Punk is dead – Tod der Ikone Vivienne Westwood

Autor: Nikita Verbitskiy | Foto: unsplash

Modedesignerin und Gründerin der gleichnamigen Marke Vivienne Westwood ist mit 81 Jahren verstorben. Doch der Titel „Designerin“ kann ihr nicht im Ansatz gerecht werden. Wir werfen einen Blick auf ihr Leben, Schaffen und was sie zu der Ikone machte, die wir nun so bitterlich missen müssen. 

1941 in eine nordenglische Arbeiterfamilie geboren, musste sich Westwood von Grund auf alles selbst aufbauen. Aus der Not geboren – sie begann ihre Arbeit, als sie für ihre zwei Söhne Kleidung schneiderte – stellten sich schnell ihr Talent und ihr Auge heraus. Westwood dekonstruierte Schnitte und Muster anderer Modeschöpfer:innen und lernte, diese zu kopieren und weiterzuentwickeln. Anfang der 70er Jahre eröffnete sie zusammen mit ihrem damaligen Partner ihre erste Boutique, aus der 1974 der mittlerweile legendäre Laden SEX entstand. 

Queen of Punk

Hier zeigte sich früh ihre rebellische Ader, die in der damals aufquellenden Punk-Bewegung Anklang fand. SEX entwickelte sich schnell zum Treffpunkt und Epizentrum der Londoner Punks. So wurde ihr Lebenspartner Malcolm McLaren auch zum Manager der Sex Pistols. Westwoods Einfluss reichte im Rahmen dieser Bewegung so weit, dass sie unangefochten den Titel Queen of Punk trägt. Sie schneiderte der Ideologie eine visuelle Identität und prägt bis heute, was für uns als Punk-Look gilt. 

Ihre zerrissenen, bedruckten T-Shirts mit provokanten Bildern und Slogans werden noch immer zahlreich kopiert. Westwood schaffte mit ihrer Dekonstruktion von Modeklassikern wie dem Harris-Tweed einen Sprung, der es folgenden Generationen ermöglichte, die etablierte Mainstream-Mode weiter zu hinterfragen. COMME des GARÇONS-Gründerin Rei Kawakubo oder Alexander McQueen sind nur einige der Designer, die ihre Möglichkeiten Westwood verdanken. 

Modeschöpferin, Aktivistin, Ikone

Doch nicht nur in der Mode rüttelte Westwood am Establishment. Der Punk-Ideologie entsprechend war die Designerin überzeugte Kapitalismuskritikerin und setzte sich vehement für ihre Überzeugungen ein. Allein ihre Existenz als Frau in den 1970er Jahren, die ein eigenes Modelabel führt, war eine Rebellion in sich – in einer Auflistung der sechs bedeutendsten zeitgenössischen Modeschöpfer:innen der Zeitung Women’s Wear Daily war Westwood der einzige Grund, dieses Wort zu gendern. Außer ihr waren laut Herausgeber John Fairchild ausschließlich Männer relevant. 

Kritisieren können viele, doch Westwood ließ auch Taten folgen. Nach einem Gespräch mit PETA wurde fortan in der Produktion des Labels auf jegliche Tierfelle verzichtet. Auch unterstützte sie den (heute oft kritisierten) Whistleblower und Wikileaks-Gründer Julian Assange finanziell sowie moralisch.

Westwood versuchte mit allen Mitteln, ein Zeichen für ihre Überzeugung zu setzen, ob mit den Statements, die ihre Kollektionen setzten, oder den Aussagen, die sie selbst traf. Die Designerin und Aktivistin verließ uns mit den Worten: „Capitalism is a crime. It is the root cause of war, climate change, and corruption. This is a war for the very existence of the human race. And that of the planet. The most important weapon we have is public opinion. Become a freedom fighter.“


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