[Kolumne von anonym]
Im einen Moment erkläre ich all meinen Freund:innen, dass ich diesmal wirklich nur etwas Lockeres suche, ich gehe ja schließlich bald ins Ausland. Im nächsten Moment fermentiere ich Gemüse mit dem Typen, den ich seit drei Wochen zweimal die Woche sehe. How did this happen…again?
Ich bin leider offensichtlich in einem Constant State of Delusion und denke immer wieder, ich könnte es ja mal versuchen mit diesem casual Dating. Einfach ganz entspannt an die Sache ran gehen: alles kann, Nussmix (oder so). Aber die einzige, die recht entspannt bleibt, ist meine Therapeutin, die mit mir wieder über das gute alte Thema reden kann, das den Mittelpunkt meines Lebens darzustellen scheint: Menners. Ob sie mich wollen? Warum sie mich nicht wollen? Warum ich sie nicht will? Und natürlich: Ob ich einen finde, der zu mir passt?
Es kommt, wie es kommt
All diese Fragen bestimmen mein (Dating-)Leben und meine Gefühlswelt. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass mein Leben sich allgemein stark um das Thema Dating und Partnerschaft dreht. Kommt das von den endlosen RomComs, in denen die alleinstehende Protagonistin häufig als die slightly weirde und weniger attraktive Person dargestellt wird? Oder kommt es durch die Tatsache, dass das Single-Sein irgendwie immer als eine Art Übergangsphase angesehen wird? Es gibt sicherlich viele Dinge, die dazu beigetragen haben und das nach wie vor tun. Ich wäre gerne ein Girly, das ohne viel Grübeln und ohne Gedanken an morgen das Datingleben genießt. Jemand, die sich ganz bewusst ist, dass man wohl keinen Mann braucht (hä, warum auch eigentlich?) für ein erfülltes Leben. Ganz nach dem Motto: Es kommt, wie es kommt. Aber hey, ich bin wohl eher das Girly, das ganz genau wissen will, wie es kommt, wieso es so kommt und WANN ES DENN ENDLICH kommt. Leider funktioniert Dating – besonders in 2025 – nicht so und das Leben allgemein auch nicht.
Das Leben passierte also so einfach vor sich hin und ich kann jetzt zwar drei Gläser eingelegtes Gemüse mein Eigen nennen, den Typen allerdings nicht mehr. Besser so, denn selten hat Gemüse mich so sehr enttäuscht, wie es die Kommunikationsfähigkeit dieses Mannes (und auch einiger anderer) getan hat.
Was tun und wie damit umgehen?
Ich glaube, ich habe mittlerweile mit 27 Jahren, nach etwa 10 Jahren Dating-Erfahrung und vielen Jahren Single-Daseins, eingesehen, dass ich mich am besten einfach so akzeptiere, wie ich bin, wenn es um Dating geht. Ich will Nähe, Sicherheit und Klarheit. Ich würde sehr gerne eine Beziehung eingehen, wenn ich die richtige Person finde und nicht nur der casual Booty Call sein. Manchmal möchte ich diese Bindung zu einer Person leider so sehr, dass es etwas anstrengend wird. Vor allem inmitten einer (Dating-)Generation, in der Gespräche über Commitment und offene Kommunikation in vielen Leuten die gleiche unangenehme Reaktion auslösen wie das Gerede von *insert konservative:n CDU-Politiker:in* bei mir. Und trotzdem versuche ich, mir treu zu bleiben und einfach langsam anzuerkennen, dass es vollkommen okay ist, dass ich mir eine Beziehung wünsche. Dass es in Ordnung ist, dass ich den Gedanken an „was Lockeres” gerne sofort über Bord werfe, sobald es zwischen mir und der anderen Person klickt, und dass es auch richtig und wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. The Bar shouldn’t be on the floor, Leute. Sich klar werden, was man sucht und es dann offen kommunizieren – das wäre doch mal eine feine Sache.
Dating ist aus vielen nervigen Gründen sowieso schon anstrengend genug. Also lasst uns doch versuchen, dazu zu stehen, was wir wollen, und lernen, das auch offen zu kommunizieren. Let’s make den Wunsch nach Commitment und Bindung great again!