Album des Monats: A Place You Grew Up In – Laveda

Das zweite Studioalbum der Band Laveda erschien am 14. April. [Foto+Text: Anna Olivia Böke]

Das am 14. April erschienene zweite Album des Duos Laveda aus Albany (New York) ist ein echter Geheimtipp für Indie-Rock-Fans. In zwölf Songs beschäftigt sich die Band mit Ängsten, Herzschmerz und Melancholie. Wieso es unser Album des Monats ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.

A Place You Grew Up In ist ein wunderbar bittersüßer Soundtrack für eure 20er. Das Album vereint mit viel Hall und schweren Shoegaze-Gitarren die sanften und rauen Seiten des Lebens. Weniger experimentell als das Debüt-Album What Happens After, das mit einigen elektronischen Elementen und Stimm-Pitch-Effekten geglänzt hat, zeigt das Nachfolger-Album die ungeschminkte Seite der Band.

Los geht es direkt mit dem Herzschmerz Song F***. Dieser baut sich langsam von Lo-Fi Gitarren zur vollen Bandbesetzung auf und führt uns in die Stimmung des Albums ein. Der zweite Song So Long ist einer meiner Favoriten. Mit zunächst dringlichem Sprechgesang kreiert er eine bedrückende Stimmung, die im Laufe des Songs in träumerisch halligen Vocals und Drums, unterlegt mit Gitarren-Feedback, aufgeht – der perfekte Live Show-Eröffner. Die erste Single Surprise überzeugt trotz oder gerade durch das sehr vereinfachte und gleichbleibende Schlagzeug mit seiner Eingängigkeit und Nachempfindbarkeit. Zeilen wie „Being alive is just getting old. I’m not surprised that I’m not sober” mit zu singen macht eine verwirrende Mittzwanziger-Existenz um einiges aushaltbarer.

Weiter geht es mit dem Track Crawl, der mit Streichern einsteigt und in einem Klangteppich aus verträumten Gitarren und verwaschenen Vocals zerfließt. Einer der weniger eingängigen Songs, die aber ungemein zur melancholischen Gesamtstimmung des Albums beitragen. We’re All Screwed zieht im Anschluss das Tempo wieder an und sorgt mit verzerrten Gitarren und gerufenen Vocal-Overdubs für den wütenden Anteil des Albums.

In der Mitte des Albums  befindet sich Jumper Cables. Der einzige Track, in dem die Hauptstimme nicht von Sängerin und Gitarristin Ali Genevich, sondern von Bandkollege Jake Brooks gesungen wird. Auf dem Debüt gab es eine deutlich ausgewogenere Verteilung der Gesangsparts. Der Song geht neben dem Rest trotzdem etwas unter. Be Yours ist eine herzzerreißende Klavier-Ballade, die von zerflossener Liebe erzählt und sich gegen Ende mit warmen Akustik-Gitarren-Klängen und sanften Drums zu einem Song mit positivem Nachgeschmack aufwiegt.

Unterbrochen von den atmosphärischen Feedback Sounds der kurzen Interlude breathing folgt Troy Creeps, ein weiterer Favorit des Albums. Der blecherne Snare-Sound gepaart mit dem abgedämpften, sich aufbauenden Gitarren-Strumming erzeugt eine Spannung, die sich im Chorus wunderschön auflöst. Die Shoegaze Gitarre im Outro ist ein weiteres Highlight.

Kurz vor dem Ende kommen wir zum Titeltrack A Place You Grew Up In, der ähnlich durch seine Vibrato Gitarrenmelodien und kathartisch geschmetterten Chorus-Gesang überzeugt. Mit Clean werden wir langsam sanft entlassen und noch einmal in die gedämpften atmosphärischen Soundscapes des Albums getaucht, bevor Cut Sleeves mit einer Coming-of-Age Abspann-Stimmung das Album abrundet. Die mit Chorus versehene Klaviermelodie im letzten Drittel des Songs lässt alle Sorgen für einen Moment verschwimmen und aufsteigen – Was möchte man mehr? 
Auch wenn es an manchen Stellen im Aufbau der Songs repetitiv sein kann, ist A Place You Grew Up In ein Album, das auch als solches gehört werden will – an einem Stück. Es ist ein Album zum Fühlen und Vergessen, zum Tagträumen und Realisieren, aber vor allem zum Schwelgen.


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