Keine Angst vor neuen Hobbies

Artikel: Rabea Jung | Neue Hobbies können einschüchtern – warum es sich trotzdem lohnt, etwas Neues zu starten, haben wir mit Nediemo besprochen, der seit einer Weile eigene Songs veröffentlicht. [Foto: Rabea Jung]

Ein neues Hobby anzufangen kann einschüchternd sein – neue Leute treffen, sich Fähigkeiten anzueignen und ggf. den Erwartungen von Familie und Freund:innen auszusetzen kann abschrecken. Besonders, wenn man dann nicht mehr in der Schule, sondern bereits Mitte 20 ist. Wie es so ist, ein neues, einschüchterndes Hobby anzufangen, haben wir mit Nediem Arem (25) besprochen, der unter dem Künstlernamen Nediemo seit einiger Zeit eigene Songs veröffentlicht. 

Gesellschaftliche Erwartungen und soziale Medien suggerieren häufig, dass in den 20ern bereits Haus, Hund, Familie und stabile Karriere etabliert oder zumindest eingeleitet werden sollten. Die Realität für viele 20somethings sieht jedoch anders aus; Folgen der Pandemie und Unsicherheit über die Zukunft sorgen dafür, dass sich viele etwas verloren fühlen und nach neuen Verbindungen suchen. Manche sind unsicher, neue Sportarten zu testen, weil die restlichen Teilnehmer:innen in ihrem Kopf ja schon so viel besser sind als man selbst. Andere hadern vielleicht seit einer Weile mit sich, endlich die Projekte umzusetzen, an die sie schon so lange denken, haben aber Angst, anzufangen. Dass das Leben nicht – wie externe Faktoren gerne vermitteln – mit 20 vorbei ist, und dass es sich lohnt, ein neues Hobby anzufangen, auch wenn es euch einschüchtert, wollen wir hier thematisieren. 

Auch Nediem hat am Anfang gezögert, loszulegen, und kann sich auch jetzt noch nicht so ganz mit dem Label Künstler identifizieren. Durch das Studium versickerten bisherige artistische Hobbies, ein kreatives Outlet fehlte. Musik war ihm jedoch immer wichtig. Als dann eines Abends in der WG mit Stift und Papier zu YouTube Type Beats eine Session entstand, motivierte ihn das, regelmäßiger und dann irgendwann auch alleine zu schreiben. Aus diesem einen Abend resultierte seine erste Single, September

„Gefangen im Alltäglichen“

Seine Songs beschreibt Nediem als definitiv nicht happy, oft verarbeitet er schwierige Themen wie Orientierungslosigkeit in den 20ern und unglückliche Liebe. Genremäßig befindet er sich noch im Selbstfindungsprozess. Mittlerweile schreibt Nediem größtenteils alleine, hat aber Unterstützung und arbeitet auch mit Freund:innen zusammen. Seine ersten drei Songs hatte er von einem Bekannten produzieren lassen, da das aber auf Dauer nicht nachhaltig war, hat er sich ein Mini Booth in der Wohnung aufgebaut. Großen kommerziellen Anspruch hat er nicht an sich, wenn ihm das Schreiben für den Moment keinen Spaß mehr macht, legt er den Stift auch einfach mal weg. 

Besonders neben dem Lehramtsstudium kann es schwierig sein, Kunst zu priorisieren, so Nediem. Deshalb kann die Musik aktuell (noch) keine Priorität sein, da er gerne als Lehrer arbeiten würde. Vielleicht verbindet er seine Interessen auch einfach und gründet später eine AG für seine zukünftigen Schüler:innen. In 2024 würde er sich gerne musikalisch finden, regelmäßiger werden und TikTok implementieren. Viel gelernt hat er, seitdem er Musik macht: Der Prozess macht Spaß, ist aber auch sehr viel Arbeit, die er nicht alleine machen kann. Mittlerweile beschäftigt er sich unter anderem mit Marketing, um seine Songs zu verbreiten. Ob er jemals professionelle Ansprüche verfolgen möchte, weiß er noch nicht, aber so oder so macht es ihm Spaß, Songs mit seinem Bekanntenkreis zu teilen. 

„Man ist stolz auf sich, wenn man sich traut“

Nediems Ratschlag an alle, die sich noch nicht ganz trauen, ein neues Hobby anzufangen: „einfach machen“, weil neue Sachen Spaß und stolz machen würden. Solange man nicht mit riesigen Erwartungen in den Prozess geht und nicht zu sehr auf die Meinungen anderer Leute achtet, solltet ihr „komplett fine“ sein. Für Nediem war Kritik bisher überwiegend positiv und konstruktiv, aber auch das Potenzial negativer Rückmeldung sollte euch nicht abhalten, findet er. Es sei ok, wenn die ersten Sachen nicht so toll sind, es lohnt sich trotzdem, sich zu trauen. 

Nediems bisherige Songs könnt ihr auf Spotify hören: @Nediemo


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