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Lichtverschmutzung – Eine unsichtbare Gefahr

Lichtverschmutzung ist die Zunahme der Himmelshelligkeit. [Foto: Anna Olivia Böke]


Unsere Nächte werden immer heller – mit weitreichenden Folgen für die Umwelt und Gesundheit. Eine neue Studie zeigt: Die Himmelshelligkeit nimmt weltweit um bis zu 10 Prozent pro Jahr zu. Doch was bedeutet das für Mensch und Natur? Und wie können wir Licht effizienter nutzen? Expert:innen klären auf.


Licht bringt Sicherheit, Komfort und wirtschaftliche Vorteile – doch es hat auch Schattenseiten. Laut einer aktuellen Studie von Wissenschaftler:innen der Ruhr-Universität Bochum nimmt die Himmelshelligkeit in Europa jährlich um etwa 7 Prozent und weltweit um 10 Prozent zu. „Das Problem ist, dass wir als Gesellschaft sehr ungern die Lichter ausschalten“, erklärt der Forscher Christopher Kyba. Während Licht am Tag kaum Auswirkungen hat, führt künstliche Beleuchtung in der Nacht zu gravierenden ökologischen und gesundheitlichen Problemen.

Schlaflos durch künstliches Licht
Viele Menschen nehmen die Auswirkungen von Lichtverschmutzung kaum wahr, doch sie beeinflusst unseren Schlaf erheblich. „Wir haben gelernt, dass wir bei Helligkeit einfach schlechter schlafen“, so Biologin Annette Krop-Benesch. Schlechter Schlaf kann wiederum das Risiko für Herzinfarkte, Diabetes Typ 2 sowie Depressionen erhöhen. Besonders besorgniserregend ist der Zusammenhang zwischen Lichtverschmutzung und der Zunahme von Brust- und Prostatakrebs.


Lichtverschmutzung stört nicht nur unseren Schlaf, sondern auch den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. „Während der Evolution gab es in der Nacht nur Sternenlicht und den Mond. Das Leben hat sich an diesen Wechsel angepasst“, erklärt Kyba. Wird dieser Rhythmus unterbrochen, bringt das viele Organismen aus dem Gleichgewicht. Bäume verlieren ihre Blätter zu spät, während Insekten durch Straßenlaternen orientierungslos werden und so Fressfeinden ausgeliefert sind.

Warum strahlt Licht in den Himmel?
Straßenlaternen sind ein Hauptverursacher der Himmelshelligkeit. „Eine gute Straßenlaterne sollte nach unten strahlen“, sagt Kyba. Doch oft strahlt Licht seitlich oder sogar nach oben, wo es sich in der Atmosphäre reflektiert und die Nacht erhellt. Insbesondere kugelförmige Laternen oder ungünstig ausgerichtete Werbetafeln tragen erheblich zur Lichtverschmutzung bei.
Der Wechsel zu LED-Beleuchtung könnte helfen, Lichtverschmutzung zu reduzieren, sie aber auch verstärken. „Man kann mit LEDs sehr zielgerichtete Beleuchtung bauen“, sagt Krop-Benesch. Doch oft werden LEDs zu grell eingestellt oder in falschen Winkeln montiert. Hier sei es entscheidend, dass Städte qualitativ hochwertige Beleuchtungssysteme wählen, statt die günstigsten Alternativen zu nutzen.

Mögliche Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung
Privatpersonen haben mehr Einfluss, als sie denken. „Jeder, der ein Haus besitzt, entscheidet über seine Außenbeleuchtung“, so Kyba. Bewegungssensoren statt dauerhafter Beleuchtung, gedimmte Lichter oder gezielte Abschaltung von Werbeleuchten nach Geschäftsschluss könnten bereits einen großen Unterschied machen. Auch das Schließen von Rolläden oder Vorhängen hilft, das eigene Schlafzimmer vor nächtlicher Helligkeit zu schützen.
Obwohl es in Deutschland bereits erste gesetzliche Vorgaben gibt, sind viele noch zu schwach, um echte Veränderungen zu bewirken. „Es braucht klare Regelungen, um unnötige Beleuchtung zu vermeiden“, betont Krop-Benesch. Städte wie Fulda, die gezielte Beleuchtungskonzepte umgesetzt haben, zeigen jedoch, dass weniger Licht nicht zu mehr Unsicherheit führt.
Lichtverschmutzung ist eine unsichtbare, aber ernste Umweltbelastung. Sie beeinträchtigt die menschliche Gesundheit, bringt Ökosysteme aus dem Gleichgewicht und erschwert die Sternenbeobachtung. Die Lösung liegt nicht im völligen Verzicht auf Beleuchtung, sondern in einem bewussten und effizienten Umgang mit Licht. Mit modernen Technologien, angepasster Beleuchtung und klugen politischen Entscheidungen können wir die Nacht wieder dunkler und gesünder machen.