Dry January – Ein Selbsttest

Ein Artikel von: Selome Abdulaziz | Bild: KiBa statt Bier. [Foto: Selome Abdulaziz]

New Year, New Me? Den Jahreswechsel nutzen viele Menschen, um schlechte Gewohnheiten abzulegen oder neue Hobbies zu starten. Seit einigen Jahren gibt es den „Dry January“. Partizipierende trinken dabei den Januar über keinen Alkohol. Unsere Redakteurin hat den Trend ausprobiert.

Der Dry January startete 2013 in Großbritannien als Kampagne des Vereins Alcohol Change UK. Der Verein möchte auf die Risiken von Alkoholkonsum aufmerksam machen. In den letzten zehn Jahren breitete sich der Dry January auf weitere Länder wie Frankreich und die Schweiz aus. In diesem Jahr wird die Kampagne erstmals offiziell in Deutschland verbreitet.

Warum Dry January?

Eine Studie des Royal Free Hospitals aus dem Jahr 2018 zeigt, dass ein alkoholfreier Monat den Blutdruck, die Cholesterin-Werte und das Diabetes-Risiko reduziert. Der Verein Alcohol Change UK schreibt auf seiner Website, dass der Dry January außerdem dabei hilft, langfristig bewusster mit Alkohol umzugehen. Es heißt dort: „Being alcohol-free for 31 days shows us that we don’t need alcohol to have fun, to relax, or to socialise. […] That means that for the rest of the year we are better able to make decisions about when we drink and how much […].”

Eine Studie der University of Sussex von 2018 bestätigt, dass Teilnehmer:innen der Kampagne auch im August weniger Alkohol trinken als zuvor. Ein Großteil der Proband:innen sparte während des Dry January Geld und hatte das Gefühl, ihre Beziehung zu Alkohol mehr zu überdenken. 70 Prozent bemerkten eine verbesserte Gesundheit und schliefen besser, über die Hälfte konnte sich besser konzentrieren und hatte eine reinere Haut.

Ohne Alkohol im Club?

Meine Motivation für den Dry January bestand aus einem etwas über die Stränge geschlagenen Silvester und der Lust auf eine Herausforderung. Zu Hochphasen der Pandemie gab es bereits einige Monate, in denen ich komplett auf Alkohol verzichtet habe, da es einfach keinen Anlass gab, zu trinken. Seitdem mein soziales Leben wieder in vollem Gange ist, stieg der Alkoholkonsum jedochaber wieder. Leckere Cocktails oder eine Weinschorle zum Essen, ein paar Bier mit Freund:innen in der Kneipe und „witzige“ Trink-Stories gehörten zu meinem Alltag. Ich trinke vermutlich nicht mehr als der:die durchschnittliche Studi in Deutschland, aber Alkohol wird in unserer Gesellschaft verharmlost und gehört zum guten Ton. Das habe ich hinterfragt und wollte wissen: Wie fühlt sich ein alkoholfreier Monat in einem gut laufenden sozialen Leben an?

Der Verzicht fiel mir tatsächlich leichter als gedacht. Allerdings habe ich das Glück, verständnisvolle Freund:innen zu haben, die Menschen nicht drängen, doch ein Bier zu trinken – keine Selbstverständlichkeit. Wenn ich Lust auf Bier hatte, bestellte ich mir ein alkoholfreies in der Kneipe, bei einer Geburtstagsparty trank ich meinen Lieblingscocktail – Gin Mule – einfach mit alkoholfreiem Gin. So konnte ich so viel trinken wie ich wollte, ohne einen Kater zu riskieren. Auch beim anschließenden Clubbesuch vermisste ich Alkohol nicht und trank eine Cola. Geld habe ich dadurch auf jeden Fall gespart. Eine Verbesserung meines Hautbilds und meiner Gesundheit konnte ich nicht feststellen, aber diese werden von vielen Faktoren beeinflusst und ich hatte vorher bereits wenig Probleme damit.

Den langfristigen Effekt kann ich noch nicht bewerten, aber ich habe gemerkt, dass mir Alkohol kaum fehlt. Meine Freund:innen fragten scherzhaft, ob ich vorhabe, mich am 01. Februar direkt zu betrinken – Nein, ich möchte zwar nicht ganz auf Alkohol verzichten, aber weniger und bewusster trinken.  Wenn ihr nächstes Jahr selbst teilnehmen möchtet: Hier kann man sich für den Newsletter der Kampagne anmelden und eine dazugehörende App runterladen, um motiviert zu bleiben. Natürlich könnt ihr auch jeden anderen Zeitpunkt im Jahr wählen und zum Beispiel einen Dry July machen.


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