Fotografie als Mittel für mehr Selbstliebe und Wertschätzung

Artikel: Freya Pauluschke | Die Bilder schenken den Frauen mehr Selbstvertrauen. [Foto: Alina Sophie Boudoir]

Immer noch werden Frauen häufig auf ihr Äußeres reduziert. Je nach Kommentar löst diese Objektifizierung des weiblichen Körpers einiges in der Selbstwahrnehmung von Frauen aus. Alina Wößmann ist Selbstliebe-Fotografin. Die 24-jährige Hamburgerin macht Boudoir-Shootings, um Frauen mehr Selbstvertrauen und -wertschätzung zu verleihen. Alina hat uns erklärt, was sie genau macht und warum es sie als Fotografin genauso wie die Menschen vor der Kamera erfüllt.

Alina hat Design an der Hochschule Düsseldorf studiert. Seitdem sie zehn Jahre alt ist, fotografiert sie gerne und mit 18 Jahren begann sie neben dem Studium als selbstständige Hochzeitsfotografin zu arbeiten. Dann spezialisierte sie sich auf die Boudoir-Fotografie und ist mit Alina Sophie Boudoir seit einem Jahr selbstständig.

Doch was ist Boudoir-Fotografie? Das Wort ‚boudoir‘ kommt aus dem Französischen und bezeichnet das Ankleidezimmer oder auch einen Rückzugsraum für Frauen. Der fotografische Stil bildet sinnliche Figuren in einer intimen, wohligen Wohnzimmeratmosphäre ab. „Boudoir ist eine Wertschätzung an dich selbst, ein Liebeslied an deinen Körper, ein Zelebrieren der Schönheit einer jeden Frau“, definiert Alina die Boudoir-Fotografie. Allerdings gibt es die Boudoir-Fotografie auch für Männer. Alina hat sich aber auf Frauen spezialisiert, da sie sich mit deren Geschichten am meisten verbunden fühlt.

Strike A Pose

Wie solch ein Boudoir-Shooting abläuft? Der wichtigste Schritt ist zunächst, eine vertraute Basis zu schaffen. Alina lernt ihre Kundinnen kennen und bespricht Gedanken, Fragen, Tricks und Tipps. Die Boudoir-Shootings finden in ihrem Atelier in Hamburg in einer wohnlich-gemütlichen Atmosphäre statt. Es gibt die Möglichkeit, den Shooting-Tag mit einem Styling zu beginnen. Anschließend werden die Outfits herausgesucht. Diese zeigen meist viel Haut – weiße Spitzensets, schwarze Mesh-Bodys oder sportliche Wäsche. „Am wichtigsten ist ein guter Sitz. Eine optimale Passform ist die Grundlage dafür, dass du dich in deiner Wäsche wohlfühlst. Außerdem ist mir wichtig: Du entscheidest zu jedem Zeitpunkt selbst, wie viel oder wie wenig du gerade tragen möchtest. Auch in einer Jeans und deinem Lieblingsshirt können sinnliche Bilder entstehen“, erklärt Alina.

Die Fotografin unterstützt ihre Kundinnen stets bei dem Boudoir-Erlebnis, da viele bei dem Shooting zum ersten Mal vor der Kamera stehen: „Wir gehen diesen Weg gemeinsam. Begleitet von deiner Lieblingsmusik fließen wir durch das Shooting. Ich zeige dir jede Pose – von den Fingerspitzen bis in die Zehen. Zwischendurch wirst du immer wieder erste Ergebnisse auf meinem Kameradisplay sehen, die dir zeigen, wie schön du bist.“ Die Posen müssen nicht akrobatisch oder eingeübt sein, Hauptsache, man fühlt sich wohl mit dem, was man tut. Das nächste Wiedersehen findet am Reveal-Termin statt, an dem alle Fotos eingesehen werden und das Model sich ihre Lieblingsbilder aussuchen kann. Gemeinsam wird eine Druckvariante gefunden, zum Beispiel ein Fotoalbum, das die „Lieblingsbilder so zur Geltung bringt, dass sie im Alltag immer wieder ein Selbstliebe-Boost sein können.“

Perfekt Unperfekt

Wir leben in einer Gesellschaft, die uns ständig suggeriert, nicht gut genug zu sein – jede:r möchte besser, schneller, schlauer und schöner sein: „Und zusätzlich scheint es leider für viele Menschen immer noch normal, fremde Körper zu kommentieren und zu beurteilen. Umso wichtiger finde ich es, in meinen Shootings einen wertungsfreien Raum zu schaffen, in dem jede Frau ihre sinnlich-schöne Seite erfahren darf.“ In vielen Zeitschriften oder Social-Media-Posts sind gephotoshopte Körper zu sehen, die das eigene Körperempfinden verunsichern können. Dadurch wird ein unrealistisches Bild des weiblichen Körpers in die Köpfe unserer Gesellschaft gesetzt. Ob man mittels Fotografie dieses tief verankerte Denken in Schönheitsidealen aufheben oder wenigstens verändern kann, ist eher fraglich.

Beim Yoga in ihrem Körper anzukommen, lässt die 24-jährige Selbstliebe-Fotografin Alina stark fühlen. [Foto: Alina Sophie Boudoir]
Alina hat sich auf Boudoir-Fotografie spezialisiert, um Frauen mit ihren Bildern mehr Selbstvertrauen zu schenken. [Foto: Alina Sophie Boudoir]

Alinas Ziel ist jedoch, beim Individuum anzufangen und der Frau eine neue, augenöffnende Perspektive auf sich selbst zu bieten: „Ich möchte sie so zeigen, wie ich sie in ihrer Schönheit und Sinnlichkeit wahrnehme. Dabei fällt mein Blick nie fokussiert auf Dehnungsstreifen, Pickel, Cellulite oder ähnliche Spuren. Diese gehören zu der Geschichte jedes Körpers dazu. Es geht darum, der Frau zu zeigen, wie schön ihr Körper als Ganzer ist. Sie soll kein ‚verfälschtes‘ Bild von sich erhalten, sondern sehen, wie schön sie sowieso schon ist.“

Für einen Schritt in Richtung Selbstliebe und -akzeptanz empfiehlt Alina, den Fokus zu verrücken: „Vielleicht magst du deine Arme nicht, aber wahrscheinlich magst du, was du mit ihnen tun kannst, zum Beispiel deine Lieblingsmenschen in eine dicke Umarmung schließen.“


Beitrag veröffentlicht

in

von