Sonderausstellung im Dortmunder U: Expressionismus

Artikel: Anna Olivia Böke | Die Ausstellung ist noch bis zum 18.02.2024 zu sehen. [Foto: Anna Olivia Böke]

Die Ausstellung Expressionismus hier und jetzt! Die Sammlung Horn zu Gast in Dortmund ist noch bis zum 18.02.2024 zu sehen. Taucht ein in über 60 Jahre gesammelte Werke, von der Künstlergruppe Brücke bis zu Künstler:innen wie Käthe Kollwitz – ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der kritisch die Folgen des Kolonialismus beleuchtet. Was euch dort genau erwartet, haben wir hier zusammengefasst und in einer Fotostrecke festgehalten.

Die Ausstellungsräume des Ostwall Museums im Dortmunder U waren aufgeteilt in zwölf Themen:

1 Expressionismus und die Künstlergruppe Brücke

2 Expressionismus und Kolonialismus

3 Sehen und Gesehen Werden

4 Industrialisierung und Natursehnsucht

5 Käthe Kollwitz – Ein Leben in Bildern

6 Ein Jahrhundert der Weltkriege

7 Körperbilder

8 Formensprache und Aneignung

9 Koloniale Reisen

10 Natürlich nackt?

11 Religion und Spiritualität

12 Wer sind die Expressionist*innen?

Die Ausstellung präsentiert eine beeindruckende Sammlung von Expressionismus-Werken, die über 60 Jahre von Bettina und Rolf Horn zusammengetragen wurde. Die Privatsammlung aus Schleswig umfasst Drucke der Künstlergruppe Brücke sowie Arbeiten von Expressionist:innen wie Käthe Kollwitz, Erich Heckel, Emil Nolde und anderen. Die Ausstellung tritt in zwei Dialoge: einerseits mit expressionistischer Kunst aus dem Museum Ostwall und andererseits mit zeitgenössischen Künstler:innen, die kritisch expressionistische Themen beleuchten.

Das Plakatmotiv der Ausstellung zeigt Erich Heckels Holzschnitt A.N. (1919), welcher die dänische Schauspielerin Asta Nielsen porträtiert. Nielsen symbolisiert das expressionistische Streben nach Gefühlsausdruck. Die Ausstellung verdeutlicht den Einfluss des technologischen Fortschritts, Naturverständnisses, Körperbilder und Krieg auf den Expressionismus und zeigt den Kolonialismus als Kehrseite der Moderne.

Die Sammlung Horn, erstmals in Dortmund gezeigt, ermöglicht eine vielseitige Betrachtung des Expressionismus, insbesondere der Brücke-Künstler:innen. Die Ausstellung umfasst Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken und wird durch zeitgenössische Werke ergänzt. Das Rahmenprogramm, in Kooperation mit dem Kollektiv ver|lern|raum, vertieft wichtige Aspekte.

Die Ausstellung beleuchtet vor allem die Verflechtungen von Kolonialismus und Expressionismus und zeigt die transnationalen Einflüsse der Zeit auf. Es werden Fragen zur Wirkung des Kolonialismus auf unsere Gegenwart gestellt und dazu eingeladen, Werke aus Perspektiven Schwarzer deutscher Geschichte, Industrialisierung, technischem Fortschritt, Krieg, Lebensreformbewegung sowie Körper und Natur zu betrachten.

Die Darstellung nackter Körper im Expressionismus wird thematisiert. Das Narrativ: Weiße Körper würden soziale Normen kritisieren, während Schwarze Körper das Verlangen nach „Primitivität” und „Ursprünglichkeit” ausdrücken. Zeitgenössische Künstler:innen wie Natasha A. Kelly setzen sich mit historischen Darstellungen auseinander und fordern eine positive Wiederaneignung der Identität.

Die Faszination des Expressionismus für das „Exotische” und die Aneignung von Kunst aus den ehemaligen deutschen Kolonien wird hervorgehoiben. Die Künstler:innen übernehmen visuelle Elemente und integrieren sie in ihre Werke, wobei sie ethnologische Museen und Völkerschauen als Inspirationsquellen nutzen. Dieser avantgardistische Stil wird gefeiert, während die Kunstwerke, die sie inspirieren, oft in ethnologischen Museen verbleiben.

Die Ausstellung bietet eine facettenreiche Reise durch die Verbindungen zwischen Expressionismus und Kolonialismus. Sie regt dazu an, die Kunstwerke in einem dekolonialen Kontext zu betrachten und reflektiert die andauernden Auswirkungen dieser Themen auf unsere Gegenwart. Wer also ein buntes Spektakel zum Kopf abschalten und berieseln lassen sucht, ist hier nicht ganz an der richtigen Stelle. Wer aber etwas Zeit und einen aufnahmefähigen Kopf mitbringt, kann in der Ausstellung…hier fehlt was 

Öffnungszeiten: Di und Mi 11-18 Uhr, Do und Fr 11-20 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr, Mo geschlossen

Eintritt: 9 Euro regulär / 5 Euro ermäßigt
Tickets können hier vorab gebucht werden oder vor Ort.


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