Studienkredite als Schuldenfalle?

Artikel: Volker Strauß | Die jüngsten Zinserhöhungen für Studienkredite kann für viele Studierende zur Schuldenfalle werden [Foto: Bing Image Creator]

Im Oktober hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) den Zinssatz für Studienkredite auf über 9 Prozent angehoben. Damit ist der Zinssatz sogar höher als bei vielen Immobilienkrediten. Diese bedenkliche Entwicklung gefährdet Studierende und lockt sie in eine Schuldenfalle. Wir haben uns die jüngsten Entwicklungen angeschaut.

Derzeit erhalten etwa 11 Prozent aller Studierenden in Deutschland BAföG. Studierende, die über der BAföG-Grenze liegen, haben die Möglichkeit, einen Studienkredit bei der KfW aufzunehmen. Dieser Studienkredit ist einkommensunabhängig und an wenige Voraussetzungen geknüpft. Laut dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) erhalten aktuell 63.000 Studierende Geld aus einem Bildungsfond oder einem Studienkredit. Das sind rund 2,2 Prozent aller Studierender. Darüber hinaus befinden sich derzeit rund eine Viertelmillion Personen in der Rückzahlungsphase, da sie ihr Studium abgeschlossen haben und nun ihre Schulden tilgen.

Der KfW-Studienkredit weist eine Besonderheit auf, die ihn von herkömmlichen Darlehen unterscheidet: Der Zinssatz ist in der Regel variabel und kann sich alle sechs Monate ändern. Und das tut er auch. So lag er im Oktober 2021 noch bei 3,76 Prozent, im April 2023 bei 7,82 Prozent und zuletzt wurde der Zinssatz auf 9,01 Prozent erhöht. 

Diese Entwicklung macht den Studienkredit nicht nur unattraktiv für Neukunden, sondern gefährdet vor allem Studierende, die aufgrund des hohen Zinssatzes nun in finanzielle Not geraten könnten. 

[Zinssätze KfW-Studienkredit/Euribor im Vergleich; Quellen: euribor-rates.eu/studis-online.de]

Der Zinssatz ist an den europäischen Referenzzinssatz EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) gekoppelt. Dieser beschreibt die durchschnittlichen Zinssätze, zu denen europäische Banken sich gegenseitig Geld leihen. Momentan liegt der Zinssatz bei einer Laufzeit von 12 Monaten bei 4,004 Prozent. Die 5 Prozent, die die KfW-Bank auf den Euribor-Zinssatz im Moment draufschlägt, begründet die Bank mit einem hohen Ausfallrisiko. Das sei so hoch, da keine Prüfung der Kreditwürdigkeit vor Kreditvergabe stattfindet. Die SPD-Bundestagsfraktion fordert jetzt, die jüngsten Zinserhöhungen zurückzunehmen.

Die Bundesregierung hatte sich zu Beginn der Legislaturperiode „Chancengerechtigkeit im Bildungssystem“ auf die Fahne geschrieben. Die Zahl der Studierenden, die BAföG beziehen, sinkt laut dem Statistischen Bundesamt seit 2010 kontinuierlich. Wenn nun auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten schier unmöglich werden, gefährdet dies Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Eine rasche Reform des BAföG sowie eine Rücknahme der Zinserhöhung wären wünschenswert.

Wenn ihr euch für Studienfinanzierung interessiert oder Probleme bei der Finanzierung eures Studiums habt, findet ihr hier nützliche Links:


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