Artikel: Julika Ude | „Warum Nudeln? Das ist einfach: Die Nudel als solche ist sexy, vielseitig und macht glücklich!” – Damían, Inhaber des Nudelgartens [Foto: Julika Ude]
In Duisburg halten sich die lauschigen Plätzchen eher versteckt. Eins davon in Duisburg-Ruhrort: Damíans Nudelgarten versorgt dich auf deinem Rhein-Spaziergang mit besonders leckeren Kohlenhydraten.
Duisburg-Ruhrort gilt nicht umsonst als Künstler:innenquartier. Zwischen Kreativläden, verwinkelten Gassen und urigen Kneipen kommt man bei einem Spaziergang am Ruhrorter Hafen an einem einzigartig duftenden Fenster vorbei: an Damíans Fenster – dem Tor zu einem Garten voll köstlicher Vielfalt. Hier wachsen Nudeln, „die niemals welken“. Nicht zuletzt, weil sie so begehrt sind, dass sie vor dem verwelken schon genüsslich verspeist wurden.
Seit 30 Jahren gibt es Damían Heinrichs geliebten Nudelgarten. Zunächst wurde er in Neudorf noch unter der Leitung von Gründer Klaus Schüller, auch bekannt als Nudelklaus, einem langjährigen Freund von Damíans Familie geführt. Schon als Kind hat Damían in seinem Laden in den Ferien ausgeholfen und so seine Leidenschaft für Nudeln entdeckt. Als das Geschäft nach einem Inhaberwechsel 2019 geschlossen werden sollte, wurde Damían klar, dass er das Konzept des Nudelgartens unbedingt erhalten wollte.
Nach einigen Umbauarbeiten und Konzeptanpassungen zog der Nudelgarten 2021 in die Gildestraße 16 in Duisburg-Ruhrort, einem kleinen Lädchen an der Ecke. An der Hausfassade hat Damían Holzbank und -Tisch befestigt, die er ausklappen und für seine Gäste zur Sitzgelegenheit mit direktem Blick auf den Ruhrorter Hafen umwandeln kann. Der Laden ist unscheinbar, aber versprüht trotz Nudelverkauf den vollen Trinkhallen-Flair. Genau das macht ihn zu einem Kultgeschäft, in dem echter Genuss entsteht.
Mit Hand, Herz und traditionellen Gussformen bereitet Damían seine Ware vor Ort selbst und frisch zu. „Die Nudeln bekommen durch die Bronze-Formen eine raue und sehr große Oberfläche. Dadurch bleibt mehr Soße, also mehr Geschmack, an ihnen haften“, erklärt der Nudel-Experte. Spiralnudeln, Strozzapreti, Nudelnester – mit Kakao-Geschmack, mit Curry oder mit Matcha. Damían stellt seine Nudeln mit wechselnden Gewürzen her. So passiert es, dass nicht immer alle Sorten vorhanden sind. „Trotzdem freue ich mich, wenn Kund:innen mir erzählen, was sie besonders gerne mögen und sich auch bei ausverkauften Sorten nicht davor scheuen, mir ihre Wunschnudel mitzuteilen. Bei mir bestimmt die Nachfrage das Angebot!“, führt der Inhaber aus. Sein Geschäft ist nicht groß und er ist der einzige Mitarbeiter. Das macht ihn flexibel und persönlich.
Von Dinkel-Vollkorn bis zu „geiler“ Tomatensoße und gegrilltem Fenchel
Auf Wunsch können die Kund:innen sich auch ihre ganz eigenen Nudelsorten kreieren lassen. Das Bezahlkonzept ist einfach: Damían wiegt die Größe der Portion ab, die du benötigst und nach ihr richtet sich dann der Preis. Neben den trockenen Nudeln, die sich mit der passenden Soße und Gewürz, oder sogar dem passenden Wein oder Brand aus Damíans Geschäft super verschenken lassen, bietet der Koch jede Woche auch unterschiedliche verzehrfertige Mahlzeiten an. Seine Wochenkarte postet er am Anfang der Woche auf seinem Instagram Kanal Nudelgarten.
Von vegan und Dinkel-Vollkorn bis zu „geiler“ Tomatensoße und gegrilltem Fenchel in Orangensoße ist alles bei Damíans Kreationen dabei. Für ruhige Esser:innen gibt es auch Nudeln mit neutralem Geschmack und herkömmlichem Pesto. Oder andere Gerichte, wie Salate oder Suppen, bei denen auch stets auf Nachhaltigkeit geachtet wird: „Keine übriggebliebene Suppe oder Soße wird weggeschmissen, sondern haltbar gemacht. Aus Gemüseresten werden Brühen gekocht. Alles, was dann noch übrig bleibt, wird kompostiert und zu Pflanzendünger verarbeitet oder in der Nachbarschaft verschenkt.“ Damían liegt Umweltschutz sehr am Herzen, deshalb hat er auch Plastikverpackungen und tierische Produkte aus seinem Sortiment verbannt.
Der Laden ist seine Leidenschaft, dabei macht der Kontakt zu Kund:innen seine Arbeitstage besonders. Am meisten Freude bereitet es ihm, wenn Menschen vielleicht auch nur zufällig am Nudelgarten vorbeikommen und sich über seinen kleinen Laden freuen. „Toll ist, wenn sie etwas essen und sich einige Zeit beim Laden aufhalten, um zu plaudern, sich beraten zu lassen und sie danach das Gefühl haben, richtig was erlebt zu haben”, schwärmt Damían. „Oder wenn Menschen zum Mittagstisch vorbeikommen und gar nicht mehr nachfragen, was es denn gibt, weil sie wissen, dass es ihnen schmecken wird.”
Je nach Hunger kannst du dir an seinem Fenster eine große oder kleinere Portion abwiegen lassen und mit auf deinen Rhein-Spaziergang nehmen. Für die volle Nudelgarten-Erfahrung empfehle ich allerdings, das Gericht auf der Bank direkt vor seinem Laden zu verzehren, während du dir die Sonne am Hafenufer ins Gesicht scheinen lässt. Wenn du Glück hast, erwischt du vielleicht sogar einen der Tage, an denen Damían mit Freund:innen, Nachbar:innen und Wein die Abendsonne bei einem Pläuschen genießt.