In Zeiten der immer brisanter werdenden Klimakrise sind Klimaforschungseinrichtungen relevanter denn je. Doch die US-Regierung unter Präsident Donald Trump schließt nun Forschungszentren und kürzt dessen Finanzierung. Welchen globalen Einfluss Trumps Klimapolitik hat und warum fehlende Umweltdaten eine Gefahr für die Menschheit sind.
Die USA sind einer der führenden Akteure in der Klimaforschung. Gleichzeitig sind sie – nach China – aber auch das Land mit den zweithöchsten CO2-Emissionen. Seitdem Donald Trump Präsident ist, hat sich die Einstellung zu und der Umgang mit der Klimawissenschaft stark gewandelt, besonders in Kontrast zur Präsidentschaft von Barack Obama oder Joe Biden. Unter Trump traten die USA 2017 bereits aus dem Pariser Klimaabkommen aus. 2021 traten sie unter Joe Biden wieder bei. Bereits wenige Stunden nach seiner Verteidigung als Präsident unterschrieb Trump im Januar diesen Jahres eine Verordnung, die den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen erneut einleiten soll. Begründet hat Trump seine Entscheidung damit, dass die USA so „Milliarden Dollar“ sparen würden. „Dass die USA als weltweit zweitgrößter Emittent nun erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen, ist ein Rückschlag für die internationalen Anstrengungen, den Klimawandel einzudämmen“, betont Prof. Dr. Sonja Peterson, Professorin am Forschungszentrum Global Commons und Klimapolitik des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel.
Die politischen Entscheidungen der USA haben weitreichende Auswirkungen auf das internationale Streben nach Klimaschutz. Es gilt, kollektiv mit den Vereinten Nationen (UN) die Klimakrise zu bewältigen, jedoch ist so die internationale Zusammenarbeit geschwächt. Ende April hat die US-Regierung die Behörde für Klimadiplomatie geschlossen. Laut US-Außenministerium seien die Mitarbeitenden des Office of Global Change (Behörde für globalen Wandel) entlassen worden. Ihre bisherige Aufgabe war es, die USA bei den Klimaverhandlungen der UN zu vertreten. Der US-Außenminister Marco Rubio gab eine Umstrukturierung des Außenministeriums bekannt, mit dem Ziel, Strukturen und Programme zu streichen, die nicht den „nationalen Kerninteressen Amerikas“ entsprächen. Dazu gehöre laut Rubio auch die Behörde für Klimadiplomatie. Des Weiteren würden nahezu alle Gelder für die UN und NATO (Organisation des Nordatlantikvertrags) wegfallen. Dass daraufhin die US-Generalkonsulate in Düsseldorf und Leipzig geschlossen werden könnten, wird ebenfalls spekuliert.
Gezielter Angriff auf die Klimawissenschaft
Dass sich Trump als Leugner des Klimawandels nun auch an Umweltbehörden vergreift, scheint erstmal keine große Überraschung zu sein. Um die Regierung effizienter zu gestalten, möchte Trump auf Beratung von Elon Musk Personal und somit Geld einsparen. Laut dem Harvard-Professor Daniel Ziblatt ginge es Trump aber auch um die Einschüchterung und Ausschaltung seiner politischen Gegner.
Die US-Regierung plant die Finanzierung der US-Klimabehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) und der Raumfahrtbehörde NASA (National Aeronautics and Space Administration) zu kürzen. Insbesondere Forschungsprogramme zu Folgen des Klimawandels wolle Trump dabei im Blick behalten. Teil der NOAA ist das Büro für ozeanische und atmosphärische Forschung (OAR), das elf Labore und 16 Forschungsinstitute betreibt. Das Budget des Büros soll um 74 Prozent reduziert werden. „Bei dieser finanziellen Ausstattung wird das OAR als Einzelposten gestrichten”, heißt es in einem geleakten Haushaltsdokument der Trump-Regierung, das die britische Zeitung The Guardian einsehen konnte.
Ende April hat die Trump-Administration alle Mitarbeitenden der bedeutendsten Klimafolgenstudie der US-Regierung, der Sixth National Climate Assessment (NCA6), entlassen. Bis 2028 sollte das Projekt Empfehlungen für Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen zur Anpassung an die Klimakrise liefern. Seit 2000 veröffentlicht die Regierung regelmäßig Berichte zu den Auswirkungen der Erderwärmung auf Sektoren wie Gesundheit, Landwirtschaft und Infrastruktur. Nun steht der sechste Bericht, an dem seit Jahren gearbeitet wird, auf der Kippe. Grund dafür ist die zunehmende Zugangseinschränkung zu wissenschaftlichen Daten. Einschätzungen des Alfred-Wegener-Instituts zufolge drohe ab Mai eine Sperrung zentraler Datenbanken, darunter auch solche der NOAA.
Sicherung der US-Datenbestände
Die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) fragte das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig an, ob europäische Partner zentrale Datenbanken zur toxikologischen Bewertung von Chemikalien übernehmen könnten, da deren Datenbestände gefährdet sind. „Wenn die Giftigkeit von Chemikalien nicht mehr bekannt ist, ist die Gesundheit der Menschen lokal und global gefährdet“, erklärt Katrin Böhning-Gaese, Geschäftsführerin des UFZ. Das UFZ habe die Datenbanken inzwischen gesichert. Wenn Klimadaten fehlen, sind präzise Frühwarnsysteme, Schutzmaßnahmen und internationale Klimamodelle nicht mehr möglich. Durch einen Wegfall von Forschungspartnern wie der NOAA entstehen Lücken in den globalen Messnetzen zur Erdbeobachtung, auf die Klimamodelle und Frühwarnsysteme angewiesen sind. Umweltdaten werden international arbeitsteilig verarbeitet. Das bedeutet, sobald ein Glied wegfällt, kann das fatale Folgen haben und zum Zusammenbruch der Forschung führen. Deshalb sind deutsche Forschungseinrichtungen derzeit bemüht, so viele Datenbestände der USA zu sichern, wie es geht. Jedoch könnten die IT-Kapazitäten dabei schnell an ihre Grenzen stoßen.
Da Trump auch Begriffe wie climate crisis oder climate science eliminieren möchte, verwenden Wissenschaftler:innen inzwischen teils Umschreibungen in ihren Anträgen und Berichten. „Sie verwenden dann andere Wörter. Extremwetter statt Klimawandel zum Beispiel, das ist kein politisch gefärbtes Wort. Und sie fangen an, ihre Forschungsergebnisse außerhalb des Zugriffs von Regierungshänden zu archivieren“, berichtet Juristin Lauren Kurtz vom Climate Science Legal Defense Fund.
Klimaforschung sichert Überleben
Fehlende Umweltdaten erschweren die Analyse von Ursachen und Folgen des Klimawandels. Somit wird auch eine entsprechende Entwicklung von Klimaschutzmaßnahmen verhindert. Der Wegfall sowie die eingeschränkte Arbeit von Klimaforschungseinrichtungen stellen eine Gefahr für die gesamte Menschheit dar, da die Auswirkungen der Klimakrise auf die menschliche Gesundheit und Sicherheit nicht nachvollziehbar gemacht werden können und eine Reaktion darauf erschwert wird. Trumps Klimapolitik wirkt sich zudem nicht bloß negativ auf die USA aus, sondern auf die ganze Welt, da Klimazentren international vernetzt arbeiten, um präzise Vorhersagen treffen zu können.