option zu wählen und mit einem Master den scheinbar sinnvollsten Weg einzuschlagen. Ganz überzeugt war ich also von Beginn an nicht. Dazu kamen die Corona-Semester, in denen ich meine Kommiliton:innen nur auf digitalen Kacheln zu Gesicht bekam. Alles Angenehme am Studieren wie günstiges Mensaessen, lebhafte Diskussionen im Seminar und gemeinsames Lernen und Abhängen am Campus fiel weg. Übrig blieben Hausarbeiten, stumpfes Auswendiglernen und Stress. Ich verlor immer mehr die Motivation, mich zu Seminaren anzumelden, auch wenn die Inhalte oft interessant waren.

Journalismus statt Masterstudium

Um auch mal an den Campus zu kommen, absolvierte ich ein Praktikum beim Hochschulradio und verbrachte dort mehr Zeit als in Seminaren. Schnell wurde mir klar, dass meine berufliche Zukunft im Journalismus liegt. Für dieses Berufsziel ist ein Master nicht unbedingt nötig, stattdessen bewarb ich mich für Volontariate, eine journalistische Ausbildung, und bekam schließlich eine Zusage. Trotzdem war die Entscheidung, den Master abzubrechen, nicht leicht. Ich hatte bereits einige Klausuren und mündliche Prüfungen abgelegt, viele Hausarbeiten begonnen und drei Jahre Zeit investiert, nur um am Ende ohne Abschluss dazustehen?

Auch meine Eltern waren nicht begeistert. Mein Vater meinte, mir würde Lernen doch leichtfallen, da sollte es für mich ja machbar sein, den Master abzuschließen. Und er hat Recht, mit etwas Anstrengung könnte ich den Abschluss bekommen, vermutlich sogar mit einer ganz guten Note. Mit einigen Monaten Training könnte ich vermutlich auch einen Halbmarathon schaffen, trotzdem ist mir beides die Opfer nicht wert, die ich dafür aufbringen müsste. Außerdem ist es keine gute Idee, etwas zu tun, das man nicht möchte, nur weil andere es von einem erwarten oder weil man es schaffen könnte.

Trotz der anfänglichen Bedenken und der Enttäuschung meiner Eltern bin ich überzeugt, dass der Abbruch meines Masterstudiums der richtige Schritt für mich ist. Besonders geholfen hat mir, mich mit Menschen auszutauschen, die schon als Journalist:innen arbeiten. Sie haben alle unterschiedliche Lebenswege, viele von ihnen haben ebenfalls keinen Master, sondern ein Volontariat absolviert. Falls ich mich nach einigen Jahren anders entscheiden sollte, kann ich außerdem meinen Master immer noch nachholen. 


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