Artikel: Freya Pauluschke | Klassische Weihnachten: Geschenke häufen sich unterm geschmückten Baum. [Foto: Freya Pauluschke]
Nicht mehr lang, dann ist Weihnachten! Habt ihr schon alle Geschenke besorgt? Doch woher kommt eigentlich die Tradition der Bescherung zu Weihnachten?
Kurze etymologische Einführung: Das Wort „schenken“ lässt sich auf das althochdeutsche Wort „skenken“ zurückführen, was im 9. Jahrhundert „zu trinken geben“ oder „einschenken“ bedeutete. Es entspringt der mittelalterlichen Tradition, einem Gast Wein zur Ankunft einzuschenken. Daraus entwickelte sich die heutige Bedeutung „ein Geschenk machen“.
Luther vs. Nikolaus
Die Annahme, dass wir uns an Weihnachten beschenken, weil die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind Myrrhe, Gold und Weihrauch schenkten, ist ein Mythos. Trotzdem bleibt der Hintergrund beim Christentum, denn tatsächlich geht es bei der Schenktradition um die Erinnerung an Jesu Geburt. Seine Geburt wird damit auch als weihnachtliches Geschenk Gottes an die Menschen gleichgesetzt.
Bis zur Reformation gab es in Deutschland keine Bescherung. Das schmuckvolle Weihnachten mit Baum und Geschenken haben wir Martin Luther zu verdanken. Sein Ziel war es, alle Heiligen abzuschaffen, da die protestantische Kirche keine Heiligenverehrung kennt. Doch der Heilige Nikolaus war so beliebt unter den Leuten, dass ihm seine Abschaffung nicht gelang. Eine Legende um Nikolaus besagt, er habe sein Vermögen an Notleidende verschenkt. Daher symbolisiert er Nächstenliebe und Wohltätigkeit. Bis 1535 galt der 6. Dezember, der Nikolaustag, als Bescherungstag.
Luther empfand die Nikolausverehrung als „kindisch“ und verlegte deshalb die Bescherung aufs Weihnachtsfest. 1535 propagierte Luther, die Geburt Jesu zu feiern, sich im Kreise der Familie zusammenzufinden und sich gegenseitig zu beschenken. Da nun auch nicht mehr der Nikolaus die Geschenke bringt, musste eine neue Figur her: das Christkind. Luther rief den „Heiligen Christ“ als Geschenkebringer ins Leben, zuerst jedoch ohne Gestalt. Schnell wurde dieser als kindlicher Jesus interpretiert, woraus die Bezeichnung des Christkindes entstand. Trotz Luther hat sich der Brauch bis heute durchgesetzt und Kinder stellen weiterhin am Vorabend des 6. Dezember ihre Stiefel raus, um vom Nikolaus mit Kleinigkeiten beschenkt zu werden.
Veränderung im Schenken
Eigentlich wurde (christliches) Beschenken als Akt der Nächstenliebe gesehen, sprich, Zeit mit jemandem zu verbringen und sich den Menschen zuzuwenden. Heutzutage geht es beim Schenken jedoch immer öfter um Konsum und Materielles und nicht mehr nur darum, Liebe oder Zeit zu schenken. Es existiert ein gesellschaftlicher Druck um die Art der Geschenke und meist wird im Voraus mit Wunschzetteln oder genauer Angabe bereits die Überraschung vorweggenommen.
Zusätzlich lässt sich die Freude am Schenken und beschenkt werden neurobiologisch erklären. Das Belohnungssystem der beschenkten Person reagiert mit der Ausschüttung der Glückshormone Dopamin und Opioid auf positive Reize. Auch die schenkende Person ist glücklich darüber, dass sie etwas richtig gemacht hat, wenn der:die Beschenkte Freude signalisiert.
Des Weiteren handelt es sich beim Schenken, vor allem zu festlichen Anlässen wie Weihnachten, schlichtweg um soziale Signale wie Respekt oder Liebe, die unsere Gesellschaft zusammenschweißen. Es wird immer häufiger, dass Familien oder Freundeskreise ausmachen, sich nichts mehr zu schenken. Gründe dafür können Konsumzwang oder Geldmangel sein. Trotzdem scheint es uns nicht immer leicht zu fallen, auf solch ein Ritual zu verzichten, weil es letztendlich ein angenehmes Wir-Gefühl in uns auslöst.