Künstliche Intelligenz in der Klimakrise

Artikel: Anna Olivia Böke | Die Erstellung eines KI-generierten Bildes benötigt so viel Strom wie die Ladung eines Handys. [Foto: Anna Olivia Böke]

Kryptowährungen, NFTs und Künstliche Intelligenz (KI) haben eines gemeinsam: Alle drei Technologien haben erheblichen Hype erfahren und belasten dabei das Klima stark.

Der Hype um KI scheint ungebrochen. Große IT-Unternehmen investieren kontinuierlich, um im Wettbewerb an der Spitze zu bleiben. Google hat kürzlich bekannt gegeben, dass sie ihre Klimaziele nicht erreichen können. Die Emissionen des Unternehmens sind in den letzten Jahren nicht gesunken, sondern in nur fünf Jahren um die Hälfte gestiegen. Auch Microsoft musste seine Klimaziele anpassen.

Der Grund dafür ist der enorme Rechenaufwand, den KI-Anwendungen erfordern. Diese benötigen Rechenzentren, die viel Energie verbrauchen. Forschende haben berechnet, dass die Erstellung eines einzigen KI-generierten Bildes so viel Strom benötigt wie das vollständige Laden eines Handys. Täglich werden etwa 34 Millionen solcher Bilder generiert, und die Zahl steigt stetig.

Im Vergleich dazu verbraucht ein reines KI-Sprachmodell deutlich weniger Energie als die Bildgenerierung. KI-Modelle müssen enorme Datenmengen bewältigen. ChatGPT und Gemini können pro Sekunde Milliarden von Berechnungen durchführen. Um dies zu ermöglichen, benötigen sie spezialisierte Chips, sogenannte „Accelerator“, die einen hohen Energiebedarf haben.

Schneller Anstieg der Emissionen

Lynn Kaack, eine Forscherin an der privaten Hertie School in Berlin, die sich mit KI und Klimawandel beschäftigt, äußert in der MIT Technology Review ihre Besorgnis über diesen Trend. Die Emissionen summieren sich schnell: Viele große Tech-Unternehmen haben leistungsstarke KIs in zahlreiche Produkte integriert, die wir täglich millionen- oder sogar milliardenfach nutzen – von E-Mails bis hin zu Textverarbeitungen. Der Trend ist steigend.

2011 schätzte Google, dass eine durchschnittliche Online-Suche 0,3 Wattstunden Strom verbraucht. Heute dürfte diese Zahl deutlich höher liegen, da Google KIs in seine Suche integriert hat. Dies bedeutet, dass wir alle – bewusst oder unbewusst – jeden Tag unseren CO2-Fußabdruck erhöhen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass der Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2026 auf etwa 1.000 Terawattstunden steigen wird, was dem gesamten Energieverbrauch Japans entspricht. Hinzu kommen der Wasser- und Ressourcenverbrauch für den Bau der Rechenzentren.

Die andere Seite der Münze: KI als Chance

KI ist als eine der wichtigsten Technologien der Digitalisierung bereits fest in unserem Alltag verankert: Sie verbessert die Spracherkennung, die Übersetzung von Texten und navigiert uns durch den Verkehr.

KI-Technologien haben auch ein enormes Potenzial, ökologische Herausforderungen zu bewältigen: KI kann beispielsweise bestimmen, welche Baumarten gepflanzt werden sollten, um Wälder an den Klimawandel anzupassen. Die Kreislaufwirtschaft kann durch KI umweltfreundlicher und ressourcenschonender werden, indem die Abfallsortierung optimiert und Recyclingquoten erhöht werden. Der Güterverkehr kann durch KI effizienter und klimaschonender gestaltet werden. Zudem kann KI zum Naturschutz beitragen, indem Daten zur Verbreitung gefährdeter Arten besser ausgewertet und Schutzmaßnahmen gezielter entwickelt werden. Das geht aus dem 5-Punkte-Programm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hervor.

Der Einsatz von KI für Umwelt- und Klimaschutz ist vielfältig, wird jedoch durch den hohen Verbrauch an Strom und Ressourcen momentan nichtig gemacht. Es ist daher wichtig, die Risiken und negativen Umweltauswirkungen im Blick zu behalten und zu minimieren. So kann KI zu einem echten Treiber für Umwelt- und Klimaschutz werden. Am Ende ist klar, der Hype um unsere Lebensgrundlage sollte mindestens genauso groß sein, wie der um neue Trends und Technologien.


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