„Geld ist gedruckte Freiheit”

Artikel: Carolin Neumeier | Für den Dreh wurden 1,3 Millionen DDR-Mark gedruckt. [Foto: Carolin Neumeier]

Wiedervereinigung, Polyamorie und Diebstahl: Heute startet ein neuer Feelgood-Film in den deutschen Kinos. Wir haben Zwei zu Eins vorab bei der NRW-Premiere in der Lichtburg gesehen und uns für euch einen Eindruck verschafft. 

„Ich hab euch lachen hören, das ist mein Lohn”, sagt Regisseurin Natja Brunckhorst, als sie wieder vor den roten Vorhang tritt. Wenige Minuten zuvor lief noch vor vollem Saal der Abspann ihrer neuen Komödie Zwei zu Eins auf der Leinwand der Lichtburg. Der Film mit Starbesetzung von Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld und Weiteren spielt in Halberstadt im Sommer 1990.

Die ostdeutschen Bewohner:innen stehen kurz vor der Wiedervereinigung und der damit einhergehenden Währungsreform von der DDR-Mark zur Deutschen Mark. Die DDR-Stadt wird dargestellt wie der Wilde Westen: Keine:r scheint so recht zu wissen, was nun erlaubt und verboten ist. Nicht einmal die Polizei. Dementsprechend abenteuerlich zeigen sich die Protagonist:innen in ihrer Idee, ein naheliegendes Gewölbe zu durchforsten. Dort finden sie bald wertlose DDR-Mark Scheine in Millionenhöhe. Ohne einen richtigen Plan, was mit der quasi wertlosen Währung passieren soll, nehmen Maren (Sandra Hüller), Volker (Ronald Zehrfeld) und Robert (Max Riemelt) säckeweise DDR-Mark mit. Erst als sie in ihrem Wohnzimmer in Scheinen baden, kommt die Idee auf, mit dem Geld Ware von Westdeutschen abzukaufen, bevor die Tauschfrist endgültig endet. Gemeinsam mit Freund:innen und Nachbar:innen entsteht ein Coup, bei dem hunderte Mikrowellen, Kassettenrekorder und Topfsets angeschafft werden. Aber wirklich durchdacht ist die Idee nicht und so kommt es schnell zu Uneinigkeiten, die den Konflikt zwischen dem Ideal des sozialistischen Gemeinwohls und einem durchscheinenden kapitalistischen Eigensinn gewitzt illustrieren. Neben dem Konflikt um den Umgang mit den Unmengen an DDR-Mark erschwert die Dreiecksbeziehung zwischen Maren, Robert und Volker das Geschehen merklich und wirft weitere Fragen auf. 

Basierend auf wahren Ereignissen 

Inspiriert von echten Diebstählen im Jahr 1990 konstruiert Katja Brunckhorst in Zwei zu Eins eine Geschichte von versuchtem Widerstand. Besonders für Zuschauer:innen, die die  turbulente Zeit der deutschen Wiedervereinigung miterlebt haben, scheint die Geschichte wunderbar zu funktionieren. Es wird viel gelacht und geschmunzelt über Personennamen und Zusammenhänge, die mit Mitte-zwanzig nicht direkt ersichtlich sind. Mit den Augen der GenZ sieht man eine seichte Sommerkomödie mit Heist-Movie-Elementen, die es nicht so wirklich schafft, in die Tiefe zu gehen. Besonders das eher alberne Ende nimmt jeglicher durchscheinender Systemkritik den Wind aus den Segeln. Auch die Liebesbeziehung wirkt konstruiert und nimmt trotzdem zu wenig Raum in der Geschichte ein. Dafür überzeugen Set- und Kostümdesign, wodurch die Zuschauerschaft in das Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zurückversetzt wird. Im Großen und Ganzen versucht die Komödie etwas zu stark niemandem (weder Ostdeutschen noch Westdeutschen) vor den Kopf zu stoßen und verliert in ein paar langen, für die Narrative irrelevanten Sequenzen den roten Faden und das Tempo. 

Der X Verleih bringt im Vertrieb der Warner Bros einen schönen Film in die Kinos, um mal wieder mit den Eltern ins Kino zu gehen und in eine andere Ära transportiert zu werden. Eine Oscar-Nominierung steht Sandra Hüller und Co. mit Zwei zu Eins wohl eher nicht bevor. 

Titel: Untertitel des Filmes und Zitat von Fjodor Michailowitsch Dostojewski.


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