Jazz im Ruhrgebiet?

Autor: Nikita Verbitskiy | In der Oma Doris findet jeden Monat die Jamsession Doris Macht Blau statt. [Foto: Stephan Fröhlich]

Der 30. April ist der Internationale Tag des Jazz. Das High-Brow Genre würde man üblicherweise nicht mit der Malocher-Kultur des Ruhrgebiets verbinden. Wir zeigen euch, wo der Spirit der Improvisation im Pott aufrecht erhalten bleibt.  Egal, ob ihr mit auf die Bühne und alles rauslassen, oder einfach bei Livemusik entspannen wollt.  

Montagssession im domicil

Das domicil in Dortmund zählt zu den renommiertesten Jazzclubs Deutschlands. Hier habt ihr regelmäßig die Chance, hochkarätige internationale Acts zu erwischen oder die lokale Szene zu unterstützen. So präsentiert das Ensemble der Folkwang Uni hier monatlich sein Repertoire.  Bei den Montagssessions habt ihr die Möglichkeit, selbst auf der Bühne zu stehen. Diese finden immer im kleinen Saal ab 20:30 Uhr statt. Meist gibt es zu Beginn ein einstündiges Konzert einer lokalen Jazz-Band und im Anschluss eine offene Jam Session. Das domicil überzeugt mit angenehmer Atmosphäre bei gedimmtem Licht und ist jeden Montag voll besucht – früh kommen lohnt sich also. Auch die Bar ist immer einen Besuch wert. Mit dem Look einer Lynchian Lodge in rotes Samt getaucht, schmecken die ohnehin erstklassigen Cocktails noch besser. 

Doris macht blau

Der Dortmunder Kultclub Oma Doris bedient erfolgreich eine Vielzahl an Genres . Hier könnt ihr Nu Rave, Ghetto Tech und Happy Trance an einem Abend, Trap und Hip Hop am nächsten und die Woche darauf das beste der Disco-Ära genießen. Zu diesen Genres zählt, dank des Kollektivs Bunt oder Blau, mittlerweile auch Jazz. Jeden ersten Dienstag im Monat laden die Veranstalter:innen zu Doris Macht Blau ein. Die Tanzfläche verwandelt sich dabei in eine Bühne und die umliegenden Sitzecken finden auf einmal Verwendung. Der Look und der Aufbau fügen sich so gut in das Konzept ein, dass man das Gefühl bekommt, der Club wurde dafür gebaut. Hier poolt sich die junge, pulsierende Jazz-Ader Dortmunds. Der Altersdurchschnitt ist merklich jünger als zum Beispiel im domicil und der Club wird von Monat zu Monat voller, beim letzten Mal gab es selbst auf dem Boden kaum noch Platz zum Sitzen. Musikalisch sind die Sessions mit denen im domicil vergleichbar, man findet auf beiden Bühnen vertraute Gesichter. 

Dienstagssession im Felis 
Wenn ihr es etwas ruhiger haben und lieber entspannt neben der Musik Unterhaltungen führen wollt, ist die Dienstagssession in der Essener Bar Felis das Richtige für euch. Die Bühne und die Band sind kleiner, der Auftritt mehr im Hintergrund. Hier könnt ihr mit euren Freund:innen etwas trinken, Karten oder Brettspiele spielen und dabei von der Band begleitet werden. Eher in Richtung Jazz-Hop orientiert, findet sich ein eingespieltes Team auf der Bühne. Angenehme jazz-inspirierte Beats bieten den freestylenden Rappern aus der Gegend die Möglichkeit, sich verbal auszutoben, ab und zu gibt es eine Solo-Improvisation der Instrumentalist:innen. Die Bar ist schön und das Bier lecker, die Stimmung insgesamt etwas gemütlicher. Das macht das Felis zu einer spannenden Alternative zur Kneipe mit Spotify-Playlist.


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